Wie sich Unternehmen im Kraichgau auf eine mögliche weitere Ausbreitung des Corona-Virus vorbereiten
Händewaschen, Desinfektionsmittel und Home Office
REGION (ch) Mit Infektionsfällen in Göppingen und Tübingen ist das neuartige Corona-Virus inzwischen in Baden-Württemberg angekommen. Neben Krankenhäusern und Arztpraxen bereiten sich auch überregional tätige Unternehmen in der Region auf den Ernstfall vor. Wir haben uns bei Firmen in der Region umgehört.
Krisenpläne hinterfragt
„Die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeiter/innen haben für uns oberste Priorität“, betont beispielsweise David Hofer von der Kommunikationsabteilung der BSH-Hausgeräte GmbH in München, am Brettener Standort als Neff GmbH bekannt. Ähnlich äußern sich auch die anderen befragten Unternehmen in der Region. Im Brettener Software-Unternehmen Seeburger werden zurzeit die vorhandenen Krisenpläne „noch einmal kritisch hinterfragt“, so das zuständige Vorstandsmitglied Axel Otto.
Unternehmenseigene Taskforce
Wie bei Seeburger und BSH beobachtet auch beim Küchenspülen- und -armaturenhersteller Blanco GmbH in Oberderdingen ein Expertenteam ständig die Entwicklung rund um die Ausbreitung des in der Fachsprache Sars-CoV-2 genannten Virus, auch im Austausch mit den internationalen Standorten und Lieferanten. „Die Taskforce bewertet kontinuierlich die Situation neu und koordiniert alle Entscheidungen“, teilt Blanco-Pressereferentin Antje Hilbert mit.
Interne Abstimmungen nur noch online
Ähnlich Blanco Professional-Geschäftsführer Peter Pierre Fahy, der hinzufügt: „Wir handeln abgestimmt auf die aktuellen Herausforderungen.“ Laut Christine Metz Kommunikationschefin der E.G.O. Elektro-Gerätebau GmbH in Oberderdingen, werden schon jetzt alle unternehmensinternen Abstimmungen, „wie die meisten überregionalen oder internationalen Meetings auch, online durchgeführt, da Geschäftsreisen auf das notwendigste beschränkt werden müssen.“ Bei BSH sind sogar alle Dienstreisen nach China und aus Festland-China heraus sowie in betroffene Gemeinden in Norditalien vorerst bis Ende März abgesagt worden oder werden verschoben.
Renaissance der Heimarbeit
Die Seeburger-Büros in Shanghai und Peking waren sogar zeitweilig geschlossen und die Mitarbeiter haben von zu Hause gearbeitet, wie Vorstandsmitglied Axel Otto mitteilt. Nach Bekanntwerden der ersten Ansteckungsfälle in Norditalien sei den Mitarbeitern des Seeburger-Büros in Mailand freigestellt worden, ob sie zur Arbeit ins Büro kommen oder von zu Hause arbeiten wollen. Auch die Brettener Mitarbeiter seien angewiesen, ihre Notebooks mit nach Hause zu nehmen und zu testen, dass sie Zugang zu den notwendigen Informationen haben. Bei BSH sollen alle China- oder Italien-Rückkehrer 14 Tage Home Office nehmen und bei möglichen Symptomen sofort einen Arzt aufsuchen. Auch die Kollegen der Blanco-Tochtergesellschaft in Shanghai nutzen laut Pressereferentin derzeit verstärkt das Home Office.
Mahnung zu verstärkter Hygiene
Für den Blanco-Stammsitz in Oberderdingen findet diese Vorsichtsmaßnahme jedoch noch keine erweiterte Anwendung. „Home-Office wird von denjenigen, die es ohnehin in Anspruch nehmen, genutzt wie gehabt, also wie ursprünglich vereinbart. Da hat sich nichts verändert“, so Antje Hilbert auf Nachfrage von Brettener Woche/kraichgau.news. Um eine Ansteckung zu vermeiden, werden derzeit nicht nur BSH-Mitarbeiter an die Beachtung der üblichen Hygieneregeln der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erinnert, wie zum Beispiel häufiges und gründliches Händewaschen sowie Husten und Niesen in den Ellbogen. E.G.O empfiehlt darüber hinaus auch, auf absehbare Zeit auf Begrüßungen mit Körperkontakt zu verzichten. Seeburger stellt im Eingangsbereich und auf den Toiletten zusätzlich Desinfektionsgeräte auf.
Kauflaune und Arbeitsmoral
Gleichwohl gilt etwa bei Blanco weiterhin als „oberste Devise, den Kundenwunsch maximal zu erfüllen.“ „Dafür nehmen wir auch erhöhte Kosten, zum Beispiel durch Luftfracht, in Kauf“, sagt Antje Hilbert. Dennoch sei „aktuell im gesamten chinesischen Markt die Kauflaune für neuen Küchen zurückgegangen.“ Die E.G.O. wiederum richtet den Blick nach innen ins eigene Unternehmen und stellt erleichtert fest: Sowohl beim E.G.O.-Produktionswerk im chinesischen Taicang als auch bei der Vertriebsniederlassung in Shanghai seien „mit Ausnahme eines verzögerten und verlangsamten Produktionsanlaufs nach dem chinesischen Neujahrsfest (…) bisher keine Auswirkungen auf die wirtschaftliche Leistung des Standortes zu verzeichnen.“
Mehr Informationen auf unserer Themenseite Coronavirus.
Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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