Telefonaktion Alkohol
Viele Fragen zu einem Tabu-Thema

Region (kn) Die Brettener Woche hatte jüngst ein anonymes Lesertelefon zum Alkoholmissbrauch angeboten.  Rund 9,5 Millionen Deutsche im Alter von 18 bis 64 Jahren trinken laut aktueller Statistik so viel Alkohol, dass sie ihre Gesundheit gefährden. Während der Telefonaktion gab es zu dem Thema viele Informationen sowie guten Rat von den Expertinnen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Brigitte Hennings und Marie-Luise Theunissen-Spitzley.

Im Folgenden einige ausgewählte Fragen und Antworten aus der Telefonaktion:

Mein Mann leert im Laufe eines Abends eine Flasche Rotwein und meint, das sei gesund. Ist das so?
Als gesundheitlich unbedenklich gelten bei Männern 24 Gramm Alkohol pro Tag, bei Frauen 12 Gramm. 24 Gramm Alkohol sind in einem viertel Liter Wein enthalten. Mindestens an zwei Tagen in der Woche sollte kein Alkohol getrunken werden. Das Fazit: Ihr Mann trinkt deutlich mehr als empfohlen.

Mein Partner trinkt und will das nicht ändern. Was kann man da machen?
Sagen Sie ihm in einer ruhigen Minute - und wenn er nüchtern ist - deutlich, dass Ihnen sein Verhalten missfällt und fordern Sie Veränderung. Je konkreter Sie das formulieren, desto besser. Wenn er sich nicht ändern möchte, können Sie sich Hilfe holen, damit Sie im Umgang mit Ihrem Partner gestärkt werden. Spezielle Beratungsstellen für Angehörige sind unter www.dajeb.de aufgelistet.

Abends brauche ich ein paar Kognaks um runter zu kommen. Es wurden in letzter Zeit mehr. Wie komme ich von der Menge wieder runter?
Holen Sie sich Hilfe. Vereinbaren Sie gleich einen Termin bei einer Suchtberatungsstelle. Man sollte, wenn man motiviert ist, innerhalb der nächsten zwölf Stunden Taten folgen lassen, die auch eine echte Veränderung bewirken können. Wartet man zu lange, löst sich die schöne Motivation oft wieder in Luft auf. Eine Beratungsstelle in Ihrer Nähe finden Sie unter www.bzga.de/service/beratungsstellen/suchtprobleme. Das Sucht-Beratungstelefon der BZgA ist Montag bis Donnerstag von 10 bis 22 Uhr und Freitag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr unter 0221/892031 erreichbar.

Meine Mutter ist schon sehr betagt. Seit zwanzig Jahren lebt sie allein. Sie trinkt oft und viel und hat sich dadurch schon schwer verletzt. Was kann ich tun?
Für Fälle, in denen Leib und Leben des Betroffenen oder Dritter in Gefahr sind, ist der sozialpsychiatrische Dienst des Gesundheitsamtes die richtige Ansprechstelle. Die Fachärzte, Psychologen Sozialarbeiter und Sozialpädagogen stehen Ihnen für Beratung und fachliche Betreuung zur Verfügung. Die Gespräche werden vertraulich behandelt. Auf Wunsch arbeitet der Dienst auch mit dem behandelnden Arzt zusammen. Ich rate Ihnen aber, alle Schritte, die Sie einleiten möchten, vorab in Ruhe mit Ihrer Mutter zu besprechen. Sie ist eine erwachsene Person und darf ihre eigenen Entscheidungen treffen. Vielleicht finden Sie gemeinsam einen Weg, den die Mutter mittragen kann.

Ich bin 76 Jahre alt. Mein Arzt empfahl mir dringend, mehr Flüssigkeit zu mir zu nehmen. Das fällt mir schwer, aber mittags trinke ich immer ein Bier. Ob das zur Abhängigkeit führen kann?
Trinken Sie ruhig weiter Ihr Bier. Wenn es bei dem einen bleibt, wird es Ihrer Gesundheit bestimmt nicht schaden. Vielleicht können Sie versuchen, im Laufe des Tages noch andere Getränke, wie Saftschorlen, Mineralwasser, Kaffee, Tee oder Kakao zu sich zu nehmen und möglichst an zwei Tagen in der Woche alkoholfrei zu bleiben, um einer Gewöhnung entgegen zu wirken. Ein Trinkplan kann helfen, das Trinken von alkoholfreien Getränken nicht zu vergessen. Es wäre gut, wenn Sie auf zwei Liter pro Tag kämen. Dabei zählen alle Flüssigkeiten mit, auch Kaffee und Suppen.

Meine Frau und ich sind Wein-Liebhaber. Abends trinken wir unter der Woche jeder meistens zwei Gläser, am Wochenende wird es meistens etwas mehr. Wir haben Sorge, dass wir uns schon zu sehr an den Alkohol gewöhnt haben …. Wie kann man das prüfen?
Nutzen Sie die Fastenzeit und verzichten Sie auf den abendlichen Alkohol. Wenn das problemlos funktioniert, ist alles paletti. Wenn Sie merken, Sie kommen damit gar nicht klar, hat sich zumindest schon eine Gewohnheit entwickelt. Vielleicht schaffen Sie es, auf andere Getränke umzusteigen. Probieren Sie verschiedene Tees, Säfte, Mineralwasser, alkoholfreie Mixgetränke oder auch Smoothies aus. Wenn Sie bei der Reduktion Hilfe möchten, können Sie sich mit Ihrer Frau an eine Suchtberatungsstelle wenden. Denn entgegen der allgemeinen Annahme werden dort nicht nur alkoholkranke Menschen therapiert. Die Experten können Sie auch auf dem Weg in ein moderates Trinken begleiten

In diesem Jahr habe ich mir vorgenommen, in der Fastenzeit wirklich keinen Tropfen Alkohol zu trinken. Haben Sie ein paar Tipps, wie es leichter wird?

Zuerst einmal können Sie die Supermärkte nach schmackhaften Getränken ohne Alkohol durchforsten und diese gegen die Alkoholflaschen austauschen. Vielleicht suchen Sie sich Gleichgesinnte und packen die Abstinenz-Zeit gemeinsam an? Oder Sie schreiben sich einen Motivationszettel mit all den Vorteilen, die ein Zeitraum ohne Alkohol bietet. Unterstützung finden Sie auch bei der Online-Fastenaktion der BZgA. Unter www.kenn-dein-limit.de können Sie sich anmelden.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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