Rechbergklinik sperrt zehn Prozent der Betten
Hohe Personalausfälle in Kliniken wegen Corona-Infektion

Dass der Zenit der Sommerwelle überschritten ist, lässt auch die Anzahl der Covid-Patienten in den RKH Kliniken vermuten, die rückläufig ist.  | Foto: RKH Kliniken
  • Dass der Zenit der Sommerwelle überschritten ist, lässt auch die Anzahl der Covid-Patienten in den RKH Kliniken vermuten, die rückläufig ist.
  • Foto: RKH Kliniken
  • hochgeladen von Katrin Gerweck

Region (ger) Zu Beginn der Sommerferien informierte die Regionale Kliniken Holding RKH über den Stand in ihren Einrichtungen. Als „Poly-Krise“ bezeichnete Geschäftsführer Professor Jörg Martin die derzeitige Weltsituation, die auch in den Krankenhäusern zu Problemen führe. Corona sorge weiterhin für hohe Personalausfälle sowie ein höheres Patientenaufkommen, vor allem auf den Normalstationen. Auch wegen der anhaltenden Hitze müssten mehr Menschen medizinisch versorgt werden. Der erweiterte RKH-Krisenstab, so deren Leiter Dr. Stefan Weiß, beobachte die Lage, bündele Maßnahmen für alle Klinikstandorte, zu denen auch Bretten, Bruchsal, Mühlacker und Neuenbürg gehören, und sorge, so gut es geht, vor. So behalte man den Ukraine-Krieg und seine Auswirkungen wie die drohende Gasknappheit im Spätjahr im Blick und wappne sich gegen mögliche Cyber-Angriffe.

Mittelbare Folgen der Energiekrise erwartet

Man habe, so Martin, in den Krankenhäusern als Teil der kritischen Infrastruktur keine Sorge, von der Gasversorgung abgeschnitten zu werden. Mit mittelbaren Folgen müsse man jedoch rechnen, wenn beispielsweise Wäschereien, die auch Arbeitskleidung, Bettwäsche und mehr für die RKH-Kliniken reinigen, nicht mehr versorgt würden. Die Covid-Sommerwelle habe, wie es aussieht, ihren Gipfel überschritten, die Inzidenzen flauten ab, auch wenn von einer hohen Dunkelziffer bei den Infektionen auszugehen sei. Bemerkenswert sei für diese Jahreszeit, so Weiß, die ungewöhnlich hohe Zahl an respiratorischen Atemwegserkrankungen, wie sie im Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts verzeichnet sind, die auch die niedergelassenen Praxen belasten und von denen bei Erwachsenen einen Großteil auf das Coronavirus zurückzuführen sei.

Betten nicht belegt, Operationen verschoben

Von einer Entspannung in den Kliniken könne noch nicht gesprochen werden, wie die aktuellen Zahlen zeigen: Der krankheitsbedingte Personalausfall, der jetzt in der Ferienzeit auch weniger als sonst durch Vertretungen aufgefangen werden könne, mache sich deutlich bemerkbar. Wie schon in der letzten Juliwoche können derzeit in der Rechbergklinik Bretten zwölf Betten, das sind rund zehn Prozent, nicht belegt werden. In der Fürst-Stirum-Klinik Bruchsal sind es je nach Tagessituation zwischen 50 und 60 Betten, die nicht betrieben werden können. In Bretten werden einzelne geplante Behandlungen und Operationen verschoben, in Bruchsal müssen derzeit ebenfalls mehrere Eingriffe verschoben werden. Davon unberührt werden alle Notfälle, Krebspatienten und andere wichtige Fälle jedoch wie bisher versorgt. In den RKH Enzkreis-Kliniken ergibt sich ein ähnliches Bild: Wegen Personalausfällen können im Krankenhaus Mühlacker 40 Betten nicht betrieben werden, im Krankenhaus Neuenbürg 44 Betten und in der Geriatrischen Rehabilitationsklinik Mühlacker 15 Betten. Im Moment ist auch dort keine Besserung bei den Personalausfällen in Sicht, weshalb auch einzelne geplante Behandlungen und Operationen verschoben werden müssen.

120 Covid-Patienten auf Normalstation

Auf den Intensiv- und Überwachungsstationen liegen nur wenige Covid-Patienten – in allen RKH-Kliniken derzeit nur zwölf, auf den Normalstationen sind es jedoch insgesamt 120. In Bretten sind es derzeit 15 Patienten (keiner davon auf Intensiv), in Bruchsal 22, davon vier auf Intensiv, in Mühlacker 16, davon einer auf Intensiv. Trotz der angespannten Personalsituation lehnte Jörg Martin den Vorschlag von Andreas Gassen ab: Der Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung hatte angeregt, dass alle symptomlos Infizierten einfach weiterarbeiten sollten. „Für unsere schwerkranken Patienten wäre eine Infektion hochgefährlich, daher kann ich dem Vorschlag nicht zustimmen,“ so Martin. Dass Infizierte nach einer Isolation von fünf Tagen wieder arbeiteten, setze man nur sehr sparsam ein, wobei man jeden Einzelfall genau prüfe. Positiv wertete Martin hingegen, dass sich Bundesgesundheits- und Bundesjustizministerium schon jetzt auf ein Infektionsschutzgesetz für den Herbst geeinigt haben, und empfahl weiter, vorsichtig zu sein und zum Beispiel in geschlossenen Räumen Maske zu tragen.

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

14 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Aktuelle Sonderthemen

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.