"Größter Personalskandal der Landesgeschichte"
Ranghöchster Polizist des Landes verschickte Nacktbilder

Der inzwischen suspendierte Inspekteur der Polizei, der ab diesem Freitag wegen des Verdachts der sexuellen Nötigung vor Gericht steht, hat bereits vor seiner Amtszeit über einen langen Zeitraum Nacktbilder an Polizistinnen geschickt. | Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Illustration
  • Der inzwischen suspendierte Inspekteur der Polizei, der ab diesem Freitag wegen des Verdachts der sexuellen Nötigung vor Gericht steht, hat bereits vor seiner Amtszeit über einen langen Zeitraum Nacktbilder an Polizistinnen geschickt.
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Stuttgart (dpa/lsw) Der inzwischen suspendierte Inspekteur der Polizei, der ab diesem Freitag wegen des Verdachts der sexuellen Nötigung vor Gericht steht, hat bereits vor seiner Amtszeit über einen langen Zeitraum Nacktbilder an Polizistinnen geschickt. Er sendete einem SWR-Bericht zufolge zwischen 2018 und 2020 pornografische Handy-Bilder von sich selbst an mindestens drei Polizistinnen. Der Beschuldigte hatte sein Amt als ranghöchster Polizist des Landes im November 2020 angetreten. Zuvor war er stellvertretender Landeskriminaldirektor im Innenministerium und Vize im Landeskriminalamt.

Verfahren wegen Belästigung und Verbreitung von Nacktbildern

Das Versenden der Nacktbilder an die drei Polizistinnen wurde den Informationen zufolge erst nach seiner Suspendierung bekannt - durch eine anonyme Anzeige im Dezember 2021. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart bestätigte am Donnerstag, dass man gegen ihn Ermittlungen wegen des Verdachts der Verbreitung pornografischer Inhalte geführt habe. Es gehe dabei um Vorgänge zwischen 2018 und 2021, sagte ein Sprecher. Diese Ermittlungen habe man aber wegen mangelnden hinreichenden Tatverdachts eingestellt. Der Verdächtige soll Ermittlungen zufolge zudem im November 2021 in Stuttgart eine Polizeibeamtin sexuell belästigt haben. Die Vorwürfe gegen den vom Dienst freigestellten früheren obersten Polizisten des Landes werden ab Freitag vor dem Landgericht Stuttgart verhandelt.

Opposition empört über Personalpolitik des Innenministers

Die Opposition ist empört angesichts der Vorgänge - und sieht die Wurzel des Übels erneut in der Personalpolitik von Innenminister Thomas Strobl (CDU). Der verantworte den "größten Personalskandal der Landesgeschichte", teilte die innenpolitische Sprecherin der FDP, Julia Goll, am Donnerstag mit. "Wäre vor Personalentscheidungen sorgfältig und umfassend geprüft worden, statt dem eigenen Haus informell einen Wunschkandidaten vorzugeben, wäre den Beamtinnen und der Polizei insgesamt einiges erspart geblieben." Goll warf Landespolizeipräsidentin Stefanie Hinz zudem vor, das Privathandy des Inspekteurs nicht frühzeitig konfisziert zu haben. Sonst wären die Ermittlungen wegen der Nacktbilder wohl erfolgreich gewesen, meinte sie. "Es bleibt hier der Verdacht, dass sich Strobls Kamarilla gegenseitig decken oder eigene Fehler vertuschen wollte."

SPD nennt Beförderung beispiellos

Die SPD nennt die neuen Enthüllungen erschreckend und widerwärtig. SPD-Innenpolitiker Sascha Binder sprach von einer «beispiellosen Turbo-Beförderung» des Inspekteurs an die Spitze der Landespolizei. "Er war Strobls Liebling, der Innenminister wollte ihn auf Biegen und Brechen auf diesem Posten. Es stellt sich unweigerlich die Frage, wie alle Kontrollmechanismen im Innenministerium so versagen konnten." Die Staatsanwaltschaft wirft dem Inspekteur nach früheren Angaben vor, "hierbei bewusst ausgenutzt zu haben, dass er aufgrund seiner beruflichen Stellung in der Lage war, der Polizeibeamtin im Falle des Widerstands erhebliche berufliche Nachteile zu bereiten". Sein Anwalt, Jens Rabe, hatte angekündigt, für einen Freispruch zu kämpfen. Es sei bedauerlich, dass die Staatsanwaltschaft "bei dieser Beweissituation" überhaupt Anklage erhoben habe. Mit dem Fall beschäftigt sich auch ein Untersuchungsausschuss des Landtags.

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Kraichgau News aus Bretten

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