Stellungnahmen zur geplanten Kundgebung der Initiative "gemeinsam"
Von "Differenziertem Handeln" und "gleichem Augenmaß"

Die Initiative "gemeinsam" fordert Öffnungen von Gastronomie und Handel mit verantwortbaren Konzepten.  | Foto: archiv
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  • Die Initiative "gemeinsam" fordert Öffnungen von Gastronomie und Handel mit verantwortbaren Konzepten.
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Bretten (bea) Zur geplanten Corona-Kundgebung der Initiative "gemeinsam" auf der Sporgasse haben sich zahlreiche Vertreter aus Bundes- und Kommunalpolitik sowie Kulturschaffende gegenüber der Brettener Woche geäußert, darunter der Bundestagsabgeordnete Christian Jung (FDP), die Kulturschaffenden Olaf Malolepski, Ulrich Dürr, Lars Vollmer und Bernhard Pfaus sowie die Stadträte Hermann Fülberth (Aufbruch), Ariane Maaß (fraktionslos), Jan Elskamp (FDP), Martin Knecht (CDU), Ute Kratzmeier (Grüne), Jörg Biermann (die aktiven), Sibille Elskamp (FWV), Andreas Laitenberger (AfD) und Edgar Schlotterbeck (SPD).

Christian Jung (FDP), MdB. | Foto: Trenz

"Differenzierte Lösungsstrategie"

"Es ist richtig, wenn vernünftige Menschen mit differenzierten Konzepten eine Lösungsstrategie für eine neue Corona-Politik und eine Öffnungsstrategie einfordern", sagt Christian Jung, MdB. "Wir müssen aufpassen, sonst wird es viele Bereiche unserer Gesellschaft nicht mehr geben. Es ist wichtig, dass wir vulnerable Gruppen schützen und das Impfen beschleunigen. Mich wundert und ärgert es, dass große Discounter und Supermärkte ihr Sortiment erweitern, der Online-Handel erblüht und der Einzelhandel trotz Hygienekonzepten und Schnelltests nicht öffnen darf."



Sänger Olaf Malolepski.  | Foto: archiv

"Solidarische Gesellschaft"

"Durch Zusammenhalt und Regeln können wir als verantwortungsbewusste, solidarische Gesellschaft dieser Herausforderung begegnen", sagt Sänger Olaf Malolepski. "Weil es die eine Lösung nicht gibt, würden nachvollziehbare und allgemeingültige Regeln auf mehr Verständnis treffen. Flexibilität im Umgang mit der Pandemie ist wichtig, diese Kursänderungen tragen jedoch leider wenig zur Glaubwürdigkeit und Vertrauensbildung bei. Mit den AHL-Regeln können wir die Infektionskette sicher durchbrechen. Das erfordert die Disziplin des Einzelnen."



Musiklehrer Ulrich Dürr | Foto: privat

"Überhaupt nicht nachvollziehbar"

"Alle Musikschulen die ich kenne, haben schon während des ersten Lockdowns ein den Corona-Verordnungen zugrunde liegendes Hygiene-Konzept eingeführt und umgesetzt", sagt Musiklehrer Ulrich Dürr. "Es gibt spezielle durchsichtige Stellwände, Desinfektionsmittel und vieles mehr. Für mich ist es deshalb überhaupt nicht nachvollziehbar, warum der Einzelunterricht in Präsenzform immer noch nicht erlaubt ist. Wir brauchen vor allem für unsere ganz jungen Schüler den Präsenzunterricht."



Musiklehrer Lars Vollmer. | Foto: privat

"Sinnvoll handeln"

"Nach mehr als einem Jahr Corona stecken wir in einer tiefen Systemkrise", sagt Musiklehrer Lars Vollmer. "Ich kritisiere eine 'willkürliche Ungleichbehandlung' und finde es nicht nachvollziehbar, dass überfüllte Drogerie- und Supermärkte weniger ansteckend sind, als der restliche Einzelhandel. Corona-Maßnahmen müssen sinnvoll, vernünftig, zielgerichtet und für die Bevölkerung nachvollziehbar sein. Was haben Schülerinnen und Schüler seit einem Jahr versäumt? Um zu verhindern, dass im kommenden Herbst das Chaos weitergeht, muss jetzt sinnvoll gehandelt werden."



