Mit Musik, Linzer Torten und Neibsheimer Spatzen eine Freude bereiten
Neibsheimer stehen dem Pflegeheim tatkräftig zur Seite
Bretten-Neibsheim (ger) „Tue Gutes und rede darüber“, ist ein wohlgemeinter Ratschlag in der Öffentlichkeitsarbeit. Wer hilft, anderen beisteht oder einspringt, wo Not am Mann ist, dem ist das oftmals einfach ein Bedürfnis. Doch wozu große Worte machen? Für viele Neibsheimer ist es offenbar ganz selbstverständlich, dass sie den Bewohnern und Mitarbeitern des Pflegeheims Haus Schönblick in Neibsheim, das so heftig von der Corona-Krise getroffen ist (wir berichteten), irgendetwas Gutes tun wollen.
Abwechslung mit Musik
So fanden sich schon am Sonntag nach dem Bekanntwerden der ersten Covid-19-Infektionen, einige Musiker zusammen, die rund um das Haus gemeinsam musizierten. Und so halten sie es seither an jedem Sonn- und Feiertag. Wechselnde Ensembles, maximal zu fünft, spielen mal Beschwingtes, mal Besinnliches und bieten so den Menschen im Heim ein wenig Abwechslung. Manche Bewohner werden von den Pflegern auf die Balkone gebracht, manche schauen aus den Fenstern und winken. Auch diejenigen, die nicht zu sehen sind, weil sie zum Beispiel bettlägerig sind, genießen das Musizieren, wissen die Vorsitzende des Musikvereins, Diana Westermann und ihre Mitstreiter von der Heimleitung.
„Wir machen alle gerne Musik und werden das noch weitermachen, solange es geht“, sagt sie. „Wir wollen den Menschen einfach eine Freude machen.“ Auch vor der Corona-Krise war der Musikverein regelmäßig im Heim präsent, schon die Blockflötenkinder spielen normalerweise regelmäßig dort.
Fleischküchle und Kartoffelsalat zur Stärkung
Westermann, Inhaberin eines Partyservice in Neibsheim, hat an besagtem Sonntag, als die kleinen Platzkonzerte losgingen, auch ganz spontan Essen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebracht. „Nichts Besonderes, Fleischküchle, Kartoffelsalat und Kuchen, viel Zeit für große Vorbereitungen gab es nicht.“ Ihre Oma und ihr Schwiegervater sind im Heim, beide wisse sie dort gut aufgehoben, so Westermann.
Gemeindeteam backt
Auch weitere Helferinnen und Helfer gibt es im Ort. Das Gemeindeteam der katholischen Kirche hat zu Ostern 100 kleine Linzertorten gebacken, die hübsch verpackt und mit Grüßen versehen, den Weg ins Haus Schönblick fanden. Den erkrankten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern brachten sie die Kuchen an die Haustüre. Am weißen Sonntag backten sie mit der Unterstützung von Freunden und Bekannten für alle Bewohner Rührkuchen. „Das wiederholen wir jederzeit gerne, wenn Bedarf besteht“, sagt Beate Bachmann, Sprecherin des Gemeindeteams. Derzeit seien sie damit beschäftigt, zusammen mit der Gemeindereferentin Ute Jenisch ein Informationsblatt für Angehörige mit seelsorgerischen Möglichkeiten zu erstellen. Und sie sammeln Zeitungen für Bewohner, die gerne lesen. Bachmann weiß auch von Privatleuten, die zwischendurch Päckchen mit Kuchen oder Kleinigkeiten vor die Türen des Pflegeheims stellen. Auch gibt es einige Freiwillige, die Bewohner, die nicht infiziert sind, eine Runde nach draußen in die Natur begleiten.
Neibsheimer Spatzen bringen Grüße ins Heim
Die neueste Aktion hat der Ortschaftsrat angestoßen: Markus Maierhöfer, stellvertretender Ortsvorsteher, hat das Wahrzeichen des Orts, den Neibsheimer Spatz, ungefähr 150-mal aus Holz ausgesägt. Vor seinem Haus stehen zwei Kisten, aus einer kann sich jeder, der möchte, einen oder mehrere rohe Spatzen holen, in der anderen werden die bunt gestalteten Piepmätze, oft mit liebevollen Grüßen versehen, gesammelt. Als Zeichen der Solidarität und Verbundenheit werden sie im Anschluss gesammelt ins Pflegeheim gebracht. Ortsvorsteher Michael Koch freut sich über die Hilfsbereitschaft des Dorfs: „Das ist typisch für Neibsheim. Man hält zusammen und schaut nacheinander.“
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Autor:Katrin Gerweck aus Bretten |
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