"Herzliche Schilder" hängen jetzt in Oberacker
"Rücksichtnahme der Fahrer gleich null"

Tina Ellis, Anke Mayer-Pehlegrim, Bernhard Pehlegrim und Herbert Riesenbeck möchten, dass Tempo 30 eingehalten wird. bea
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Kraichtal/Bretten (bea) Vor mehreren Wochen mussten die "herzlichen Schilder" in Büchig (wir berichteten) abgebaut werden, da auf diesem Abschnitt der Hügellandstraße die Beschilderung seitens des Ordnungsamts Bretten geändert wurde. Mittlerweile haben die 13 Schilder jedoch schon wieder ein neues Zuhause gefunden: Anwohner der Brettener Straße in Oberacker hatten die Initiative ergriffen und sich dafür eingesetzt, Autofahrer in einer "herzlichen" Weise auf das dort geltende Tempo 30 aufmerksam zu machen.

Kraichtal plant Verkehrsmaßnahmen

"Bürgerengagement ist immer gut", sagt Bürgermeister Tobias Borho. Zudem seien die herzlichen Schilder eine tolle Idee, um auf die schwierige Situation vor Ort hinzuweisen. Diese sei innerhalb der Verwaltung bekannt. Daher sei diese derzeit mit der Planung von Verkehrsmaßnahmen beschäftigt.

Mautsäulen als Alternative

Die Einrichtung von Blitzern an den Ortseingängen der Brettener Straße ist auch ein Wunsch der dortigen Anwohner. "Die Lkw sind das Hauptproblem, weil sie mitunter in den Ort hineinbrettern", sagt Bernhard Pehlegrim, der am südlichen Ende der Brettener Straße wohnt. Alternativ könne man Mautsäulen aufstellen, damit den auswärtigen Lkw die Abkürzung über Kraichtal verleidet würde, schlägt er vor. Sobald ein Lkw nämlich mit Schwung über den Gullideckel vor seinem Haus fahren würden, könne er die Gläser in seinem Schrank klirren hören. Ein weiteres Argument der Anwohner ist, dass Autofahrer, die in Richtung Bretten aus dem Ort herausfahren, bereits kurz hinter dem Zebrastreifen Gas geben würden. Insbesondere Sportwagen- und Motorradfahrer setzten zum Überholen an, sobald sie die gerade Strecke nach oben einsehen könnten. "Es ist ein Wunder, dass es noch keinen schweren Unfall gegeben hat", sagt Anwohner Herbert Riesenbeck. Zumal die Straße "Zum Hofteich" im oberen Bereich in die Brettener Straße mündet. An der Rankhilfe seines Hauses sei in der vergangenen Woche ein Lkw hängengeblieben und habe die Befestigung verschoben, berichtet Riesenbeck.

Verkehr hat stark zugenommen

Zwar würden an der südlichen Ortseinfahrt regelmäßig Geschwindigkeitsmessungen durchgeführt und Blitzer aufgestellt. Geblitzt werde jedoch nur in Richtung Ortsmitte, da es – so sei es den Anwohnern gesagt worden – in der anderen Richtung einen ungünstigen Lichteinfall geben soll. An die Verkehrssituation vor ihrem Haus hat sich Anke Mayer-Pehlegrim zwar gewöhnt, dennoch habe der Verkehr in den vergangenen Jahren stark zugenommen, sagt sie. Doch als es aufgrund einer Baustelle auf der Brettener Straße eine Umleitung gegeben habe, hätten auch die Anwohner in der zweiten und dritten Reihe mitbekommen, wie viel Verkehr üblicherweise auf der Brettener Straße fließe.

Positive Rückmeldungen aus Oberacker

Deshalb hat sie mit ihrem Mann auf dem eigenen Grundstück die herzlichen Schilder aufgebaut, denn diese durften nicht wie in Büchig im öffentlichen Verkehrsraum aufgestellt werden. Die ersten positiven Rückmeldungen zu den Schildern hat Tina Ellis bereits erhalten: Sie seien freundlich und keine Holzhammermethode. Dennoch zeigten sich einige Autofahrer beim Vor-Ort-Termin uneinsichtig. "Es wird ein anderes Bewusstsein benötigt. Ein Umdenken muss erstmal stattfinden", sagt Pehlegrim. Doch das dauere, daher wollten die Anwohner solange mit den Herzchenschildern die Aufmerksamkeit der Fahrer wecken.

