Dehom in Kraichtal: Von Häxäbroda bis Käschdäkippa - Vielfältig wie ihre Ortsteile sind auch die Necknamen der Kraichtaler

(ch) In Zeiten eines vereinten Europas muten Neck- oder Uznamen für Bewohner benachbarter Ortschaften eher folkloristisch an, und die Gelegenheiten, sich über einstige Rivalitäten zu amüsieren, werden seltener.

Doch früher dienten die Necknamen der Abgrenzung und manchmal vielleicht auch - allem Spott zum Trotz – der Identitätsstiftung. Ihre Entstehung und vor allem ihre sprachliche Ausformung, das hat Walter Schmid in seinem Buch über die Kraichtaler Mundart aufgezeigt, ist untrennbar mit alten Stammesgrenzen und Herrschaftsgebieten verbunden.

Einst vier Herrschaftsbereiche im heutigen Kraichtal

Abgesehen vom gemeinsamen Ursprung im fränkisch-alemannischen Sprachraum war das heutige Kraichtal lange in vier Herrschaftsbereiche aufgeteilt, die zur Markgrafschaft Baden, zum Herzogtum Württemberg, zum Bistum Speyer und zur Reichsritterschaft gehörten. Auffällig ist, dass die Necknamen einiger Orte mit – je nach früherem Herrschaftsbereich - leichten Dialektverschiebungen in allen Kraichtaler Stadtteilen gleich sind, während die Bewohner anderer Orte von verschiedenen Nachbarn unterschiedliche Uznamen auferlegt bekamen.

Manche hatten mehrere Uznamen

So wurden zum Beispiel die Bahnbrücker durchgehend mit der schmeichelhaften Bezeichnung „Häxäbroda“ oder „Häxabanne´“ und die Unteröwisheimer mit der neutraleren „Käschdäkippa“ belegt, während sich die Gochsheimer mal „Griesgnepf“, mal „Gropfjoggel“ (von den Menzingern) oder „Moschdluxä“ (von den Münzesheimern) rufen lassen mussten. Heute kann man über einen alten Uzreim wie den folgenden nur noch schmunzeln: „Unerem Nussbom isch gud wohnä, unerem Nussbom isch gud sei, schöne Mädle muss mer liewä, sie misse net grad vun Minze sei.“

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Dehom in Kraichtal