Verkehrsminister Winfried Hermann bei Wöhrle
Den Busverkehr auf dem Land elektrifizieren – wie gelingt das?

Wöhrle-Geschäftsführer Thomas Balmer mit der Landtagsabgeordneten Andrea Schwarz und dem Verkehrsminister von Baden-Württemberg Winfried Hermann (von links). | Foto: kuna
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Oberderdingen (kuna) Ein zuverlässiger Busverkehr ist im ländlichen Raum eine wichtige Stütze der Mobilität. Doch wie kann in diesem Bereich die Wende zur Klimaneutralität gelingen? Um darüber zu diskutieren, stattete der Verkehrsminister von Baden-Württemberg Winfried Hermann (Grüne) gemeinsam mit Parteikollegin und Landtagsabgeordneter Andrea Schwarz dem Busunternehmen Wöhrle in Oberderdingen am vergangenen Mittwoch einen Besuch ab. Auch Vertreter des Verbandes baden-württembergischer Omnibusunternehmen (WBO) waren gekommen.

Enorme Kosten für einen Busführerschein

Nach einem kurzen Rundgang über das Betriebsgelände von Wöhrle brachten die WBO-Mitglieder ihre drängendsten Sorgen zur Sprache, die nicht den Umstieg auf Klimaneutralität, sondern vor allem den Personalmangel betreffen. So machte Yvonne Hüneburg, Geschäftsführerin der WBO, auf die enormen Hürden für den Busführerschein aufmerksam, der in Deutschland 12.000 bis 14.000 Euro kosten würde. Ein ganz anderes Bild zeige sich dagegen in Österreich: Nur 2.500 Euro müsste man dort aufbringen. Wöhrle-Geschäftsführer Thomas Balmer erklärte angesichts dieser Diskrepanz: „Hätten wir dieselben Voraussetzungen wie in Österreich, hätten wir keine Probleme mehr.“

Nur zwanzig Prozent der Fahrer bleiben in der Branche

Die Führerschein-Problematik sei bereits in die Verkehrsministerkonferenz eingebracht worden, entgegnete Verkehrsminister Hermann der Kritik. Der Ball liege damit nun beim Bundesministerium. „Und wenn wir dort nicht weiterkommen, müssen wir das eben anders regeln“, meinte Hermann. Er könne sich etwa vorstellen, dass von Unternehmen geförderte Führerscheine auch mit entsprechenden Verträgen aufgesetzt werden könnten, die das Personal dazu verpflichten, im Anschluss für eine gewisse Zeit als Fahrer tätig zu sein. Zuvor hatte WBO-Chefin Hüneburg davon berichtet, dass nur zwanzig Prozent der ausgebildeten Fahrer auch in der Branche bleiben würden.

Unternehmer lehnen gemeinschaftliche Ladestationen ab

Mehr Elektromobilität – das bedeutet auch, die notwendige Ladeinfrastruktur vor Ort zu haben. Verwundert zeigte sich der Grünen-Politiker Hermann darüber, weshalb viele Busunternehmer gemeinschaftliche Ladestationen ablehnen würden. Dazu meinte Wöhrle-Chef Balmer eindringlich: „Die Ladeinfrastruktur gehört dahin, wo auch die restliche Infrastruktur ist – zum Beispiel die Aufenthaltsräume der Mitarbeiter – und nicht irgendwo auf eine grüne Wiese.“

Überhaupt hätte das Personal mittlerweile hohe Erwartungen an den Arbeitgeber und um sich attraktiv aufzustellen, dürfte das Aufladen des E-Busses nicht zu einer zusätzlichen Aufgabe werden. Bei Wöhrle sollen in Zukunft daher zehn Ladestationen auf dem Betriebsgelände in Oberderdingen entstehen.

Der Eindruck: Niemand fühlt sich für ÖPNV zuständig

Doch die Sorgen würden nicht erst bei den klimaneutralen Bussen beginnen, merkte WBO-Chefin Hüneburg an. Im Allgemeinen sei die Zuverlässigkeit der Förderungen durch die Politik ein Problem. „Es gibt massive Kostensteigerungen und auch die Personalkosten werden ab nächstem Jahr steigen“, so Hüneburg. Balmer berichtete von seinem Eindruck, dass sich weder Bund noch Land für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zuständig fühlen würden. Immerhin sei der Busbetrieb, auch wenn in heutiger Form meist noch dieselbetrieben, im Hinblick auf die Verkehrswende „ein Teil der Lösung und nicht das Problem“, so Balmer.

"Bund, Land und Kommunen sind verantwortlich"

Der Grünen-Politiker Hermann konnte diesen Eindruck nur bestätigen. Während das Land schon seit Jahren mit den entsprechenden Förderungen kämpfen würde, seien Kommunen vor allem mit der Finanzierung von Kliniken und der Unterbringung von Flüchtlingen oder sozial Schwachen beschäftigt. Er bekräftigte dennoch: „Bund, Land und Kommunen sind für den öffentlichen Verkehr verantwortlich.“ Nur bei gemeinsamer Arbeit auf allen Ebenen könne die entsprechende Finanzierung auch gelingen.

Verkehrsminister Hermann setzt auf synthetische Kraftstoffe

Sind mehr E-Busse auf den Straßen gewünscht, bedeutet das aber auch einen steigenden Bedarf nach Strom, und auch dieser muss bezahlbar sein. „Die gewünschte Dekarbonisierung wäre einfach“, so Ulrich Rau, Geschäftsführer des Omnibus-Verkehr Aalen (OVA). „Wir wollen keine Subventionen, sondern einfache Lösungen.“ Ein wichtiger Anreiz: Strom müsse billiger werden.

Was diese Thematik betrifft, setze er auf synthetische Kraftstoffe, erklärte Hermann. „Wir müssen elektrische und chemische Energie in den Blick nehmen“, meinte er. Diese ließen sich vergleichsweise einfach ins Land bringen, da sie global transportierbar seien. Die Hersteller von Bussen und Lkw würden außerdem an Lösungen für Batterien und Brennstoffzellen arbeiten. „Die Bedingungen für den sauberen Bus werden sich verbessern“, zeigte Hermann sich überzeugt.

Autor:

Kathrin Kuna aus Bretten

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