Geschwindigkeitsreduzierung vor der Ortseinfahrt

Die Anwohner hätten bereits einige Ideen und stünden im Kontakt mit Bürgerinitiativen aus den Nachbarorten, weiß Tina Ellis, die sich um die herzlichen Schilder für Oberacker gekümmert hat. Ein weiterer Vorschlag ist es, an der nördlichen Ortseinfahrt ein 70er Schild aufzustellen, damit der Verkehr rechtzeitig abgebremst werde. "Viele anderen Orte haben eine Geschwindigkeitsreduzierung vor der Ortseinfahrt." Dies würde insbesondere der Familie von Christine und Christian Melchior zugutekommen. "Die Straße ist eine Rennstrecke, das Ortsschild wird von vielen einfach übersehen", sagt Christine Melchior.

„Rücksichtnahme der Fahrer ist gleich null“

Durch die kerzengerade Straße werde auch bei der Ausfahrt aus dem Ort schon frühzeitig beschleunigt. Je nach Autotyp sei es daher leiser oder lauter. Deutlich zu vernehmen seien am Wochenende jedoch beschleunigende Motorradfahrer. Um den Verkehr zu verlangsamen, habe ihr Nachbar sein Auto schon mal auf der Straße geparkt. Das Resultat waren Hupkonzerte ab vier Uhr morgens und ein Parkverbot, das in lediglich vier Wochen angeordnet wurde, sagt Christian Melchior. "Da geht es schnell." Zwar gebe es auch Fahrer, die sich an die Geschwindigkeit hielten, doch die große Mehrheit würde am Haus der Familie Melchior zu schnell fahren. "Die Rücksichtnahme der Fahrer ist gleich null."

Eigentlich gilt außerorts Tempo 100

Auch die Anwohner der Hügellandstraße in Büchig hatten die herzförmigen Schilder aufgestellt, um auf die Gefährdung und Lärmbelästigung des zu schnell fahrenden oder beschleunigenden Verkehrs aufmerksam zu machen (wir berichteten). Durch die Änderungen bei der Beschilderung befindet sich das Ortsschild nun direkt hinter der Bushaltestelle "Teich/Wanne". Kurz dahinter weist ein weiteres, neues Verkehrsschild auf die dort geltende Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometern hin. Wer links in die Westendstraße einbiegt, findet ein neues Ortsschild vor. "Eigentlich würde an dieser Stelle Tempo 100 gelten", sagt Ordnungsamtschef Simon Bolg. Es sei gegenüber dem Regierungspräsidium ein harter Kampf gewesen an dieser Stelle Tempo 50 anzuordnen.

Verkehrsmessungen in Büchig

Inzwischen sei die Beschilderung am Ortsausgang in Richtung Neibsheim jedoch rechtskonform, da Ortsschilder nur dort stehen dürften, wo eine beidseitige Bebauung erkennbar sei, so Bolg. Dennoch habe man den Bewohnern zugesagt, ortsauswärts Verkehrsmessungen durchzuführen, um den Verkehr im Auge zu behalten. Allerdings werde sich die Verkehrssituation an dieser Stelle bald erneut ändern, kündigt Bolg an. Sobald der Feldweg, der in Richtung Neibsheim auf die Kreisstraße trifft, ausgebaut werde, soll auch bis dorthin Tempo 50 gelten.

Tina Ellis, Anke Mayer-Pehlegrim, Bernhard Pehlegrim und Herbert Riesenbeck möchten, dass Tempo 30 eingehalten wird. bea
Christian, Hendrik und Christine Melchior wünschen sich, dass Autos an ihrem Haus langsamer vorbeifahren.
Autor:

Beatrix Drescher aus Bretten

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