Kindergärten sind eingeschränkt wieder offen
Peu à peu wieder in die Normalität

Im Schneckenhaus in Bretten und anderen Kitas haben die Kinder wieder Einzug gehalten.
  • Im Schneckenhaus in Bretten und anderen Kitas haben die Kinder wieder Einzug gehalten.
  • hochgeladen von Katrin Gerweck

Region (ger) Nach über zwei Monaten – Mitte März wurde coronabedingt der Lockdown verhängt – sind die Kindertageseinrichtungen wieder geöffnet. Unter Auflagen ist es seit 25. Mai für die Kleinen eingeschränkt wieder möglich, in Kindergarten und Kita zu gehen. Dabei darf nur die Hälfte der Kinder gleichzeitig anwesend sein. Ferner sollen sich die einzelnen Gruppen nicht begegnen und demzufolge auch von den immer gleichen Erzieherinnen betreut werden, die sich auch nicht treffen sollen. Des Weiteren müssen viele Hygienevorgaben umgesetzt werden.

Rollierendes System

Was sich schon in der Theorie schwierig anhört, stellt die Einrichtungsträger und die pädagogischen Fachkräfte in der Realität vor einige Herausforderungen, zumal die Vorgaben vom Kultusministerium auch zeitlich sehr knapp kamen. „Es war wirklich tricky, die Vorgaben umzusetzen“, sagt Claudia Uhr, zweite Vorsitzende vom Trägerverein Schneckenhaus, der acht Einrichtungen in Bretten, Gondelsheim, Oberderdingen und Sulzfeld betreibt. Um alle Kinder zum Zug kommen zu lassen, braucht es zwangsläufig ein rollierendes System. In den Schneckenhäusern wurden die Kinder in Gruppen eingeteilt, die entweder vormittags oder nachmittags kommen.

Längere Arbeitszeiten und mehr Arbeit mit weniger Personal

Im Ideenreich in Oberderdingen wurde die Vorgabe so gelöst, dass die Schulanfänger an vier Tagen, alle anderen Kinder nur an zwei Tagen kommen dürfen. „Und auch das geht nur, weil wir den Wald als Raum mit dazu genommen haben, in dem sich eine Gruppe aufhält“, erläutert Leiterin Beate Dermann-Löscher ihre kreative Lösung. Allen Familien und ihren Bedürfnissen gerecht werden, kann man damit nicht, geben beide zu. „Wer einen Platz nachmittags hat und vormittags arbeitet, ist natürlich unglücklich“, sagt Claudia Uhr. Dabei sei die gleichzeitige Betreuung von jeweils der Hälfte der Kinder auch nur möglich, weil die Erzieherinnen mit viel Engagement dabei sind. In dieser Situation heiße das für alle längere Arbeitszeiten und mehr Arbeit mit weniger Personal, da es Kräfte gibt, die zur Risikogruppe gehören. „Unsere Mitarbeiter sind super flexibel“, lobt Beate Dermann-Löscher. Aber auch die meisten Eltern würden toll mitmachen, fügt sie hinzu.

Am liebsten draußen

Im Ideenreich wird insgesamt ganz viel nach draußen verlagert. „Wir essen, wenn es geht, im Außenbereich“, sagt Beate Dermann-Löscher. Dort sei es einfacher, einen Abstand von 1,5 Metern einzuhalten. Im Schneckenhaus ist gerade das warme Essen, das dort zum Konzept gehört, mit einem großen Mehraufwand verbunden. „Die Vormittagsgruppe isst und geht danach um 12. Bis 13 Uhr wird alles desinfiziert und vorbereitet, dann kommt die Nachmittagsgruppe und isst zuerst“, so Claudia Uhr. Die doppelte Mittagsessensschicht bringt doppelte Arbeit für die Küchenfrauen und die Erzieherinnen. „Aber wir haben uns bewusst dafür entschieden, da wir damit auch den Caterer unterstützen, der ja nur Kiga und Schulen beliefert und schon schwer am Kämpfen ist.“

Händewaschen wird trainiert

Die Hygienevorgaben sind bei Kindergartenkindern naturgemäß schwer umzusetzen und nehmen eine Menge Zeit in Anspruch. Im Ideenreich dauert allein das Bringen der Kinder einer Gruppe gut 20 Minuten, da jeweils zwei Eltern-Kind-Paare hereinkommen dürfen und die Eltern den Kindern beim Umziehen und Händewaschen helfen, bevor die nächsten kommen. In den Schneckenhäusern trainieren die Erzieherinnen mit den Kindern die richtige Handhygiene. Selber schöpfen dürfen sich die Kids ihr Essen nicht mehr. „Insofern bleibt die Selbstständigkeit, die wir eigentlich sonst fördern, hier außen vor“, so Claudia Uhr.

Ausnahmesituation, die vorbeigeht

Beide haben die Erfahrung gemacht, dass sich die meisten Eltern und Kinder sehr freuen, dass es wieder losgegangen ist. Für die Familien seien die vergangenen Wochen eine ganz besondere Zeit gewesen. Manche seien gut klargekommen und näher zusammengerückt. Andere waren laut Claudia Uhr in großer Not und haben zum Beispiel auch ihren ganzen Urlaub hergegeben, um die Kinder zu betreuen. „Wir sind froh, einen Beitrag zu leisten und den Kindern peu à peu wieder Normalität zurückzugeben“, so Beate Dermann-Löscher. „Man muss es als Ausnahmesituation sehen, die vorbeigeht.“ Laut Kultusministerium sollen schon Ende Juni Grundschulen und Kitas wieder uneingeschränkt öffnen.

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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