Nach der zweiten Stadtbahn-Diskussion mit AVG- und KVV-Vertretern sieht die Walzbachtaler SPD weiteren Handlungsbedarf
Schrittweise Verbesserungen, aber noch kein großer Wurf

Großes Interesse an Stadtbahnfragen: Der Saal des Naturfreundehauses Jöhlingen war auch bei der zweiten Diskussionsveranstaltung des SPD-Ortsvereins zum Thema gut gefüllt. | Foto: privat
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WALZBACHTAL-JÖHLINGEN (ch) Das Interesse an einer besseren und kundenfreundlicheren Stadtbahnverbindung in Walzbachtal ist nach wie vor groß. Zur zweiten Veranstaltung unter dem Motto "Walzbachtal fährt Stadtbahn", zu der der SPD-Ortsverein ins Naturfreundehaus Jöhlingen eingeladen hatte, kamen am letzten Mittwoch zwar nur etwa halb so viele Besucher wie zur ersten Diskussionsrunde Anfang Januar. Aber mit rund 70 Zuhörerinnen und Zuhörern war der Raum immer noch gut gefüllt. SPD-Fraktionschefin Silke Meyer äußerte sich jedenfalls „zufrieden“ mit dem Zuspruch.

Keine Entwarnung bei Personalmangel

Hören wollten die Besucher vor allem, wie die Stadtbahnbetreiberin, die Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG), mit den im Januar zugesagten Verbesserungen vorangekommen ist. Dazu waren immerhin drei hochrangige AVG-Vertreter angereist. Und auch der diesmal zusätzlich eingeladene Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) stand mit einer prominenten Dreierdelegation zu den ihn betreffenden Fragen Rede und Antwort. Was die von Personalmangel verursachten Zugausfälle angeht, konnte Kai Kampermann, Leiter des AVG-Qualitätsmanagements, noch keine vollständige Entwarnung geben. Durch stetige Ausbildung habe man die Zahl der Fahrzeugführer zwar erhöht, aber es gebe immer noch zu wenige. Bis Frühjahr oder Sommer 2020 hoffe man, dieses Defizit beheben zu können.

Mehr Wagen, bessere Abfahrtsmonitore

Besser sieht es nach Kampermanns Worten bei den verfügbaren Stadtbahnwagen aus. Inzwischen seien 20 neue eingetroffen. Da man die alten weiter einsetze, könne man jetzt mit zwei Wagen pro Zug fahren, was ein schnelleres Ein- und Aussteigen und somit mehr Pünktlichkeit ermögliche. Im Übrigen wies Kampermann auf eine seit Mai bestehende neue Schnittstelle zur DB-App hin, auf der Unpünktlichkeiten angezeigt würden. Außerdem werden nach seinen Angaben seit einigen Wochen auf den Abfahrtsmonitoren an den Haltestellen auch Fahrtausfälle angezeigt. „Dem ist tatsächlich so“, bestätigt Silke Meyer, die selbst häufig die Stadtbahn nutzt. Seit Neuestem weist auf den Abfahrtsmonitoren auch ein Rollstuhlsymbol auf barrierefreie Wagen hin. Um auf Zugausfälle schneller reagieren zu können, habe die AVG zudem viel Geld für den Aufbau einer Bus-Reserveflotte für den Schienenersatzverkehr (SEV) ausgegeben, berichtete Kampermann abschließend.

Noch Jahre bis zur Zweigleisigkeit

Bis zum vielfach geforderten zweigleisigen Ausbau zwischen Karlsruhe-Grötzingen und Walzbachtal-Jöhlingen dürften allerdings noch Jahre vergehen, wie den Ausführungen von Thomas Rupp vom AVG-Bereich Infrastruktur zu entnehmen war. Immerhin wird inzwischen per europaweiter Ausschreibung nach einem Planungsbüro gesucht. Wenn alles optimal laufe, könne die Strecke frühestens in vier Jahren ausgebaut sein, meinte Rupp. Aus Kostengründen bleibt der Jöhlinger Tunnel jedoch ausgespart. Ein Wermutstropfen für alle durch die vorjährige Stellwerksstörung in Jöhlingen Geschädigten: Das Stellwerk wird nach Auskunft des stellvertretenden AVG-Bereichsleiters Verkehr, Ralf Bolsinger, zwar im März 2020 komplett überholt, aber erst nach dem zweigleisigen Ausbau erneuert.

Entschädigungen und Umsteigen

Positives konnte hingegen Thomas Seitz, Sachgebietsleiter für Reklamationen beim KVV, zu Entschädigungen bei Unpünktlichkeit und Zugausfällen berichten. Demnach können Fahrgäste gemäß der dieses Jahr eingeführten Mobilitätsgarantie auf ein Taxi umsteigen, sobald absehbar ist, dass der Ankunftsort mindestens eine halbe Stunde später als nach regulärem Fahrplan erreicht wird. Allerdings werde der Taxipreis nur bis maximal 80 Euro erstattet. Eine Verschlechterung für Walzbachtaler Stadtbahnnutzer sieht Silke Meyer dagegen ab Dezember 2020 kommen. Wenn die DB Regio den stündlichen Eilzug übernehme, fahre sie nicht wie bisher die AVG in die Karlsruher Stadtmitte, sondern direkt in den Karlsruher Hauptbahnhof. „Dann müssen wir Richtung Innenstadt künftig in Durlach umsteigen und obendrein das Gleis wechseln“, kritisiert Meyer.

Politischer Einsatz nötig

Verbesserungen sind auch an der gegenwärtigen Wabenstruktur nach den Worten der Leiterin des KVV-Tarifmanagements, Stefanie Herrmann, derzeit nicht in Sicht. Walzbachtals Alt-Bürgermeister Hans-Dieter Mahler erinnerte daran, dass es schon vor vielen Jahren Bestrebungen gegeben habe, Walzbachtal statt in die vierte in die dritte Wabe einzuordnen, was einen günstigeren Tarif zur Folge hätte. Änderungen könnten jedoch nur auf politischem Weg erfolgen, betonte Herrmann. Ebenso verhalte es sich mit der Frage, wie viele Züge pro Stunde nach einem zweigleisigen Ausbau eingesetzt werden, stellte Silke Meyer fest. Denn diese müsse der Landkreis bezahlen. Als Konsequenz aus dem Gehörten wolle sich die Walzbachtaler SPD nun über Gemeinderat und Kreistag beim Aufsichtsrat des KVV für eine günstigere Waben-Einordnung von Walzbachtal und für einen verbesserten Stadtbahntakt einsetzen. Walzbachtals neuer Bürgermeister Timur Özcan, der ebenfalls unter den Zuhörern war, machte sich jedenfalls schon mal fleißig Notizen.

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Großes Interesse an Stadtbahnfragen: Der Saal des Naturfreundehauses Jöhlingen war auch bei der zweiten Diskussionsveranstaltung des SPD-Ortsvereins zum Thema gut gefüllt. | Foto: privat
Hochrangig besetztes Podium: Sowohl der Stadtbahnbetreiber AVG als auch der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) hatten leitende Mitarbeiter zur Diskussion nach Jöhlingen geschickt. | Foto: privat
Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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