Schloss Bruchsal
Digitale Rekonstruktion des Watteau-Kabinetts
Bruchsal (red) Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg erweitern ihr Besuchsangebot in Schloss Bruchsal um eine virtuelle Rekonstruktion. Das Watteau-Kabinett, einst einer der kostbarsten Räume des Schlosses, ging bei den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg vollständig verloren. Nun kehrt das Kleinod virtuell in die Mauern der Residenz zurück. Mit der innovativen Kultur-App „Monumente 3D“ können Besucherinnen und Besucher über ihr Smartphone oder Tablet in die faszinierende Welt des 18. Jahrhunderts eintauchen und die verlorene Schönheit des Kabinetts hautnah erleben.
Bei einem Pressetermin stellten Gisela Splett, Staatssekretärin im Finanzministerium Baden-Württemberg, Patricia Alberth, Geschäftsführerin der Staatlichen Schlösser und Gärten, und Dr. Frithjof Schwartz, Projektleiter „Virtuelle Rekonstruktion von Kulturliegenschaften“, die digitale Rekonstruktion des einst prachtvollen Watteau-Kabinetts vor.
Kulturelles Erbe digital erleben
Schlösser, Gärten, Klöster oder Burgen auch virtuell erlebbar zu machen, ist eines der zukunftsweisenden Ziele der Staatlichen Schlösser und Gärten. Mit digitalen 3D-Rekonstruktionen können Besucherinnen und Besucher die Monumente des Landes auf einzigartige Weise erleben – ab sofort auch das Watteau-Kabinett in Schloss Bruchsal.
„Mit der virtuellen Rekonstruktion des Watteau-Kabinetts erschließen wir ein wertvolles kulturelles Erbe auf moderne Weise neu. Wir schaffen einen unmittelbaren Zugang zu einem verloren gegangenen Raum“, erklärt Finanzstaatssekretärin Gisela Splett. „Das Projekt zeigt, wie digitale Innovation uns helfen kann, Geschichte lebendig und greifbar zu machen. Gleichzeitig bewahren wir Wissen für zukünftige Generationen.“
Patricia Alberth betont: „Die App ‚Monumente 3D‘ präsentiert unsere Monumente in einer neuen Dimension, die besonders auch junge Menschen anspricht.“ Sie führt aus: „Durch interaktive und spielerische Elemente – quasi Gamification für Geschichte – können wir dieser Zielgruppe die faszinierende Welt des Rokokos näherbringen und zeigen, dass Denkmäler alles andere als verstaubt sind.“
Die Umsetzung der App wurde durch Mittel aus nicht abgeholten Gewinnen der GlücksSpirale der Staatlichen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg ermöglicht.
Ein verlorenes Juwel
Das historische Watteau-Kabinett in Schloss Bruchsal war ein Meisterwerk des Rokokos und galt als einer der prachtvollsten Räume des Schlosses. Ursprünglich im 18. Jahrhundert gestaltet, war das Kabinett mit kunstvollen Wandmalereien und Dekorationen im Stil des französischen Malers Antoine Watteau ausgestattet. Die Gestaltung des Raumes spiegelte die Eleganz und Leichtigkeit dieser Epoche wider, mit verspielten Szenen, feinen Farben und detailreichen Ornamenten.
Immersives Erlebnis im Schloss
Die App ermöglicht es Nutzerinnen und Nutzern, das Watteau-Kabinett durch eine umfassende virtuelle Rekonstruktion zu erleben. Basierend auf historischen Fotografien wird der einst prächtig gestaltete Innenraum detailgetreu nachgebildet. Die Gäste können nicht nur visuelle Eindrücke sammeln, sondern auch akustische Erlebnisse genießen, die den historischen Kontext des Raumes lebendig machen. „Die Kombination aus visuellen und auditiven Elementen vermittelt ein eindrucksvolles Bild der Vergangenheit“, erläutert Dr. Frithjof Schwartz.
„Mit der App wollen wir nicht nur den ursprünglichen Zustand des reich ausgestatteten Watteau-Kabinetts rekonstruieren, sondern unseren Gästen ein wirklich immersives Erlebnis bieten. Sie stehen quasi im Kabinett und können es mit Augen und Ohren erfahren,“ erklärt Dr. Schwartz. „Die App zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie der Raum entstand, wie er wirkte und welche Funktion er hatte – all das machen wir so lebendig und greifbar wie nie zuvor.“
Interaktive Erkundung
In der App können Nutzerinnen und Nutzer zwischen zwei Modi wählen. Der erste Modus, „Die Hörbilder“, lädt dazu ein, die Geschichte des Raumes über Audiostationen zu entdecken. Unterhaltsame Dialoge lassen den Raum lebendig werden und vermitteln durch die Szenen kunsthistorisches Wissen und aktuelle Forschungsergebnisse. „Wir lassen einzelne Bilder sprechen – man hört Auftraggeber und Künstler sich kurzweilig und heiter austauschen. Besucherinnen und Besucher können über eine Galerie von Bildausschnitten einen Bildbereich auswählen, der herangezoomt wird und dann seine Geschichte erzählt. In diesen „Hörbildern“ stecken viel Recherche, technisches Können und historisches Wissen“, erklärt Dr. Frithjof Schwartz.
Der zweite Modus, der Lexikonbereich „Wissenwertes“ der App, bietet vertiefende Informationen zu vielfältigen Themen: von der Entstehungsgeschichte des Raums über die eingesetzten Materialien bis hin zu den beteiligten Personen. „Wissensdurstige erfahren hier alles, was wir als Hintergrundwissen bezeichnen. Die Informationen sind so aufbereitet, dass sie ein breites Publikum ansprechen und zugänglich sind, ohne zu spezifisch zu werden“, ergänzt Dr. Schwartz.
Ausblick
Die digitale Führung zum Watteau-Kabinett ergänzt das bestehende digitale Angebot in Schloss Bruchsal und ist ein weiterer Schritt in Richtung einer umfassenden digitalen Erschließung. Zukünftige Projekte der Staatlichen Schlösser und Gärten in der digitalen Rekonstruktion sind bereits in Planung, darunter Initiativen für Schloss Weikersheim und Burg Dilsberg.
Service und Information
Die App „Monumente 3D“ mit multimedialen Touren ist kostenlos in den gängigen App-Stores verfügbar. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg empfehlen, die App vor dem Besuch auf dem Mobilgerät zu installieren. WLAN und QR-Codes für den Download sind an der Schlosskasse verfügbar.
Autor:Kraichgau News aus Bretten |
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