Empfang zum Jahresbeginn

Festlicher Gottesdienst mit vier Geistlichen

Bretten-Neibsheim. -roal- Es ist Brauch, dass die katholischen Pfarreien Büchig, Bauerbach und Neibsheim mit ihrer Filialgemeinde Gondelsheim am Neujahrstag gemeinsam eine Messe feiern und sich anschließend zu einem Empfang treffen, in diesem Jahr in Neibsheim.

Gottesdienst

Der Hauptaltar war von einem Seitenaltar mit der Krippe und auf der anderen Seite von einer Menora, einem siebenarmigen jüdischen Leuchter, eingerahmt, als Erinnerung zur Religion, aus der das Christentum hervorgegangen ist.
Zusammen mit Ministranten zogen Pfarrer Harald-Mathias Maiba, Leiter der Kirchengemeinde Bretten-Walzbachtal, zu der die feiernden Gemeinden gehören, Pfarrer Wolfgang Streicher, der über 90-jährige in Neibsheim im Ruhestand lebende Pfarrer Helmut Blank sowie Diakon Robert Austen in die Kirche Sankt Mauritius ein und zelebrierten gemeinsam die Eucharistiefeier. Unterstützt wurden sie dabei von Aloisius Hauk als Lektor und Rüdiger Kampa an der Orgel. In vorgetragenen Fürbitten  legte Edith Possel viele Anliegen in Gottes Hand.
"Christus meine Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht". Auf diesen Gedanken  baute Pfarrer Maiba seine Predigt auf. Die schwierige, ja traurige Situation der Katholischen Kirche in Deutschland und die dramatischen Ereignisse in der Welt sparte der Priester nicht aus. Dennoch dürfen wir die Hoffnung nicht aufgeben. Nicht umsonst heiße es "Christus ist geboren, der Retter ist nah."

Rückblick

Als Sprecherin des Gemeindeteams Neibsheim gab Beate Bachmann einen ausführlichen Rückblick über 2023. Mehrere Minuten benötigte sie, um die Aktivtäten der vier Pfarreien in und um das Gotteshaus aufzuzählen und den Verantwortlichen zu danken. Der Bogen reichte von Jugendarbeit bis Seniorenarbeit, von Festen, Ausflügen und Wallfahrten bis hin zu besonderen Arten von Gottesdiensten, gestaltet von Ehrenamtlichen. Dieses Inerinnerungsrufen tat den Zuhörern, die fast alle selbst irgendwie aktiv sind, hörbar gut, wie der Applaus für Bachmann belegt hat. 
Besonders begrüßte sie Bürgermeister Michael Nöltner von der Stadt Bretten, Bürgermeister Rupp aus Gondelsheim, Ortsvorsteher Uve Vollers aus Büchig,  Annegret Max, Dirigentin des Kirchenchors, mit ihrem Ehemann, seinerseits evangelischer Pfarrer,  sowie den aus Neibsheim stammenden Pater Stefan, der im Kloster Waghäusel wirkt. 

Situation und Zukunft

Bachmann: "Als ich vor fünf Jahren hier stand und die Situation der Kirche beschrieben habe, ging ich davon aus, dass es aufwärts gehen wird. Nein. Es ging weiter abwärts; das Vertrauen in die Kirche ist tief erschüttert, sichtbar an den Austritten und den nachlassenden Gottesdienstbesuchen der Verbliebenen".  Was tut unsere Diözese Freiburg dagegen? Sie versucht es mit einer organisatorischen Mammutneuorganistion unter dem Namen "Kirchenentwicklung 2030", von der kaum jemand vor Ort überzeugt sei.
2026 entsteht aus dem Dekanat Bruchsal eine einzige große neue Pfarrei mit rund 110.000 Mitgliedern, wenn es bis dahin nicht weniger werden. 13 Kirchengemeinden mit vielen einzelnen Pfarreien  werden in ihr aufgehen. Sie wird den Namen 'Edith Stein' tragen und ihren Sitz in Bruchsal haben. Interessenten können sich zur Zeit um die Leitung bewerben, nicht jedoch der derzeitige und hoch geachtete Dekan Lukas Glocker. Die Zuhörer nahmen diese 'Botschaft' mit Erstaunen zu Kenntnis. Glocker ist bereits seit fünf Jahren Dekan und 'darf' sich um eine andere Großpfarrei bewerben.
Die Situation Anfang 2024 sei von Unklarheit und Sorgen geprägt. Dennoch wünscht sich Bachmann, die Zukunft nicht nur pessimistisch zu sehen. Sie wünscht sich: Das Kommende anzunehmen, die Zuversicht nicht zu verlieren, die Hoffnung nicht aufzugeben, den Mut, Neues zu beginnen und schließlich Gott um Begleitung zu bitten.
Im Gespräch meinte ein Insider: "Das ist doch klar, wo das hinläuft. Die bauen weitere organisatorische Ebenen ein, das macht die Sache teurer und erhöht die Bürokratie noch weiter. Mehr Pfarrer entstehen dadurch nicht. Schon heute müssen Gruppen und Gemeindeteams vor Ort den Laden am Laufen halten. Es wird zwar neue Namen und Aufgabenbeschreibungen geben. Arbeitsmäßig wird´s eher mehr als weniger.  Vielleicht sieht der Herrgott das auch als Strafe an, für den Zustand der heutigen Verhältnisse". Und der Glocker darf sich nicht bewerben. "Haben die in Freiburg noch alle?" Widersprochen hat dem Mann niemand.

Empfang

Pfarrer Maiba und Pfarrer Streicher: "Wir können dem, was die Beate vorgetragen hat, eigentlich nix mehr hinzu fügen, wir können zur Tat schreiten." Streicher wies noch kurz auf sein politisches Herzensanliegen hin: "Der Wert unserer Demokratie wird immer von weniger Leuten erkannt und geschätzt. Sie wird von verschiedenen Seiten angegriffen." Anlehnend an den Adventsruf sagte er: "Wachet auf, bleibet wach.  Es darf nicht mehr geschehen, was vor Jahrzehnten schleichend begonnen hat. Wir kennen die Folgen."
Wenn in den Pfarreien was zum Knabbern benötigt wird, tritt der im Ruhestand lebende Bäckermeister Hermann Gerweck in Aktion. Er erweckt seine Backstube zum Leben und backt viele Sorten "Stückchen", diese in ausreichender Menge, und spendet sie.
Zur Tat schreiten bedeutet, die große Neujahrsbrezel vom Hermannsbäck symbolisch anzuschneiden, was die beiden Priester und Beate Bachmann gerne taten.
Umrahmt und aufgelockert wurde der Empfang durch die Dirigentin des Taizé-Chores Petra Markowetz als Sängerin, begleitet von Rüdiger Kampa am Harmonium, mündend in das Lied von der 'Erstaunlichen Gnade', besser bekannt als 'Amacing Graze'.
(Hinweis: Die Bilder zum Artikel nennen als Urheber 'Kirchesanktpeterbauerbach', weil sie über diesen Zugang in Kraichgau-News hochgeladen worden sind).