Vor allem im Raum Stromberg/Heuchelberg
Wildkatze auch im Enzkreis wieder heimisch
Region (red) Nachdem die Wildkatze in Baden-Württemberg fast 100 Jahre lang als ausgestorben galt, ist sie offenbar wieder zugewandert und auch im Enzkreis heimisch geworden, teilt das Landratsamt Enzkreis mit. Insbesondere im Bereich Stromberg/Heuchelberg rund um Maulbronn wurden in letzter Zeit wieder vermehrt Europäische Wildkatzen (Felix silvestris) bestätigt.
Sichtungen und Fotofallen
Um sich vor Ort ein Bild von Häufigkeit und Verbreitung der Wildkatze zu machen, trafen sich der Enzkreis-Dezernent für Landwirtschaft, Forsten und öffentliche Ordnung, Holger Nickel, und der Wildtierbeauftragte Bernhard Brenneis im Jagdrevier Dietlingen mit dem Wildkatzen-Freund und Jäger Jürgen Schwarz. „Wir haben - wissenschaftlich begleitet von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg - ein Monitoring durchgeführt. Dabei gab es immer wieder Sichtungen dieser streng geschützten Art. Außerdem liegen uns Bilder von Fotofallen vor. Eindeutige Nachweise sind aber letztlich nur durch DNA-Analysen möglich“, beschreibt Schwarz die Aktion.
Hoher Anteil an "Hybrid-Tieren"
Für den Bereich Stromberg/Heuchelberg habe die Untersuchung gezeigt, dass der Anteil an Hybrid-Tieren mit bis zu 50 Prozent sehr hoch liegt. „Das bedeutet, dass sich Hauskatzen mit Wildkatzen gepaart und somit die Wildkatzen-DNA gewissermaßen verwässert haben“, erläutert Brenneis. Um die Gefahr einer weiteren Hybridisierung zu verringern, empfehle die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt, in potentiellen Verbreitungsgebieten der Wildkatze eine Kastrationspflicht für freilaufende Katzen einzuführen.
Querungshilfen für Wildtiere
Eine weitere Gefährdung für die Wildkatze stellt laut Nickel der Straßenverkehr dar. Hier könnten sogenannte Querungshilfen wie beispielsweise Grünbrücken hilfreich sein, die Wildtieren eine gefahrlose Überquerung der Straße ermöglichen. Eine solche Brücke werde gerade bei Wurmberg errichtet, demnächst sei Baubeginn für eine weitere bei Darmsbach. „Beide Grünbrücken führen über die vielbefahrene Autobahn A8 Karlsruhe-Stuttgart und sind Teil einer Wieder-Vernetzungsstrategie von Lebensräumen. Die betroffenen Abschnitte werden im Generalwildwegeplan als international bedeutende Wildtierkorridore eingestuft“, wie Nickel betont.
Baldrian lockt Katzen an
Probematerial für genetische Untersuchungen von Wildtier-DNA wird laut Brenneis meist durch die sogenannte „Lockstock-Methode“ gewonnen. Dabei werden sägerauhe Holzlatten mit Baldrian beträufelt und in den Boden geschlagen. Während der Paarungszeit von Februar bis April reiben sich die dadurch angelockten Katzen an dem Stock. Dabei bleiben deren Haare mitsamt Wurzeln daran hängen, die dann genauer analysiert werden können. Gleichzeitig wird dieser Lockstock mit einer Wildkamera überwacht, wobei oft interessante Bilder entstehen - denn der Baldriangeruch zieht natürlich auch andere Wildtiere wie Fuchs, Steinmarder und den selteneren Baummarder an.
Auch im Revier Keltern-Dietlingen wurde die Lockstock-Methode bereits zum Nachweis von Wildkatzen eingesetzt. Leider konnten dort südlich der A8 bislang keine Wildkatzen nachgewiesen werden.
Autor:Kraichgau News aus Bretten |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.