Impfaktion für Schüler der Stadt Bretten
Von Impfgegnern und schlechter Organisation
Bretten (ger) Die Impfung ist der einzige Weg aus der Pandemie. Darüber sind sich Wissenschaftler und Experten einig. Weil die Impfquote aber seit einiger Zeit stagniert, gibt es immer öfter niedrigschwellige Aktionen, wo sich Menschen den Piks ohne Anmeldung wohnortnah abholen können. Auch die Stadt Bretten hat schon mehrfach solche Aktionen angestoßen. Für Dienstag hatte sie eine Impfaktion für Schülerinnen und Schüler im Hallensportzentrum organisiert. Brettener Woche-Redakteurin Katrin Gerweck war dort mit ihrem Sohn, um diesen zum zweiten Mal impfen zu lassen. Über ihre negativen Erfahrungen bei diesem Termin berichtet sie im Folgenden:
Nicht extra ins Impfzentrum
Mein Sohn sollte just im Zeitraum der Impfaktion der Stadt seine Zweitimpfung erhalten, daher freuten wir uns, dass wir diese in Bretten bekommen konnten und nicht extra ins Impfzentrum nach Heidelsheim fahren mussten. Zumal die Impfzentren ja nur noch bis Ende des Monats in Betrieb sind und daher von einem größeren Andrang und längerer Wartezeit auszugehen war.
Die Aktion war von Bürgermeister Michael Nöltner in einem netten Brief an die Schülerinnen und Schüler der Brettener Schulen angekündigt worden und sollte von 8.30 Uhr bis 13 Uhr stattfinden. Ich holte meinen Sohn nach der ersten Stunde an der Schule ab, und um kurz nach halb neun waren wir vor Ort. Vor der Tür reichte uns ein älterer Herr dann freundlich einen Flyer mit dem Titel: „Lassen Sie Ihr Kind nicht impfen!“ Erstes Stirnrunzeln meinerseits. Im Hallensportzentrum wurden wir von einer Angestellten der Stadt mit einer Temperaturmessung in Empfang genommen und bekamen ein Kärtchen mit der Nummer elf. Die zehn Impflinge, die vor uns angekommen waren, saßen bereits im Wartebereich.
Mobiles Impfteam kommt später
Absolute Ruhe herrschte im abgetrennten Bereich hinter den Stellwänden, und es tat sich erst einmal… nichts. Ich dachte an meine Arbeit, die im Büro auf mich wartete. Gegen 8.45 Uhr trudelte dann das Mobile Impfteam ein und begann seine Vorbereitungen zu treffen. Der diensthabende Arzt stellte sich den Wartenden vor – inzwischen waren fast alle Plätze im Wartebereich besetzt – und erläuterte, zwei Impfstoffe dabeizuhaben: Biontech sowie Johnson & Johnson. Er verwies darauf, dass man sich die wichtige zweite Impfung (falls man den mRNA-Impfstoff Biontech wähle) beim Hausarzt „oder wo auch immer“ abholen müsse und sagte, das Team würde auch Drittimpfungen verabreichen und wann diese sinnvoll seien. Dann die Frage, ob auch Schüler anwesend seien. Bei einer Impfaktion für Schüler nicht unwahrscheinlich, dachte ich bei mir.
Impfgegner mit Plakaten vor der Tür
Kurze Zeit später verließen die ersten Unter-16-Jährigen die Halle, da sie nicht in Begleitung ihrer Erziehungsberechtigten waren, was aber nötig gewesen wäre. Im Brief der Stadt stand allerdings lediglich geschrieben, dass Eltern oder gesetzliche Vertreter in die Impfung einwilligen und den Anamnesebogen mit unterschreiben müssten. Manche kamen kurze Zeit später wieder zurück, da sie ihre Eltern inzwischen herbeitelefoniert hatten. Dafür war draußen in der Zwischenzeit die Zahl der Impfgegner auf etwa eine Handvoll angewachsen, die mit Plakaten und professionellen Flyern auf sich aufmerksam machten. Als mein Sohn und ich die Halle verließen – es war inzwischen zehn Uhr – waren sie gerade in ein Gespräch mit zwei Ordnungshütern vertieft, die kurze Zeit später wegfuhren. So konnten die Demonstrierenden die Schüler, darunter auch Grundschüler, der umliegenden Schulen, die auf dem Weg zum Sport- und Schwimmunterricht zufällig vorbeikamen, mit Flyern eindecken und im Gespräch über die Impfungen „aufklären“.
Gut gemeinte, aber schlecht gemachte Aktion
Alles nicht so schlimm? Stimmt. Wir haben die Impfung bekommen, es hat nur ein bisschen länger gedauert, wir sind nicht schlimm von den Impfgegnern belästigt worden. Aber während in vielen Betrieben und Bereichen des Lebens Corona nur noch eine marginale Rolle spielt, stehen die Schulen immer noch unter strengen Hygienemaßnahmen. Drei Schnelltests die Woche, Maskenpflicht im Unterricht, regelmäßiges Lüften bei bald wieder eisigen Temperaturen. Das geht allmählich an die Substanz und gut gemeinte, aber schlecht gemachte Aktionen wie die Impfaktion für Schüler sind da ein weiteres Ärgernis. Und übrigens: Würden sich alle Erwachsenen impfen lassen, würden sie einen Schutzwall für alle bilden, die sich nicht impfen lassen können. Dann wäre auch in den Schulen wieder ein ganz normaler Betrieb möglich.
Autor:Katrin Gerweck aus Bretten |
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