Wirtschaft und Soziales im TRD Pressedienst
Deutsche Unternehmen bieten „Made in Germany Berufsausbildung“ in den USA

Mit „BMW Scholars“ hat der Automobilkonzern zudem ein Ausbildungsprogramm gestartet, das als US-Pendant zur deutschen dualen Berufsausbildung dient.
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Deutsche Autobauer entwickeln sich in den USA zu Bildungseinrichtungen

(TRD/BNP) Das Handelsblatt berichtete vor kurzem über einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in den USA, der deutsche Unternehmen dazu veranlasst, die berufliche Ausbildung ihrer Mitarbeiter selbst zu übernehmen, was zu erheblichen Kosten führt. Ein Beispiel hierfür ist ZF aus Friedrichshafen, das vor zehn Jahren ein neues Getriebewerk in Gray Court, South Carolina, errichtete. Trotz eines früh eingerichteten Schulungszentrums traten erhebliche Anlaufschwierigkeiten in der Produktion auf. Mehr als hundert erfahrene Mitarbeiter aus dem größten deutschen Getriebewerk in Saarbrücken mussten zeitweise nach South Carolina entsandt werden, was monatelange Unterstützung und zusätzliche Kosten nach sich zog. Mit einer bevorstehenden Erweiterung des Werks für eine halbe Milliarde Dollar soll sich diese Situation nicht wiederholen.

Eigene Bildungseinrichtungen und Kooperationen mit Institutionen sollen dem entgegenwirken. „In der Region Upstate in South Carolina herrscht ein starker Wettbewerb um Talente“, erklärt ein Sprecher von ZF: „In den letzten zehn Jahren lag unser Fokus darauf, unsere Talente weiterzuentwickeln, zu binden und zu fördern.“

Unter anderem engagiert sich ZF im lokalen Schulsystem, bietet Praktika an Highschools und Lehrstellen an Universitäten an. Auch ein internes Lehrlingsprogramm für aufstiegswillige Leistungsträger zählt zum Programm, ebenso ein sogenannter Teacher Link, um lokale Lehrer während der Sommermonate zu beschäftigen und sie zu Botschaftern für ZF an ihren jeweiligen Schulen zu machen. ZF ist kein Einzelfall, erklärt Fabian Brandt von der Beratungsfirma Oliver Wyman. Da es in den USA keine der deutschen Berufsausbildung entsprechende Ausbildung gibt, „müssen deutsche Unternehmen unverhältnismäßig viel in die Schulung ihrer Mitarbeiter investieren, um die gleiche Qualität wie in Deutschland zu erreichen“.

BMW hat ein eigenes Ausbildungsprogramm ins Leben gerufen. Im Oktober 2022 eröffnete das Unternehmen in Spartanburg, South Carolina, eine Schulungseinrichtung, die 20 Millionen Dollar kostete und 68.000 Quadratmeter umfasste. Sie bietet technische Schulungen für Fabrikarbeiter und Weiterbildungsmöglichkeiten für Führungskräfte an. Mit „BMW Scholars“ hat der Konzern zudem ein Ausbildungsprogramm gestartet, das als US-Pendant zur deutschen dualen Berufsausbildung dient..

BMW investierte 20 Millionen Dollar in eine neue Schulungseinrichtung in Spartanburg. BMW-Recruiter beginnen bereits in der Schule, nach potenziellen Mitarbeitern zu suchen. „Wir bilden diese jungen Menschen aus, unterstützen sie bei der Finanzierung ihrer Ausbildung und vermitteln ihnen die fortgeschrittenen technischen Fähigkeiten, die für die Zukunft von BMW erforderlich sind“, erläutert ein Sprecher das Konzept.

Ähnlich geht Wettbewerber Mercedes vor. „Neben gezieltem Recruiting von Fachexperten setzen wir auf eine bedarfsorientierte und zukunftsgerichtete Aus- und Weiterbildung sowie Umschulungen unserer Beschäftigten“, sagt eine Sprecherin. So unterhält Mercedes-Benz Vans Partnerschaften mit lokalen Universitäten und Berufsschulen, um den nötigen Nachschub zu sichern. Die Mitarbeiter in spe arbeiten neben dem Unterricht in Teilzeit in der Mercedes-Werkstatt, um schon früh praktische Erfahrungen zu sammeln. Auch das sind Anleihen aus dem deutschen Ausbildungssystem.

Volkswagen kooperiert in Chattanooga, Tennessee, mit dem lokalen Schulbezirk und dem Chattanooga Community College, um den Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften zu decken. Die „Mechatronic Akademy“ integriert Highschool-Schüler in die technische Ausbildung, die mit dem VW-Ausbildungsprogramm verknüpft ist. „Die Talentpipeline, die wir in Chattanooga aufgebaut haben, hat sich als äußerst erfolgreich erwiesen, um die technischen Anforderungen zu erfüllen, die viele Stellen in unserer Fabrik stellen“, so die Aussage von VW in den USA.

„Wir dürfen nicht zulassen, dass Personalmangel den technischen Fortschritt behindert“. Wolfgang Büchele Vorsitzender von Exyte

Das Spezialchemie-Unternehmen Evonik bietet ebenfalls solche dualen Ausbildungsprogramme an. In den Bundesstaaten Indiana, Alabama und Pennsylvania hat Evonik Ausbildungsgänge ins Leben gerufen, die nach dem Vorbild der deutschen Berufsausbildung gestaltet sind. Hierbei kooperiert das Unternehmen mit lokalen Colleges, die den deutschen Fachhochschulen ähnlich sind.

BASF arbeitet mit Miniaturmodellen. Dort lernen etwa angehende Anlagentechniker an einem maßstabsgerechten Mini-Nachbau, wie man Ventile öffnet und schließt und den optimalen Fluss erreicht.

Das Stuttgarter Unternehmen Exyte, das für Kunden wie Intel, Infineon oder TSMC Halbleiterwerke errichtet, beabsichtigt in den USA bis Ende des Jahres mehrere hundert Stellen zu schaffen. „Dort wo Exyte eigene Büros hat, beziehungsweise wo wir Projekte umsetzen, kooperieren wir auch mit lokalen Universitäten und engagieren uns in der Nachwuchsförderung“, sagt Vorstandschef Wolfgang Büchele: „Es darf uns nicht passieren, dass der technische Fortschritt wegen Personalmangel ausfällt.“


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Autor:

Heinz Stanelle aus Region

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