„Gespenster-Debatte“ um Bahnverladestellen in Kraichtal nimmt unerwartete Wendung
„Gespensterdebatte“ und schlechte Recherche, so lauteten vergangene Woche die Vorwürfe des FDP-Bundestagskandidaten Christian Jung an die Adresse der Grünen-Landtagsabgeordneten für den Wahlkreis Bretten, Andrea Schwarz.
Kraichtal (ch) „Gespensterdebatte“ und schlechte Recherche, so lauteten vergangene Woche die Vorwürfe des FDP-Bundestagskandidaten Christian Jung an die Adresse der Grünen-Landtagsabgeordneten für den Wahlkreis Bretten, Andrea Schwarz. Diese hatte den Rücktritt von Bahn-Chef Rüdiger Grube zum Anlass genommen, einen Kurswechsel hin zu einem umweltfreundlicheren Gütertransport zu fordern, und sich für den Erhalt der drei „Güterbahnhöfe in Menzingen, Gochsheim und Münzesheim“ ausgesprochen. Worauf Jung seiner „Grünen-Lieblingsabgeordneten“ süffisant entgegnet hatte, bei den vermeintlichen Güterbahnhöfen handle es sich um „drei alte Güterverladestellen aus der Zeit des Kaiserreiches, die außer der in Gochsheim seit 25 oder 30 Jahren nicht mehr genutzt werden.“ Nur die Firma Refratechnik in Gochsheim nutze noch die dortige Verladestelle und wolle sie auch weiterhin betreiben.
DB Cargo hat Bedienung zum 1. Januar eingestellt
Nun hat auf Nachfrage der Brettener Woche jedoch eine Sprecherin der DB Cargo, des Gütertransportbereichs der Deutschen Bahn, mitgeteilt, die Bedienung der Güterverladestellen in Kraichtal sei bereits seit 1. Januar eingestellt. Der Grund: Im gesamten Jahr 2015 seien insgesamt nur vier Waggons transportiert worden. „Das rentiert sich nicht“, sagte die Sprecherin der Bahn-Tochtergesellschaft in Mannheim, die namentlich nicht zitiert werden wollte. Nach ihren Angaben wurden die Güterwaggons von der DB Cargo selbst nur bis Bruchsal gefahren, von dort übernahm die Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG) im Auftrag der DB Cargo den Weitertransport bis Kraichtal.
Schwarz: Schwerlastverkehr in Kommunen verringern
Von der Brettener Woche mit Jungs Vorhalt konfrontiert, widersprach Schwarz nicht, setzte aber einen anderen Schwerpunkt: Es gehe ihr „nicht um den Ist-Zustand“, sondern „um eine Perspektive“. Fakt sei: „Wir haben viel zu viel Verkehr auf den Straßen.“ Um Unternehmen davon zu überzeugen, auf Transporte per Lkw zu verzichten, müsse die Bahn Angebote machen. Nur durch eine umweltfreundlichere Gestaltung von Mobilität und Transportwegen könne es gelingen, den Schwerlastverkehr in den Kommunen zu verringern, weniger klimaschädliches CO2 auszustoßen und die Bürgerinnen und Bürger von schädlichem Lärm zu befreien. Auf die Belieferung der Gochsheimer Verladestation auf der Schiene hat die Bahn-Kündigung offenbar keinen Einfluss. Wie der örtliche Refratechnik-Werksleiter Rolf-Dieter Kizio auf Nachfrage sagte, wurde inzwischen eine Ersatzlösung gefunden.
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Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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