Residenzschloss Ludwigsburg
Bodenuntersuchung der Schlosshöfe: Mysteriöser unterirdischer Fund festgestellt
Region (red) Die Schlossverwaltung Ludwigsburg hat gemeinsam mit dem Landesbetrieb Vermögen und Bau im vergangenen Jahr eine umfassende Untersuchung zur Tragfähigkeit des Bodens im Schlossbereich in Auftrag gegeben. „Die Sicherheit unserer Gäste hat für uns höchste Priorität. Deshalb haben wir ein detailliertes Gutachten zur Bodenbeschaffenheit in den Schlosshöfen erstellen lassen“, betont Stephan Hurst, Leiter der Schlossverwaltung. Insgesamt wurden von November 2023 bis Januar 2024 flächige Kartierungen mit geophysikalischen Verfahren im Bereich der Hofanlagen durchgeführt. Bereits 2016 hatte das Fraunhofer Institut eine schalltechnische Untersuchung im Schloss durchgeführt, um sicherzustellen, dass Musikveranstaltungen mit Tausenden von Gästen keine Gefahr für das historische Gebäude darstellen. Denn eine der wichtigsten Aufgaben der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ist es, die Pracht dieser historischen Anlage auch für zukünftige Generationen zu bewahren.
Georadar-Untersuchung bringt Erkenntnisse
Im Rahmen der aktuellen Untersuchung von der GGU mbh aus Karlsruhe wurden insgesamt 21.700 Quadratmeter Bodenfläche der Hofanlage mit einem Georadar detailliert, in einem sehr engen Abtastraster, durchleuchtet. Dieses Verfahren, ein Strukturerkundungsverfahren, nutzt elektromagnetische Wellen, die vom Material im Untergrund gestreut, reflektiert und gebeugt werden. Damit konnte eine Tiefe von bis zu zwei Metern erfasst werden. Dr. Alexander Hemmann von der GGU mbH erklärt: „Die gewonnenen Daten liefern detaillierte Informationen zum archäologischen Inventar des Untergrundes und ermöglichen so wertvolle Einblicke in die historische Entwicklung des Schlossareals: unter anderem die präzise Lokalisierung von Überresten früherer Gebäude, Wege und Gartenanlagen.“ Volker Janzen, stellvertretender Abteilungsleiter im Amt für Vermögen und Bau in Ludwigsburg, ergänzt: „Die Untersuchungen haben das Vorhandensein von inzwischen verschwundenen baulichen Anlagen, wie einer Balustrade zwischen Riesenbau und Ordensbau, auf eindrückliche Weise bestätigt.“ Er erklärt weiter: „Bei Großveranstaltungen wird der Boden stark beansprucht. Der Transport und der Aufbau von Bühnen üben großen Druck aus. Hohlräume im Untergrund hätten eine Gefahr darstellen können.“ Die Ergebnisse bestätigen die Stabilität des Bodens, brachten jedoch auch eine überraschende Entdeckung ans Licht.
Ein rätselhaftes Sonnenmuster
Die Auswertung der gewonnenen Georadar-Daten offenbarte ein beeindruckendes, kreisförmiges Muster unter der Oberfläche des Schlosshofs. Das Muster, das an eine Sonne mit Strahlen erinnert, ist aufgrund von Strukturkontrasten im Untergrund deutlich sichtbar. Dr. Meike Kirscht, Referentin für Historische Gärten bei den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg, beschreibt: „Der ganze Hof wird im Grunde von einer Sonne mit ihren Strahlen eingenommen.“ Die „Sonne“ besteht aus zwei unterschiedlich großen Halbkreisen und erstreckt sich
über eine erhebliche Fläche. Dieser Fund ist besonders bemerkenswert, da ein ähnliches Muster bereits bei Georadarmessungen im Schlossgarten der ehemaligen fürstbischöflichen Residenz Schloss Bruchsal entdeckt wurde. Dort liegt das Muster mindestens 80 Zentimeter tief, während es in Ludwigsburg nur etwa 30 Zentimeter unter der Oberfläche verborgen ist. Dr. Meike Kirscht ordnet die Entdeckung ein: „Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Strukturen unterschiedlich alt sind. Es ist möglich, dass im kriegszerstörten Bruchsal Kriegsschutt das Oberflächenniveau angehoben hat, während dies in Ludwigsburg nicht der Fall ist.“ Nach aktuellem Kenntnisstand handelt es sich bei beiden Mustern um Abdrücke früherer Bebauungen, die durch Kontrastunterschiede im Untergrund heute noch sichtbar sind. Dr. Meike Kirscht ergänzt: „Um was es sich dabei aber genau handelt, wissen wir bisher noch nicht.“ Mit Hilfe der Bodenuntersuchungen wird nun ein Lageplan erstellt, in dem die durch die Untersuchungen bekannt gewordenen sensiblen Untergründe eingezeichnet sind.
Autor:Kraichgau News aus Bretten |
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