Gondelsheimer Gemeinderat wechselt Fraktion
"Müsste gegen meine innere Überzeugung handeln"

Eine politische Überraschung gab es in Gondelsheim.  | Foto: archiv
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Gondelsheim (hk) Politische Überraschung in Gondelsheim: In einer Mitteilung hat der Grünen-Ortsverband erklärt, dass der Fraktionsvorsitzende der Partei, Roland Fella, nach vier Jahren der Zusammenarbeit im Gemeinderat „kurzfristig und überraschend die Fraktion verlassen hat“. Er wechsele noch in der laufenden Legislaturperiode zu den Freien Wählern. Diesen Schritt unternehme er, heißt es in der Mitteilung des Ortsverbands, „um künftig unabhängig von der Parteipolitik der Grünen für die Gemeinde agieren zu können“. Weiter heißt es in der Mitteilung, dass die Grünen-Fraktionskolleginnen Claudia Dickemann-Kohler und Corinna Vogel diesen Schritt sehr bedauerten. In den folgenden, klärenden Gesprächen habe man sich auch künftig gegenseitige Unterstützung zugesichert, um gemeinsame Ziele zu verwirklichen. Die beiden verbleibenden Vertreterinnen der Grünen werden ihre Arbeit im Gemeinderat fortsetzen.

„Gesetze, die vordergründig umweltfreundlich sind“

Fella selbst erklärte seinen Austritt wie folgt: „Ich habe in den letzten Jahren, meiner Meinung nach, bestmögliche Politik im Sinne der Grünen auf Gemeindeebene in Gondelsheim gemacht. Ich stelle aber zunehmend fest, dass ich kein grüner Politiker bin, zumindest keiner der ideologisch geprägt ist oder gar als Atomkraftgegner sozialisiert wurde.“ Seine wissenschaftliche Ausbildung sage ihm sehr klar, dass es bei der Umwelt "eher 5 nach 12 als 5 vor 12 ist." Man müsse „sicher massiv CO2 einsparen und Energie dezentral mit Wind, Solar und Fernwärme für unsere Zwecke nutzbar machen“, so Fella. Jedoch könne er sich nicht mit denjenigen identifizieren, die „ideologisch geprägt, Gesetze erlassen, die vordergründig umweltfreundlich sind, aber mangels nachhaltig produzierten Stroms zunächst mal mehr CO2-Ausstoß bewirken.“ Es sei unbestritten, dass es bei Weitem noch nicht genügend CO2-freie und nachhaltige Energie gebe, so der Gemeinderat weiter.

Losgelöst von parteipolitischen Ideologien

Fella äußerte sich in diesem Zusammenhang auch kritisch zu Fehlentscheidungen der Grünen. Er bemängelte das Abschalten der Atomkraftwerke sowie den Zwang zur Nutzung von Wärmepumpen ohne ausreichend nachhaltige Energiequellen. Weiterhin kritisierte er den Transport von LNG über den Atlantik mit schwerölbetriebenen Tankern, obwohl Deutschland über eigenes Fracking-Gas verfüge. Fella betonte, dass es noch weitere Politikfelder gebe, in denen er die Positionen der Grünen nicht mehr vertreten könne und gegen seine innere Überzeugung handeln müsste. Da ihm aber das Leben in Gondelsheim sehr am Herzen liege, wolle er sich weiterhin im Gemeinderat engagieren, jedoch losgelöst von parteipolitischen Ideologien. „Das geht meiner Meinung nach sehr gut bei den ‚Freien Wählern‘“, so Fella.

„Überaus kompetenter, pragmatischer und lösungsorientierter Gemeinderatskollege“

Mit Blick auf den laufenden Suchprozess nach Gemeinderatskandidaten hielt Fella es für den fairsten Zeitpunkt, seinen Austritt jetzt zu verkünden. "Ich hätte mich jetzt entscheiden müssen, ob ich auf die Liste der Grünen gehen wollte." Er verzichte auch auf das Amt des dritten stellvertretenden Bürgermeisters und schlage Klaus Krätschmer (SPD) als Nachfolger vor. Christoph Brauch, Sprecher der Freien Wähler Gondelsheim, äußerte sich ebenfalls zu dem Wechsel von Fella in seine Fraktion und betonte, dass die Freien Wähler ein Verein und keine Partei seien und für unabhängige und „freie“ Kommunalpolitik stünden. Da Fella ebenfalls dieses Ziel verfolge und die Fraktion ihn als „überaus kompetenten, pragmatischen und lösungsorientierten Gemeinderatskollegen“ kennengelernt hätte, habe die Fraktion einstimmig seinem Wunsch entsprochen.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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