Dehom in Gondelsheim: Die Gondelsheimer wussten sich stets zu behaupten
(ch) An Selbstbewusstsein und Gerechtigkeitssinn hat es den Gondelsheimern seit der ersten Erwähnung des Dorfes unter dem Namen „Gundolfesheim“ im Jahr 1257 selten gefehlt.
Als Bewohner einer von mehrfachen Besitzerwechseln geprägten freiherrlichen Gemeinde genossen sie schon im Mittelalter einen Sonderstatus. Sie waren keine Leibeigenen, unterlagen aber bis ins 19. Jahrhundert den üblichen drückenden Abgabe- und Dienstpflichten.
Aufbegehren gegen Ungerechtigkeiten
Gegen grobe Ungerechtigkeiten begehrten sie gleichwohl auf, wie sich an einer Unterwerfungsurkunde nach dem Bauernkrieg 1525 und der berühmten „Rebellion von 1730“ ablesen lässt. Letztere richtete sich gegen die Beschlagnahme von Gemeindewald durch den Freiherrn Johann Reinhard von Mentzingen zwecks Anlage des Erdbeerhofs für seine Frau. Bis kurz vor der Badischen Revolution 1848/49 schwelte der Konflikt – mehr als ein Jahrhundert, in dem die Gerechtigkeitsidee im Ort tiefe Wurzeln schlagen konnte. Schon 1790 hatten es die selbstbewussten Bauern gewagt, ihren neuen Ortsherren vom Hause Baden nur unter Bedingungen zu huldigen.
Einwanderer und Auswanderer
Einen Ausgleich für während des vorangegangenen „Jahrhunderts der Kriege“ geflohene, verhungerte oder getötete Bewohner brachten Einwanderer aus der Schweiz. Umgekehrt wurden im 18. und 19. Jahrhundert viele Gondelsheimer zu Auswanderern, die vor Hunger, Armut und politischer Verfolgung nach Amerika oder Osteuropa flohen. Erst mit dem Anschluss an die 1853 eingeweihte Bahnlinie Stuttgart-Bruchsal eröffneten sich neue Einkommenschancen.
Enge Beziehung zur Automobilgeschichte
An Gondelsheims enge Beziehung zur Automobilgeschichte erinnert neben der historischen Bertha-Benz-Route auch eine Plakette am ehemaligen Wohnhaus von Josephine Benz, der Mutter des Automobilpioniers. Bis zum Naziterror gab es eine lebendige jüdische Gemeinde, davon zeugt noch heute die ehemalige Synagoge.
Kommunale Selbstständigkeit verteidigt
Als Folge des Zweiten Weltkriegs kam es zu einer Einwanderungswelle von Heimatvertriebenen. Was anfangs beiden Seiten große Härten abverlangte, mündete in eine erfolgreiche Integration - wohl auch infolge des raschen Aufbaus einer beispielhaften Infrastruktur. Diese nutzte sehr geschickt während der Gemeindereform der 1970er Jahre und nach dem Scheitern der favorisierten Fusion mit drei Nachbargemeinden der damalige Bürgermeister Andreas Heck als Argument zur erfolgreichen Verteidigung der kommunalen Selbstständigkeit.
Wenn Sie mehr zum Thema lesen möchten, klicken Sie einfach auf unsere Themenseite:
Dehom in Gondelsheim
Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.