Erster Gottesdienst seit acht Wochen.
Gespannt und freudig.

Bruchsal (ho). Feierlich-freudig und zugleich auch angespannt, ob die neue Normalität gelingt, so war die Stimmung  in der evangelischen Lutherkirche. Freude und Beheimatung gaben die Osterchoräle, die ein kleiner Chor mit Trompete, Posaune und Tuba von der Turmbalustrade geblasen hatte.

Markus Wittig, Vorsitzender des Ältestenkreis erläutert: „Im Ältestenkreis haben wir ein genaues Schutzkonzept erarbeitet, und das vermeidet eine Corona-Infektion im Gottesdienst. Die Kirchenleitung habe geschrieben: Niemand setzt sich einer Infektionsgefahr aus, wenn alle die Regeln einhalten“. Das andere Ziel ist, dass Gottes Gegenwart erlebt werden kann und der Heilige Geist wirken kann. Und dazu gibt es noch die Ästhetik und die kirchenmusikalische und gottesdienstliche Tradition. Nur mit behutsamem Kompromiss kann man allen drei Zielen gerecht werden.

„Gut waren die klaren Ansagen und Regeln, um Ansteckung zu vermeiden“, sagt Frau Prenzlow. Die 51 Feiernden hielten 2 Meter Abstand ein beim Kommen, Sitzen und Gehen durch die 4 Ausgänge. Denn in 2 Meter Abstand markieren kleine Erläuterungen christlicher Symbole oder naher Reformationsorte die zu findenden Plätze. 6 Paare und eine Familie saßen sowieso zusammen. So bleiben nur 60 Plätze in den Bankreihen, die sonst rund 430 fassen.

„Ungewohnt war es, die Mund-Nase-Maske zu tragen. Eigentlich freuen wir uns, wenn wir ein bekanntes Gesicht wieder sehen“, so die Älteste Mareike Ritter.

Martin Luther hat die meisten Lieder ins heutige Gesangbuch gebracht, und Paul Gerhardt die meisten Strophen, denn mit gemeinsamen Singen wurde die evangelische Sache in Kopf und Herz gesungen. Aber ab heute schweigt das gemeinsame Singen. Ortrud Ickert und Jens Beutner ist das bewußt: „Wir vermissen das gewohnte gemeinsame Singen.“ Aber sie hätten zumindest die Texte mitlesen können auf der Leinwand. „Liedtexte und auch die Fotos zu den Gebeten, das war gut gemacht“, ergänzt ein 19-Jähriger, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will.

Am Sonntag Kantate fordert der Psalm 98: „Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder“; Pfarrer Walter Vehmann bezog dies auf das Wunder der Auferstehung an Ostern. „Ich bin überzeugt, dass es in unsrer Welt genug gibt, wofür wir dankbar sein können.“, fasste er die Fotos mit den kleinen Wundern zusammen.

Diakonin Carmen Debatin und er beteten den Psalm im Wechsel, anstelle der zwei Gemeindegruppen. Beide hielten sogar 4 Meter Abstand ein.

Offene Türen, dafür aber kein Abendmahl: auch das ist neu. Die ersten 300 Jahre lang hatten extra Türhüter alles verram-melt – heute sind die drei Ordner für Abstände, Hände-desinfektion und Lüften per offene Türen verantwortlich.

Anfangs fühlen sich einige Feiernde noch angespannt und unsicher mit all dem Neuen. Dem wollen die Ordner wie Samantha Nase, Günter Zorn und Markus Wittig begegnen mit einem freundlichen Empfang. Frau Prenzlow sagt zusammenfassend: „Am Schluss hätte ich am liebsten laut DANKE gesagt. Denn die digitalen Angebote auf ekiba.de habe ich genutzt, aber so ein Gottesdienst ist anders.“,

Schon am Samstag hatten sich Vertreter aller christlichen Gemeinden zu einem Öffentlichen Beten auf dem Marktplatz getroffen: Benedikt Ritzler und Marie-Luise Gallinat-Schneider von der römisch-katholischen Seelsorgeeinheit genauso wie Knut Neumann von der methodistischen Kirche, Pfarrerin Andrea Knauber und Schuldekan Walter Vehmann wie Kollegin Susanne Knoch.

„Auf der homepage, per newsletter und per Telefon werden wir weiter Nachrichten, Impuls und Trost anbieten. Wer nicht digital unterwegs ist, kann Gedanken und Predigten mitnehmen bei der offenen Kirche, samstags und sonntags 10- 12 und 16-19 Uhr, ergänzt Pfarrer Christian Mono. „Die Ehrenamtlichen haben Ideen und ziehen sehr mit, damit in der Corona-zeit nicht einfach nichts ist. Wir sind sehr froh darüber.“

Am Sonntag Rogate, 17.5.20, wird es um 9.35 wieder Blasen vom Turm geben und um 10 Uhr Gottesdienst mit Pfarrerin Susanne Knoch und Diakonin Carmen Debatin.

Autor:

Helmut Lang aus Region

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