„Fühle mich angekommen“
Aaron Treut ist glücklich als Bürgermeister, will aber auch Ortsvorsteher in Ruit bleiben

Aaron Treut, Bürgermeister von Maulbronn. | Foto: Treut
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Maulbronn (ger) Seit Juli ist Aaron Treut Bürgermeister von Maulbronn. Im Interview mit Redaktionsleiterin Katrin Gerweck spricht er über die ersten hundert Tage im Amt.

Wie würden Sie die ersten hundert Tage im Amt mit drei Worten beschreiben?
Aaron Treut: Herausfordernd, glücklich und angekommen. Ich gehe jeden Tag mit Freude und einem Lachen auf den Lippen ins Büro, ich bin am richtigen Fleck, habe Spaß an der Arbeit, obwohl oder gerade weil kein Tag wie der andere ist. Mit dem Amt des Bürgermeisters in Maulbronn habe ich nun alles, was ich wollte.

Das heißt, Bretten ist keine Option mehr für Sie?
Nein, ich werde definitiv nicht mehr in Bretten antreten, nicht als Gemeinderat und nicht als OB. Mein Amt in Maulbronn lege ich auf 16 Jahre oder mehr an. Viele Aufgaben sind so umfangreich, da ist ein langer Atem nötig, wie ich ihn schon als Ortsvorsteher in Ruit in den letzten zwölf Jahren bewiesen habe, etwa beim Hochwasserschutz, beim Dorfplatz oder beim Kindergarten.
Da sich die beiden Ämter Ortsvorsteher in Ruit und Bürgermeister in Maulbronn hervorragend ergänzen und gut vereinbaren lassen, werde ich weiter als Ortsvorsteher in Ruit zur Verfügung stehen. Die Synergien, die sich ergeben, nutze ich aktiv. Das ist eine Win-win-Situation. Themen, mit denen ich mich in Ruit schon beschäftigt habe, kann ich gewinnbringend in Maulbronn einsetzen, wie etwa den Glasfaserausbau oder Hochwasserschutzmaßnahmen. Durch den Blick über die Gemarkungsgrenze hinaus fungiere ich auch als Bindeglied wie z.B. beim Abwasserverband.
Ich habe mir auch schon von den Behörden bestätigen lassen, dass ich beide Ämter parallel führen kann. Da der Ortsvorsteher ja ein Ehrenamt ist, den ich früher auch neben meinem Hauptberuf als Ingenieur bei Daimler ausgefüllt habe, ist das kein Problem. Man braucht nur ein sauberes Zeitmanagement, als Bürgermeister habe ich dabei nun Hilfe von meinem Vorzimmer, und es läuft alles reibungslos. Und natürlich geht der Hauptberuf in Maulbronn vor.

