Brauchtum
Klöppler wollen zurück zur Spitze
Wangen im Allgäu (dpa/lsw) Früher zierten Fürsten und Könige ihre Kragen damit, heute wird auch mal modern mit Streifen aus Müllsäcken geklöppelt: In Wangen im Allgäu (Kreis Ravensburg) treffen sich von Freitag an Freunde der jahrhundertealten Handarbeitstechnik zur Herstellung von Spitze beim Klöppelkongress. Sabine Pichl, die Vorsitzende des Deutschen Klöppelverbands, rechnet mit gut 4000 Besuchern.
Klöppeln war etwa ab dem 16. Jahrhundert eine Erwerbsquelle für Frauen. An mehreren Holzstäbchen – den Klöppeln – werde das Garn aufgefädelt, erklärt Pichl. Die Fäden werden durch Kreuzen oder Drehen miteinander verflochten. So entsteht die Spitze. «Klöppeln sieht komplizierter aus als andere Handarbeitstechniken», sagt Pichl. «Aber es ist nicht kompliziert, auch wenn man mit 200 Klöppeln arbeitet.» Man müsse nur üben.
«Es gibt sogar geklöppelte Gartenzäune»
Heute ist die Handarbeitstechnik eher zum Hobby geworden. In den vergangenen 20 Jahren habe das Interesse an der Technik geradezu geboomt, meint Pichl. Doch während andere Handarbeitstechniken wie Stricken in der Pandemie wieder eine Hochzeit erlebten, sehe es beim Klöppeln anders aus. «Die Pandemie hat dafür gesorgt, dass das Klöppeln brach liegt.» Geht es nach dem Verband, soll sich das ändern. Auch deswegen wirbt Pichl für moderne Ansätze des Klöppelns. Ob mit Silber- oder Golddraht oder in Streifen geschnittenen Müllsäcken: «Wir klöppeln heute mit allem, das sich biegen und bewegen lässt», sagt sie. «Es gibt sogar geklöppelte Gartenzäune.»
Der Kongress bietet drei Tage lang Ausstellungen, Vorträge und eine Händlerhalle. Thema der vom Klöppelverband organisierten Veranstaltung ist «Spitzen im Bauhausstil und ihre zeitgemäße Umsetzung». Im Mittelpunkt stehen historische Spitzen von Margret Gminder und Elfriede Freiin von Hügel – und moderne Rekonstruktionen der Arbeiten. Denn die Klöppler wollen zurück zur Spitze.
Autor:Kraichgau News aus Bretten |
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