Kein Altenheim-Neubau der Caritas auf Mellert/Fibron-Areal: "Katastrophe mit Ansage"

Auf dem Mellert-Fibron-Areal wird doch kein Altenheim der Caritas entstehen.
  • Auf dem Mellert-Fibron-Areal wird doch kein Altenheim der Caritas entstehen.
  • hochgeladen von Christian Schweizer

Monatelang war der geplante Neubau des katholischen Alten- und Pflegeheims der Caritas auf dem Mellert/Fibron-Areal in Bretten Anlass zu hitzigen Diskussionen und Wortgefechten. Jetzt ist alles vorbei, die Neubaupläne werden wohl ad acta gelegt.

Bretten (swiz) Monatelang war der geplante Neubau des katholischen Alten- und Pflegeheims der Caritas auf dem Mellert/Fibron-Areal in Bretten Anlass zu hitzigen Diskussionen und Wortgefechten in der Politik und der Bevölkerung. Nach langem und zähen Ringen hatte der Gemeinderat schließlich mehrheitlich für die Billigung des Vorentwurfs zur Umwidmung des Areals in ein Urbanes Gebiet gestimmt, in dem auch der Bau eines Altenheims erlaubt wäre. Nun stellt sich heraus, die lange Hängepartie, die unter anderem einen tiefen Riss zwischen Kirchengemeinde und Caritas offenbart hatte, war wohl umsonst. Dies hat die Vorstandsvorsitzende des Caritasverbandes Ettlingen, Yvonn Hürten, in einem Telefonat mit der Brettener Woche bestätigt. Nach dem derzeitigen Sachstand werde die Caritas kein neues Altenheim auf dem Mellert/Fibron-Areal bauen, so Hürten. Zum einen „sind die erforderlichen Belegungs- und Mitarbeiterzahlen für einen reibungslosen Übergang (Anm. d. Red.: vom alten Heim in der Apothekergasse in einen eventuellen Neubau) bereits durch Abwanderungen von Mitarbeitenden und Kunden unterschritten”, so Hürten. Zum anderen sei das notwendige Baurecht noch nicht hergestellt. 

"Zu großes wirtschaftliches Risiko"

Mit einer konkreten Baugenehmigung für das Mellert/Fibron-Areal kann laut einer früheren Aussage von Ulrich Braun, Amtsleiter Stadtentwicklung und Baurecht, frühestens im Juni 2018 gerechnet werden. Aufgrund der Unterschreitung der kritischen Größe bei Mitarbeitern und Bewohnern des Heims St. Laurentius in der Apothekergasse sei ein Neubau „ein zu großes wirtschaftliches Risiko”, betont die Caritas-Chefin. „Dazu kommt noch, dass der ASB in Bretten baut und das Evangelische Altenheim seine Pflegeplätze ebenfalls aufgestockt hat”, betont Hürten. Die neuesten Entwicklungen bedeuten laut Hürten auch, „dass unser Schließungskonzept wie geplant abgewickelt wird”. Das heißt, am 30. September 2018 werden sämtliche Dienste der Tagespflege, der stationären Pflege und der Sozialstation eingestellt. Oberbürgermeister Martin Wolff bedauert im Gespräch mit der Brettener Woche die Entwicklung, stellt aber klar: „Die Stadt hat alles getan, was getan werden konnte. Wir haben unseren Job gemacht.” Zudem spart Wolff nicht mit Kritik an der Caritas. „Man hätte die ganze Angelegenheit von Seiten der Caritas schon weit vorher planen müssen.” Die Entscheidung, auf einen Neubau auf dem Mellert/Fibron-Areal zu verzichten, sei nun eine „betriebswirtschaftliche Entscheidung der Caritas”.

"Obergau! Umwidmung umsonst"

 
Sollte der Verzicht auf den Neubau des Altenheims durch die Caritas unabänderlich feststehen, sieht Wolff den Bau eines Pflegeheims auf dem Mellert/Fibron-Areal generell in Frage gestellt. „Ob man das Areal dann überhaupt noch einmal für Pflege öffnet, muss mit dem Gemeinderat besprochen werden.”Von den Neubau- oder besser, Nicht-Neubau-Plänen abgesehen, will die Stadt aber weiterhin an der Entwicklung eines Vier-Säulen-Modells für das derzeitige Alten- und Pflegeheim in der Apothekergasse festhalten. Dieses Modell sieht dort Betreutes Wohnen, ambulant betreute Wohngruppen, die Weiterführung und den Erhalt der Tagespflegeplätze sowie eine Begegnungsstätte einschließlich einer Frischeküche vor. Investoren oder Träger für dieses Modell sollen nun gesucht werden. In einer ersten Reaktion auf das gescheiterte Vorhaben äußerte sich im Übrigen aktiven-Stadtrat Jörg Biermann mit den knappen Worten: "Wie von mir vorhergesagt!Obergau! Umwidmung umsonst." 

"Katastrophe mit Ansage"

Ausführlicher äußerte sich CDU-Fraktionssprecher Günter Gauß in der jüngsten Gemeinderatssitzung. „Die Entwicklung des Themas Caritas war eine Katastrophe mit Ansage.” Die Entwicklung habe allerdings auch etwas Gutes, so Gauß. Die Kirche könne sich nun endgültig von der Caritas trennen. Heidemarie Leins, Sprecherin der FWV, sieht für den Rückzug der Caritas allerdings auch zum Teil den Gemeinderat in der Schuld. „Wären da nicht Störfeuer von vielen Seiten, auch aus dem Gemeinderat, gezündet worden, die Caritas hätte anders entschieden.” Die FWV ziehe sich den Schuh des Verzögerns allerdings nicht an. Pragmatischer ging Hermann Fülberth (Die Linke) an das Thema heran. Er schlug vor, auf der nun frei gewordenen Fläche einen Neubau des Melanchthon-Gymnasiums zu verwirklichen. „Beste Verkehrsanbindung, keine Probleme für die zwischenzeitliche Unterbringung der Schüler und freie Planung sind schlagende Argumente.”

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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