Musiker Bernhard Pfaus. | Foto: privat

"Sorgen, Ängste berücksichtigen"

"Die Pandemie wütet, politisch Verantwortliche handeln nach Empfehlungen von Wissenschaftlern", sagt Musiker Bernhard Pfaus. "Es gilt die Gesundheit unserer Bevölkerung zu schützen. Gleichzeitig bedrohen Maßnahmen wirtschaftliche Existenzen und schmälern Bildungschancen für Kinder und junge Menschen. Auch Ältere und Alleinlebende leiden psychisch unter dem Ausnahmezustand. Der Dialog zwischen Politikern und betroffenen Bürgern muss intensiviert, Sorgen und Ängste der Bevölkerung gehört und bei der Bekämpfungsstrategie berücksichtigt werden."



Aufbruch-Stadtrat Hermann Fülberth. | Foto: archiv
  • Aufbruch-Stadtrat Hermann Fülberth.
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"Wir reden seit Wochen"

"Diese Aktion war lange fällig, auch um sich von Querdenkern abzugrenzen", sagt Aufbruch-Stadtrat Hermann Fülberth. "Auf der einen Seite halten wir uns an Vorgaben mit Abstand und Maske, weil wir andere schädigen könnten und auf der anderen Seite zeigt sich, dass unsere Behörden zu gar nichts fähig sind. Ich werde am Samstag bei der Kundgebung mitmachen und hoffe, dass sich nicht zu viele Querdenker unter die Menschen mischen. Wir reden seit Wochen, die Politik seit Monaten. Die Politik soll klar sagen, wo es lang geht, denn was momentan abgeht ist lächerlich."



Stadträtin Ariane Maaß. | Foto: bea

"Unterstützung ist ein Muss"

"Ich sehe ein, dass Einzelhändler und Kulturschaffende eine Aussicht benötigen", sagt Stadträtin Ariane Maaß. "Eine Unterstützung von Bund und Ländern, besonders für Kulturschaffende, ist ein Muss. Das kann man nicht auf Kommunen abwälzen. Ich verstehe den Frust, weil sich Leute in großen Lebensmittelläden drücken und die Einzelhändler nicht öffnen dürfen. Das ist nicht einzusehen. Doch eine Öffnung mit Hygienekonzept sehe ich momentan nicht. Wir müssen die dritte Welle brechen. Es ist viel Chaos passiert, doch es ist die erste Pandemie. Eine Patentlösung habe ich auch nicht."



FDP-Stadtrat Jan Elskamp. | Foto: IRe, FDP

"Konstruktive Lösungsansätze"

"Die bisherigen Entscheidungen der Bundes- und Länderregierungen verfolgen das richtige Ziel: Menschenleben schützen und das Gesundheitssystem stabilisieren", sagt FDP-Stadtrat Jan Elskamp. "Das übergeordnete Ziel von Konferenzen ist gleich geblieben, jedoch teilweise ohne langfristige Strategie, Transparenz, Rechtssicherheit und Oppositionseinfluss. Seit einem Jahr hat die Bundesregierung keine andere Antwort außer Lockdown parat. Differenziert kritische und vor allem konstruktive Lösungsansätze müssen in eine demokratische Debattenkultur einfließen können."



CDU-Stadtrat Martin Knecht.  | Foto: privat

"Entscheidung akzeptieren"

"Es ist wichtig, dass möglichst die gesamte Bevölkerung an einem Strang zieht", sagt CDU-Stadtrat Martin Knecht. "Klar ist, dass die Gesundheit dabei als höchstes Ziel angesehen werden muss. Ein problematischer Weg ist es, die Entscheider in der Politik ständig unter Druck zu setzen. Die Demokratie, in der wir leben, lässt verschiedene Meinungen zu. Dabei sind Gesundheit und Grundrechte wesentliche Dinge, die eingehalten und abgewogen werden müssen. Der Einzelhandel bringt verständliche Forderungen vor, doch man muss die Entscheidung der Politik akzeptieren."



