Wohnen und Kita unter einem Dach in Oberderdingen
"Denkmalschutz sollte sich nicht als Bremser betätigen"

Das Fachwerkhaus in der Hauptstraße 35 soll saniert und umgebaut werden. | Foto: kuna
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Oberderdingen (kuna) Das Fachwerkhaus mit seiner angrenzenden Scheune in der Hauptstraße 35 in Oberderdingen soll saniert und umgebaut werden. Die Gemeinde möchte darin einen Kindergarten und sechs Wohnungen unter einem Dach vereinen. Doch das Amt für Denkmalschutz stellt laut Architekturbüro Weindel weitreichende Forderungen, die teilweise nur schwer oder gar nicht mit den Entwürfen in Einklang zu bringen sind.

Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren benötigt

Wie Bürgermeister Thomas Nowitzki in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates am Dienstagabend, 25. Juli, betonte, herrsche in Oberderdingen dringender Bedarf an Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren. Für einen Kindergarten mit zwei U3-Gruppen könnte sich das sanierungsbedürftige Anwesen in der Hauptstraße 35 anbieten, das sich im Besitz der Gemeinde befindet und zu dem Sanierungsgebiet „Am Lindenplatz“ zählt.

Kosten von rund 3,5 Millionen Euro

Nowitzki verwies dabei auf die schwierige Lage der Kommunen, die sich bei der Kitafinanzierung vom Bund im Stich gelassen fühlen würden. Für die Finanzierung des Bauprojektes werde man in Oberderdingen daher mit einer Bauherren-Gemeinschaft aus der Gemeinde und der Kommunalbau neue Wege gehen. Während die Gemeinde den Umbau des Kindergartens finanzieren werde, sei es für die Kommunalbau möglich, Zuschüsse für die Herstellung von Wohnraum aus dem Landessanierungsprogramm „Am Lindenplatz“ zu erhalten. Insgesamt würden sich die Kosten für den Umbau des Anwesens nach einer ersten Einschätzung auf rund 3,5 Millionen Euro belaufen.

Kindergarten erstreckt sich über das Erdgeschoss

Markus Bähr vom Architektenbüro Weindel erklärte, dass sich das Projekt derzeit in einer Abstimmungsphase mit verschiedenen Fachämtern befinde. Wie die aktuellen Pläne zeigen, soll das Fachwerkhaus mit der angrenzenden Scheune verbunden werden, sodass sich der Kindergarten über deren Erdgeschosse erstreckt. Vor der Scheune sei ein Freibereich für die Kinder geplant und auch die bereits vorhandenen Parkplätze entlang der Hauptstraße sollen erhalten bleiben, erläuterte Bähr. Im Innenraum der Scheune seien zwei Gruppenräume geplant, die jeweils über einen angegliederten Schlafraum verfügen. Über einen Flur seien weitere Räume, wie eine Küche, ein Wickelzimmer oder ein Materialraum erreichbar. Der Flur führe anschließend durch einen Verbindungsgang in das Fachwerkhaus hinein, in dem Räume für das Personal geplant sind.

Verschiedene Varianten für das Erdgeschoss

Für das Erdgeschoss des Fachwerkhauses gebe es zwei Varianten, erklärte Bähr. Dort könnte entweder ein gängiges WC für das Personal oder ein Behinderten-WC eingebaut werden, das sich in erster Linie an Eltern richten würde. Nutzbar wäre es dann bei Veranstaltungen, wenn etwa ein Tag der offenen Tür oder ein Kindergartenfest ansteht. Nowitzki signalisierte zugleich seine Präferenz für das Behinderten-WC, auch wenn diese Variante bedeuten würde, dass der Personalraum etwas verkleinert werden müsse.

Wohnungen mit Laubengang und Loggia

In den oberen Geschossen der Scheune sind Wohnungen in verschiedenen Größen geplant. Damit die Anwohner nicht den Kindergarten kreuzen, ist zur Erschließung ein separater Treppenhausturm angedacht. Im Geschoss direkt über dem Kindergarten sind eine Wohnung mit rund 30 Quadratmetern sowie zwei Wohnungen mit rund 60 Quadratmetern vorgesehen. Einen Freibereich erhalten sie durch einen Laubengang in Richtung Hauptstraße, der zugleich der Erschließung der Wohnungen dient. Eine größere Wohnung mit rund 125 Quadratmetern ist im Dachgeschoss der Scheune geplant. Sie zeichne sich durch die vielen Dachschrägen aus, so Bähr, und solle zudem eine Loggia erhalten.

Kritik an Forderungen des Denkmalamtes

Im Fachwerkhaus verteilen sich die Wohnungen auf die beiden Obergeschosse. Im ersten Obergeschoss planen die Architekten eine Wohnung mit rund 115 Quadratmetern. Ein Balkon, der sich über dem Eingangsweg zum Kindergarten befindet, sei für das Denkmalamt kein Problem gewesen, so Bähr. Ins Dachgeschoss würde eine Wohnung mit rund 90 Quadratmetern passen. Allerdings habe man dort noch keine Möglichkeit für einen Freibereich gefunden. Das Denkmalamt würde eine Loggia, eine Gaube oder einen Dacheinschnitt ablehnen, erklärte Bähr. Nowitzki, der sich entschieden für eine Sitzmöglichkeit im Freien aussprach, wählte daher deutliche Worte: „Sollte es nicht gelingen, zu einer Einigung zu kommen, werden wir das Projekt nicht umsetzen.“ Das Anwesen sei zwar denkmalgeschützt, „aber nicht einzigartig für Oberderdingen“. Der Denkmalschutz sollte sich "nicht als Bremser betätigen", forderte Nowitzki.

"Wir sind wirklich am hantieren"

„Wir sind wirklich am hantieren“, schloss sich Architekt Michael Weindel den Worten des Bürgermeisters an. Auch CDU-Gemeinderätin Brigitte Harms-Janssen meinte mit Blick auf die Entwürfe: „Es sieht nicht allzu gut aus, das Optimum herauszuholen.“ Der Gemeinderat stimmte dem Planentwurf dennoch mehrheitlich, bei einer Gegenstimme von Reinhard Schiek (UBO), zu. Laut Nowitzki strebe die Gemeinde nun an, bis Jahresende eine Baugenehmigung zu erhalten.

Das Fachwerkhaus in der Hauptstraße 35 soll saniert und umgebaut werden. | Foto: kuna
Entwurf | Foto: Weindel Architekten
Autor:

Kathrin Kuna aus Bretten

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