Auftakt des ersten Runden Tisches zur Integrationsarbeit
Anlässlich des ersten Runden Tisches zur Integrationsarbeit am Mittwoch, 18. Januar, kamen viele Bürger im Rathaus Bretten zusammen. Ziel war es, Ideen zu entwickeln und Problemstellen in der Integrationsarbeit aufzuzeigen. Ein Ergebnis des Abends war die Gründung von Arbeitsgruppen, die sich regelmäßig treffen sollen.
Bretten (hk) „Wo stehen wir mit der Integrationsarbeit?“ Mit dieser Frage eröffnete der Brettener Oberbürgermeister Martin Wolff den Runden Tisch für Integration und Vielfalt im Großen Ratssaal in Bretten. Rund 45 Teilnehmer, darunter Vertreter von Stadt, Vereinen und Initiativen, hatten sich am Mittwochabend, 18. Januar, zusammengefunden, um sich dieser Frage aus unterschiedlichen Perspektiven zu nähern. In erster Linie stand der Abend im Zeichen des gemeinsamen Austausches, mit dem großen Ziel, in naher Zukunft ein gemeinsames Integrationskonzept entwerfen zu können. „Vieles liegt auch an Ihnen. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir ein gutes Ergebnis bekommen“, so Wolff in seiner Ansprache.
Bestandsaufnahme zeigt: Zuwanderung ist nötig
Mit einer Bestandsaufnahme zum Thema übernahm Bernhard Strauß, Integrationsbeauftragter der Stadt, im Anschluss das Wort. „Der Ausländeranteil ist in den letzten vier bis fünf Jahren deutlich angestiegen“, stellte er fest. Der Anstieg sei vor allem in Zusammenhang mit den in Bretten angekommenen Flüchtlingen zu erklären. Nicht nur deshalb sei die Integrationsarbeit „immer notwendig“, erklärt Strauß. Denn auch vor den Flüchtlingen gab es in Bretten eine konstante Zu- und Abwanderung, die einen immer wieder vor Herausforderungen stelle. Diese Herausforderung nehme er aber gerne an, denn „ohne Zuwanderung würde Bretten immer kleiner werden“, so Strauß. Dies zeige sich auch daran, dass die Geburtenrate seit 1990 durchgehend niedriger ist als die Sterberate.
Zuhause mehr deutsch sprechen
Schlüsselt man die ausländische Bevölkerung nach dem Alter auf, so machen die 18- bis 40-Jährigen den größten Anteil dieser Bevölkerungsgruppe in Bretten aus. Zu dieser Gruppe gehören auch viele Eltern. Dies wiederum hat zur Folge, dass über 40 Prozent der Kinder in den Brettener Kindergärten und -tagesstätten einen Migrationshintergrund haben. Interessant ist dabei, dass in jeder vierten Familie, deren Kinder den Kindergarten besuchen, zuhause kein deutsch gesprochen wird. Darüber, wie man die Eltern überzeugen könne, mehr Deutsch in den eigenen vier Wänden zu sprechen, wurde unter den Teilnehmern viel diskutiert. Sprachdefizite sind aber nach Aussage von Strauß kein Problem, das nur die Migranten betrifft. „Diese Defizite haben auch Kinder ohne Migrationshintergrund“.
Mehr gegenseitiger Respekt
Für einen tiefgründigen Austausch wurden die Teilnehmer gebeten, sich an fünf Stationen mit verschiedenen Themen (Kinder und Jugendliche, Zusammenleben in Bretten, Arbeitswelt, Beratung und Hilfen, Integration und Vielfalt bedeutet für mich) zu begeben. Dort bestand die Möglichkeit zu diskutieren und wichtige Impulse schriftlich festzuhalten. Dabei erhielten vor allem auch die in
Bretten ansässigen Arztpraxen Lob, da sie versuchten, sich auf die unterschiedlichen Sprachen auch personell einzustellen. Beim Themenschwerpunkt Beratung und Hilfe stand am Ende ebenfalls ein positives Fazit. So laufe das Netzwerk von Ehrenamtlichen zur Hilfe für Flüchtlinge sehr gut, und auch das Café International werde sehr gut angenommen.
Ehrenamtliche sind überfordert
Kritisiert wurde, dass zu viele staatliche Aufgaben von Ehrenamtlichen aufgefangen werden müssten. In dieser Hinsicht müsse sich noch einiges ändern, waren sich die Teilnehmer einig. Viele Ehrenamtliche seien einfach überfordert. Eine Idee, die diese Problematik lösen könnte, wurde auch gleich geliefert: Patenschaften für Ehrenamtliche, um sie in unterschiedlichen Bereichen zu unterstützen. Beim Thema Arbeitswelt war man sich einig: das wichtigste Kriterium ist die Sprache. Sowohl für den Einstieg als auch für den weiteren Erfolg. Begrüßenswert in Bretten ist nach Aussagen der Teilnehmer, dass sich in allen „Levels“ Migranten wiederfinden lassen. Speziell für die Flüchtlinge dagegen seien aber noch viele Hürden da. Deshalb müsse man für diese Gruppe mehr Flexibilität schaffen und mehr Kompromisse schließen.
Impulse werden weiterentwickelt
„Brücken werden immer von zwei Seiten gebaut“, so Oberbürgermeister Wolff abschließend. Damit sich in dieser Hinsicht auch wirklich etwas bewegt, bildeten sich zum Ende des Runden Tisches konkrete Arbeitsgruppen, die nun die Aufgabe haben, die angesprochenen Impulse entsprechend zu bewerten und weiterzuentwickeln.
Autor:Havva Keskin aus Bretten |
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