Pforzheimer Professor begleitet die Suche nach dem atomaren Endlager

Professor Dr. Hendrik Lambrecht | Foto: Hochschule Pforzheim
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(sl) Wo wird der Atommüll künftig entsorgt? Diese hochspannende Frage treibt Professor Dr. Hendrik Lambrecht um. Der Pforzheimer Professor wurde im November 2016 von der Bundesumweltministerin ins Nationale Begleitgremium zur Standortwahl eines Endlagers für hochradioaktiven Abfall berufen.

Gleich im darauffolgenden Dezember nahm das derzeit neunköpfige unabhängige Gremium, seine Arbeit auf. Die Mitglieder haben die Aufgabe, zwischen den Bürgern, der Betreibergesellschaft, dem Gesetzgeber und den vielen weiteren Beteiligten zu vermitteln.

Standort Gorleben ist obsolet

Die Aufgabe ist hochkomplex: Es wird ein Standort gesucht, für etwas, was keiner haben möchte! Mit der Novellierung des Standortauswahlgesetzes eröffnete die Bundesregierung die Suche nach einem Ort, in dem der Atommüll künftig sicher gelagert werden soll, erneut. Ziel ist eine möglichst objektive Beurteilung der in Frage kommenden Standorte ohne eine vorherige Festlegung. Damit ist auch die frühere Festlegung auf den Standort Gorleben obsolet und wird genauso überprüft, wie andere in Frage kommende Plätze.

Nationales Begleitgremium gestaltet mit

Das Nationale Begleitgremium wird diese Suche mitgestalten. Das Gremium, das dem Gemeinwohl verpflichtet ist, soll die Öffentlichkeit an diesem Prozess beteiligen und ihr eine institutionelle Stimme geben. Für dieses „Schiedsrichteramt“ wurden in einem breitangelegten Prozess 120.000 Bürger per Zufallsgenerator ausgewählt und kontaktiert. „Nicht jeder der Ausgewählten wollte an der Suche nach einem atomaren Endlager beteiligt sein“, erzählt Hendrik Lambrecht.

Transparenz und klare Regeln bei Standortsuche

Für den Pforzheimer Professor begann mit dem Anruf allerdings eine spannende Zeit. Über verschiedene Workshops informierte sich der Professor für Industrial Ecology über die anstehende Aufgabe und wurde schließlich als einer der drei Bürgervertreter in das neue Gremium gewählt. Ergänzt durch sechs Personen aus dem öffentlichen Leben und geführt vom ehemaligen Bundesumweltminister Klaus Töpfer und der Münchner Umweltpolitik-Expertin Miranda Schreurs steht das Gremium für Transparenz und klare Regeln bei der Standortsuche. Sie sind Ansprechpartner für die Öffentlichkeit und haben Einsicht in die Dokumente der zuständigen Bundesbehörden.

Ergebnisorientierte Suche

„Das Ehrenamt bringt eine große Verantwortung und eine hohe Arbeitsbelastung“, so Lambrecht. Der studierte Physiker sieht sich aber nicht nur in der Pflicht, sondern findet die Aufgabe „extrem spannend“. „Wir haben den Müll und der muss gelagert werden, damit muss auch die Standortfrage geklärt werden“, fasst Hendrik Lambrecht zusammen. Grundsätzlich stimmen ihm über 90 Prozent der Bevölkerung bei dieser Aussage zu – allerdings „möchte natürlich keiner das Endlager vor der eigenen Tür haben.“ Der Wissenschaftler der Hochschule Pforzheim plädiert daher für eine transparente Suche und klare Regeln, um überhaupt eine gewisse Akzeptanz zu erzielen. „Und hier kommt das Gremium ins Spiel! Wir stehen für eine ergebnisorientierte Suche, die Sachkriterien zu Grunde legt und die Bevölkerung frühzeitig mit einbezieht.“

Mitglieder amtieren maximal neun Jahre

In 15 Jahren soll die Standortwahl abgeschlossen sein, so sieht es der aktuelle Entwurf des Gesetzes zur Standortauswahl vor. So lange wird Henrik Lambrecht nicht in dem Nationalen Begleitgremium sitzen. Die Mitglieder des Gremiums, das in Berlin-Grunewald verortet ist und dessen Geschäftsstelle im Umweltbundesamt sitzt, werden für drei Jahre bestellt und können maximal noch zwei Mal berufen werden. „Die Regel ist gut“, kommentiert der Pforzheimer Professor. Die Zeit ist ausreichend, um sich in die hochkomplexe Materie einzuarbeiten, aber es wird vermieden, „dass wir Teil des Prozesses werden und damit den Blick von außen verlieren.“

Hoher Zeitaufwand

In den kommenden Monaten wird die Arbeit für den Wissenschaftler, der seit 2012 an der Hochschule Pforzheim im Studiengang Ressourceneffizienz lehrt, sicher nicht weniger. „Die Strukturen müssen aufgebaut werden, wir müssen uns einarbeiten und der Prozess ist noch nicht eingespielt“, erklärt der Familienvater, den hohen Zeitaufwand.

Weitere Informationen im Hochschulvideo: http://bit.ly/hspf_hm_atomaresEndlager

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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