50 Jahre Bretten-Dürrenbüchig
"Nach Dürrenbüchig sollte man kommen"

Der Dürrenbüchiger Ortsvorsteher Frank Kremser freut sich über das 50-jährige Jubiläum. | Foto: Kathrin Kuna
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Bretten-Dürrenbüchig (kuna) Ein Stadtteil feiert seine Geschichte. Anlass ist das 50-jährige Jubiläum der Eingemeindung von Dürrenbüchig in die Stadt Bretten. Zu diesem Festakt hatte sich die Gemeinde in ihrem Dorfgemeinschaftshaus zusammengefunden.

„Ein lebens- und liebenswerter Stadtteil“

Am 1. Juni 1972 beginnt die gemeinsame Geschichte von Bretten und Dürrenbüchig. An diesem Tag habe Dürrenbüchig „seine Eigenständigkeit aufgegeben“, erklärt Ortsvorsteher Frank Kremser. Dennoch seien die Bürger „Stadtbewohner mit dörflichem Charme“ geblieben, so Kremser weiter. Angesichts des Jubiläums wagt er zudem einen abenteuerlichen Ausblick in die Zukunft. „Vielleicht wird es im Jahr 2072, beim 100-jährigen Jubiläum, den Melanchthon-Tower am Ortseingang geben“, sinniert er. Darüber hinaus träume er von einer voll technisierten Zukunft. „Vieles wird sich ins Internet verlagern. Alles wird online gekauft, auch der Aufschnitt oder der Salat. Die Einkäufe werden dann per Drohne oder mit dem autonomen E-Auto geliefert“, so der Ortsvorsteher. Dennoch sei eines für ihn sicher: „Dürrenbüchig wird auch 2072 ein lebens- und liebenswerter Stadtteil sein.“

„50 Jahre hervorragende Partnerschaft“

„Nach Dürrenbüchig sollte man kommen, egal wie. Ob mit Zug, Boot oder Flugzeug“, erklärt Peter Gropp am Kontrabass mit einem Augenzwinkern, bevor er gemeinsam mit Band „Get Here“ von Brenda Russell zum Besten gibt. „I don’t care how you get here, just get here if you can“, heißt es im Lied. Der Brettener Oberbürgermeister Martin Wolff blickt anschließend auf die „bewegte Geschichte Brettens und seiner Stadtteile“ zurück. Seit der Eingemeindung seien Bretten und Dürrenbüchig „eng miteinander verbunden“, erklärt er. 1972 wurde Dürrenbüchig zur vierten eingegliederten Gemeinde, 1975 erlangte Bretten dann dank der gestiegenen Bevölkerungszahl den Status der Großen Kreisstadt. „Ein Meilenstein“, so Wolff. Aus seiner Sicht ist Dürrenbüchig ein „Ort mit Wohn- und Lebensqualität“ und „immer einen Besuch wert“. Die Beziehung zwischen Bretten und dem Stadtteil sei eine Geschichte von „50 Jahren hervorragender Partnerschaft“.

81 Prozent waren für den Anschluss an Bretten

Gerhard Rinderspacher nimmt die Zuschauer daraufhin auf eine detaillierte, aber dennoch kurzweilige Reise in die Entwicklung Dürrenbüchigs in den letzten fünf Jahrzehnten mit. Dabei erinnert er vor allem an die Gemeindereform in Baden-Württemberg (1968 bis 1975), in deren Zuge Dürrenbüchig eingemeindet wurde. Der kleine Ort stand damals vor der Wahl: Sowohl Walzbachtal-Wössingen als auch Bretten wollten die Gemeinde an sich binden. Der Wille der Bürger war dann aber eindeutig. 81 Prozent der Dürrenbüchiger stimmten für den Anschluss an Bretten. Beate Tretter und Elke Schäfer stellen den mutmaßlichen Dorf-Tratsch von 1972 nach und erklären – mit einem Seitenhieb an die Kernstadt –, dass „die Städte sich die Dörfer unter den Nagel reißen wollen.“

"Würde, Ethik und Gemeinsamkeit" braucht es

Rinderspacher präsentiert voller Stolz die historischen Errungenschaften der kleinen Gemeinde. Dabei erinnert er insbesondere an den Bau des Dorfgemeinschaftshauses, das unter dem Motto „Ein Dorf packt an“ entstanden ist. 13.000 Stunden ehrenamtliche Arbeit haben die Dürrenbüchiger für dieses Projekt gestemmt. „Wir haben das alles zum Leben gebracht“, meint Rinderspacher mit Blick auf das versammelte Dorf stolz. Anders als Kremser, zeigt er sich jedoch weniger optimistisch im Hinblick auf die Zukunft. Er habe „größte Bedenken, ob wir sowas wie das Dorfgemeinschaftshaus nochmal hinbekommen.“ Das liege vor allem daran, dass vielen Berufstätigen mittlerweile schlicht die Zeit fehle, um sich für die Gemeinschaft einzubringen. Außerdem nehme das ehrenamtliche Engagement ohnehin ab, umso größer ein Dorf werde. „Viele Zugezogene haben keinen Ortsbezug“, meint Rinderspacher. Dennoch lassen ihn die Hilfsbereitschaft, die er in der Corona-Pandemie, bei der Flutkatastrophe im Ahrtal oder während des Krieges in der Ukraine beobachtet hat, etwas hoffnungsvoll in die Zukunft schauen. „Würde, Ethik und Gemeinsamkeit“ brauche es, um auch zukünftig eine solidarische Gemeinschaft zu bleiben.

Autor:

Kathrin Kuna aus Bretten

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