Leserbrief zu "Wir sind Bretten und ihr nicht"
Der kleinste gemeinsame Nenner

Foto: Michael J Berlin - stock.adobe.com
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Leserbrief zum Artikel "Wir sind Bretten und ihr nicht" vom 7. Februar

„So voll ist es sonst nur an Peter und Paul“, ruft jemand in der Menge, während sich schon vor Beginn der Mahnwache der Stadtpark füllt. Anlass ist der Besuch der Fraktionschefin der AfD im Bundestag, Alice Weidel, in der Stadtparkhalle. Auch ihre Anhänger warten zahlreich auf Einlass. Eine Informationsveranstaltung erwartet sie nicht. Es wird laut, wütend und alles andere als sachlich. Fragen waren nicht zugelassen, wie ein Beobachter berichtet.

Während man drinnen den Niedergang Deutschlands ausruft, füllt sich das Gelände vor der Halle. Ich sehe Kinderwagen, Rollatoren, Fahrräder und sorgfältig gestaltete Stoffbanner. Alle Generationen sind da. Die angereiste Antifa (Antifaschistische Aktion) tut lautstark ihre Ablehnung gegen die AfD-Veranstaltung kund. Ihre Parolen treffen in Stil und Aussage nicht immer ganz die Idee der Veranstaltung. Aber sie sind laut und unüberhörbar. Vielleicht war an diesem Ort und zu diesem Zeitpunkt genau das notwendig. „Bretten bleibt bunt und vielfältig“. Ein einmaliges, breites Bündnis aus Parteien, Religionsgemeinschaften und Zivilgesellschaft hatte zur Mahnwache aufgerufen. Wer am Abend in den Stadtpark kam, konnte kaum glauben, wie viele diesem Aufruf gefolgt waren.

Der viel zitierte „kleinste gemeinsame Nenner“ hat bisher keinen guten Ruf. Doch dieser kleinste gemeinsame Nenner „Bretten bleibt bunt“ ist es, den es jetzt braucht. Viele haben auf diesen Moment gewartet, auf das Zusammenstehen gegen die Verachtung der Demokratie. Es ist höchste Zeit für die Ehrenrettung des kleinsten gemeinsamen Nenners, es ist ein Fest für die Demokratie!

Einige Schilder fordern „Nazis raus“. Heißt das, alle in der Halle sind Nazis? Nein! Der Verfassungsschutz stuft das Führungspersonal der Partei als rechtsextrem ein. Wer die Veranstaltungen besucht, ist es nicht unbedingt. Ich lehne es ab, alle in den „Nazi-Topf“ zu werfen. Die Parteiführung lässt jeden wissen, wie sehr sie die Demokratie verachtet: Sie will unter anderem Menschen wegen ihrer Herkunft der Grundrechte berauben und schließlich deportieren, sie macht demokratische Institutionen verächtlich, der sogenannte „Parteienstaat“ (ein Kampfbegriff des Nationalsozialismus) soll abgeschafft werden. Mit einem allgemeinen Nazi-Verdacht würde man diese rechtsextremen Positionen geradezu verharmlosen. Wer die Veranstaltungen der AfD besucht, ist nicht gleich rechtsextrem. Aber jeder kann wissen, mit wem er sich einlässt.

Auf dem Heimweg sind meine Sorgen vor den Angriffen auf die Demokratie nicht verflogen. In der Altstadt sind anschließend noch viele mit ihren Schildern unterwegs. Es liegt auch Erleichterung in der Luft. Der kleinste gemeinsame Nenner macht stark. Wir stehen entschlossen und gewaltfrei zusammen für ein buntes, vielfältiges und lebendiges Bretten. Wie überall in Deutschland gilt auch hier: „Wir sind mehr“.

Jutta Biehl-Herzfeld,
Bretten

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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