Konnten Sie schon eigene Akzente setzen, oder vielleicht eine Richtung vorgeben, die sich von der Ihres Vorgängers unterscheidet?
Andreas Felchle hat den Übergang sehr kollegial gestaltet. Bei manchen Themen hat er nicht mehr agiert, weil sie erst für seinen Nachfolger relevant werden. Beruflich komme ich aus einem anderen Umfeld als er, das heißt ich habe von daher schon einen anderen Fokus. Als Industrie-Ingenieur komme ich aus einer technischen Welt und nutze gerne die Technik, die es gibt.
Ich habe zuerst einmal eine Bestandsaufnahme gemacht und die „Baustellen“ erkannt. Mein Stil ist, proaktiv vorzugehen, auch mal einen Schritt zu weit zu gehen, um Tempo in Themen hineinzubekommen. Demokratischer Disput kann auch kontrovers sein. So versuche ich das Beste für die Kommune herauszufiltern. Ingenieur, Ortsvorsteher und Stadtrat – in dieser Reihenfolge – zu sein, war eine sehr gute Vorbereitung für das Amt.
Fair und integer war ich auch vorher schon in meinem Beruf, den Anspruch habe ich auch an mein Umfeld. Ganz wichtig ist auch der Umgangston. Wenn jemand etwas will und ich diesen Wunsch nicht erfüllen kann, bemühe ich mich um Transparenz, erkläre so gut es geht die Gründe. Ich habe mir Bürgernähe auf die Fahnen geschrieben, habe aber auch schon festgestellt, dass sich manchmal Rahmenbedingungen ergeben, wo es schwer ist, immer alles nachzukommunizieren.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit den Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern und mit dem Gemeinderat?
In Maulbronn haben wir eine sehr harmonisch arbeitende Verwaltung, die Mitarbeiter sind sehr verbunden untereinander, eine eingeschworene Mannschaft, die gut zusammenarbeitet. Wo möglich, würde ich auch gerne Homeoffice für die Verwaltung einführen, natürlich mit vernünftigen Regeln hinterlegt.
Ich habe mit jedem in der Verwaltung und dem Baubetriebshof ein Personalgespräch geführt und werde das auch noch mit den Mitarbeitern z.B in den Kindergärten machen, um Vertrauen zueinander aufzubauen. Auch mit jedem einzelnen Gemeinderat habe ich bereits gesprochen. Mir ist wichtig, dass alle wissen, wie ich ticke. Ich hole gerne Expertise von Fachleuten ein, die als Referenten im Gemeinderat auftreten, und binde auch die Amtsleiter gerne mit ein. Die Sitzungen sollen mit Power Point Präsentationen auch für die Bürgerschaft anschaulicher und farbiger werden, wir wissen alle, dass ein Bild mehr als tausend Worte sagt.
Im Gemeinderat sehe ich mich als neutralen Vermittler, der Themen versachlicht und möglichst alle Interessen unter einen Hut bringt. Das gelingt mal besser, mal schlechter.

Zeichnen sich schon Entwicklungen beim Schenk-Areal ab?
Beim Schenk-Areal gab es gerade erst wieder Gespräche zwischen Thomas Pfirrmann, einem der Inhaber, und einem interessierten Investor. In nicht-öffentlicher Sitzung wurde auch der Gemeinderat darüber informiert. Mir ist eine Versachlichung des Themas wichtig, um nicht aus politischem Kalkül Wege zu verbauen. Wir sind in einer Baukrise, bei schwindenden Ressourcen und steigenden Kosten kann man nicht mehr so agieren wie vor einigen Jahren. Bei dem sehr komplexen Thema müssen erst verschiedene Schritte abgeprüft werden, wir müssen Zusammenhänge aufbereiten und klären. So kurz vor der Kommunalwahl könnten politische Verquickungen nachteilig sein. Noch vor Ende des Jahres könnte unter bestimmten Bedingungen an den Investor verkauft werden.

Und welche Rolle spielt dabei die Stadt Maulbronn?
Wir sind gerade daran, die Sache auszuloten. Für die Renaturierung der Salzach auf dem Areal könnte zum Beispiel nur die Stadt Fördermittel beantragen und das dementsprechend dann auch umsetzen.

Wie hat sich Ihr Familienleben seit Juli verändert?
Um das Thema Familie nicht zu kurz kommen zu lassen, muss ich mich aktiv um meine Freizeitplanung kümmern, gerade schon jetzt in der Einarbeitungsphase. Wobei die politische Sommerpause ohne Gremienarbeit dafür gerade gut gepasst hat. Da ich seit Corona im bisherigen Job viel im Homeoffice gearbeitet habe, sind die Kinder einfach gewöhnt, dass Papa mehr zuhause ist. Wenn möglich nehme ich meine Familie zu Veranstaltungen mit. Zum Mittagessen bin ich in der Regel zuhause, das kompensiert ein klein wenig die vielen Abendtermine. Wenn ich am Wochenende viele Termine habe, nehme ich unter der Woche auch mal einen freien Nachmittag.

Die Fragen stellte Redaktionsleiterin Katrin Gerweck.

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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