Grünen-Stadträtin Ute Kratzmeier. | Foto: archiv

"Strategie für Leben mit Virus"

"Bei den Forderungen der Veranstalter kann ich mitgehen", sagt Grünen-Stadträtin Ute Kratzmeier. "Virologen sagen, dass man Strategien entwickeln muss, wie wir mit dem Virus leben können. Derzeit sind Vorschriften und Beschlüsse oft inkonsequent. Andererseits kann nicht alles auf einmal öffnen, da Ansteckungszahlen stark steigen würden. Die Ostermärsche zeigen, wie eine große Demonstration ablaufen kann. Ein Stufenplan und differenzierte Lösungen werden benötigt. Aber wenn sie da sind, fordern die Menschen, dass die Regeln überall gleich sein müssen."



aktiven-Stadtrat Jörg Biermann. | Foto: archiv

"Tragfähige Regeln"

"Die Aktion ist vernünftig und zeigt, wie in der Bevölkerung gedacht wird", sagt aktiven-Stadtrat Jörg Biermann. "Es geht darum, eine sinnvolle Strategie zu entwickeln. Dabei muss immer die Verhältnismäßigkeit im Auge behalten werden. So kann die Bevölkerung nur mit den Regeln mitgehen, wenn sie tragfähig sind. Für das tägliche Leben muss man sich etwas einfallen lassen, bei Großveranstaltungen sollte man langsamer machen. Die Menschen in Alten- und Pflegeheimen werden in ihren letzten Lebensjahren von ihren Familien abgeschirmt. Das muss man neu regeln."



FWV-Stadträtin Sibille Elskamp.  | Foto: archiv

"Solidarität und Vernunft"

"Bei der Aktion geht es um Solidarität", sagt FWV-Stadträtin Sibille Elskamp. "Wir leben nun einmal in einer Gesamtgesellschaft und müssen aufeinander achten. Geschäftsleute haben praktisch ein Berufsverbot und gehen deswegen unter. Darauf wollen sie aufmerksam machen. Wir alle brauchen eine Perspektive. Zur Kultur gehören Essen, Trinken und auch Open-Air Konzerte. Im Moment fehlt es an allem. Deswegen kann ich wirklich hinter der Aktion stehen. Auch der Gemeinderat sollte sich überlegen, wie er sich gemeinsam einsetzen könnte. Angst ist kein guter Motivator. Vernunft ist besser."



AfD-Stadtrat Andreas Laitenberger. | Foto: AfD Bretten
  • AfD-Stadtrat Andreas Laitenberger.
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"Gleiches Augenmaß"

"Die Kundgebung hat meine volle Unterstützung", sagt AfD-Stadtrat Andreas Laitenberger. "Wir stehen ohnehin dafür ein, dass die Maßnahmen unverhältnismäßig sind. Man muss überall mit dem gleichen Augenmaß an die Thematik herangehen. Frisöre haben permanenten Kontakt zu ihren Kunden, doch Kosmetiker dürfen nicht arbeiten. Ich finde es auch nicht gut, dass Veranstaltungen wie das Peter-und-Paul-Fest nicht stattfinden, obwohl man es, wenn man es richtig aufziehen würde, durchführen könnte. Großdemos wie in Berlin haben auch nicht zu Massenansteckungen geführt."



SPD-Stadtrat Edgar Schlotterbeck. | Foto: archiv

"Wenige Alternativen"

"Frust über die Regeln gibt es besonders in gewissen Sparten", sagt SPD-Stadtrat Edgar Schlotterbeck. "Das ist einzusehen, die Situation aber schwierig. Konzepte können überdacht und infrage gestellt werden, aber man muss sehen, dass es wenige Alternativen gibt. Mit einer Öffnungsstrategie muss man sich an Fallzahlen halten, aber auch die Auslastung der Krankenhäuser miteinbeziehen. Wichtig sind impfen und testen. So kann man die Lage in den Griff kriegen. Eine Perspektive aufzuzeigen ist schwierig. Solange die Zahlen steigen, heißt es auf Sicht fahren."

Autor:

Beatrix Drescher aus Bretten

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