DRK feiert 100-jähriges Jubiläum
"Wir helfen und haben Achtung vor jedem"

Vor 100 Jahren wurde der Dachverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) gegründet.  Hier Bilder einer Übung des DRK Kreisverbands Karlsruhe. | Foto: DRK Kreisverband Karlsruhe
  • Vor 100 Jahren wurde der Dachverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) gegründet. Hier Bilder einer Übung des DRK Kreisverbands Karlsruhe.
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Region (hk) Vor 100 Jahren wurde der Dachverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) gegründet. Dieses Jubiläum wurde bei einem – pandemiebedingt nur digitalen – Festakt am vergangenen Samstag, dem Weltrotkreuztag, gewürdigt. Anlässlich dieses Jubiläums berichten Rotkreuzler aus der Region im Gespräch mit der Brettener Woche/kraichgau.news, wie sich ihre Arbeit seit dem Ausbruch des Coronavirus verändert hat. Beantwortet haben sie auch die Frage, ob sie Übergriffe und Beleidigungen bei ihren Einsätzen erleben.

"Zu 99 Prozent sind die Menschen dankbar für unsere Arbeit"

Dass Rettungsdienstmitarbeiter in Deutschland regelmäßig Opfer verbaler oder körperlicher Gewalt werden, geht aus einer im Februar veröffentlichten Studie des DRK hervor. Erfreulicherweise gehören Beleidigungen, Beschimpfungen und körperliche Übergriffe nicht zum Alltag der Rotkreuzler aus Maulbronn, Kieselbronn und Bretten. Der Vorsitzende des DRK-Ortsvereins Maulbronn, Thomas Haalboom, betont, dass Übergriffe vielmehr eine Ausnahme seien. "Die Mitglieder des Maulbronner Ortsvereins sind ehrenamtlich im Einsatz und führen Erste-Hilfe-Maßnahmen durch, bis der Rettungsdienst eintrifft", so Haalboom.

Über 30 Jahre ehrenamtlich im DRK

Die Vorsitzende des DRK-Ortsvereins Christine Klemm, die zudem auch hauptamtlich im Rettungsdienst tätig ist, berichtet, dass Beleidigungen überwiegend gegen hauptamtliche Einsatzkräfte gerichtet seien. „Dort haben wir mit einem ganz anderen Klientel zu tun“, sagt sie. „Die Patienten kennen uns, also ihr Gegenüber, nicht und haben in der Regel ein hohes Anspruchsdenken.“ Wenn es ihnen nicht schnell genug ginge, würden die Rettungskräfte beispielsweise schon beleidigt. Im Ort hingegen erfahre man eine enorme Wertschätzung. Ein Stück weit habe Haalboom Verständnis dafür, wenn sich Patienten „pampig“ verhielten: „Ich bin seit über 30 Jahren ehrenamtlich im Roten Kreuz und in der Helfer-vor-Ort-Gruppe tätig. Es ist für die Patienten eben eine Ausnahmesituation. Und manche Menschen sind bedingt durch ihre Erkrankung angespannt.“ Auch Klemm habe Erfahrung mit solchen Patienten. Bei vielen Alkoholisierten käme aber zum Beispiel, nachdem der Rausch vorbei ist, die Einsicht, dass sie sich gegenüber den Rettungskräften nicht korrekt verhalten hätten.

"Wir helfen und haben Achtung vor jedem"

Dennoch müssten die Einsatzkräfte jederzeit mit unvorhersehbaren Situationen rechnen. „Wenn wir mal in die Enge getrieben werden sollten, sind wir in Deeskalation und in Selbstverteidigung geschult. Wir sind also gewappnet“, erzählt Haalboom. Bei verbalen Angriffen versuche man die Spannung rauszunehmen, indem man einen Schritt zurückgehe. „Unser Luxus ist ja, dass wir in drei bis fünf Minuten vor Ort sein können. Aber Patienten kann diese Zeit sehr lange vorkommen.“ Wenn sie sich dann beruhigt haben, gebe es meist eine Entschuldigung. „Grundsätzlich treten wir aber so auf, dass wir keine Angriffsfläche bieten. Wir sind überzeugt davon, dass wir Gutes tun. Wir helfen und haben Achtung vor jedem“, betont Haalboom. 2010 wurde der Ortsverein in Maulbronn sogar für seine Verdienste mit dem Deutschen Bürgerpreis ausgezeichnet.

Neue Herausforderungen durch Corona

Seit dem Ausbruch des Coronavirus stehen die Ortsvereine nun aber vor weiteren Herausforderungen. „Wir haben gleich zu Beginn der Corona-Pandemie versucht herauszufinden, wie wir unsere Hilfe und Unterstützung gezielt einbringen können“, sagt Claudia Schmitt vom DRK-Ortsverein in Bretten. So konnte man mit Hilfe der Bevölkerung mit der Produktion von Schutzvisieren starten, die in Arztpraxen, Alten- und Pflegeheimen, im Rettungsdienst oder im Krankenhaus benötigt wurden. Auch die Maulbronner Rotkreuzler standen zunächst vor „massiven“ Veränderungen. Zu Beginn der Pandemie habe man auf Anweisung, die ehrenamtliche Notfallhilfe zum Schutz der Einsatzkräfte einstellen müssen. „In der Zeit, in der wir nicht im Einsatz waren, haben wir zum Beispiel die Teststelle im ehemaligen Stadtbahnhof eingerichtet.“

Ein "enormer Kraftakt"

Beim DRK in Bretten seien laut Schmitt viele Tätigkeiten wie zum Beispiel die Organisation von Sanitätsdienste auf Festen und Veranstaltungen komplett entfallen. „Unsere wöchentlichen Zusammenkünfte in Form von Übungsabenden konnten in Präsenz nicht mehr stattfinden. Um doch den Kontakt zu allen aktiven Vereinsmitgliedern aufrechtzuerhalten, finden seit April letzten Jahres unsere Dienstabende virtuell statt“, so Schmitt. Man versuche zudem, das medizinische Wissen in Form von digitalen Vorträgen weiter auszubauen. Die Vereinsvorsitzende aus Kieselbronn spricht darüber hinaus von einem „enormen Kraftakt“ bei der Verwirklichung eines Hygiene- und Schutzkonzeptes. „Es war viel Organisationsarbeit nötig, damit am Ende auch alles Hand und Fuß hat“, betont Klemm. Gleichzeitig seien dem Verein wichtige Einnahmequellen weggebrochen: Der Ausfall von Festen, bei denen die Rotkreuzler Sanitätsdienste leisten, oder aber auch der Ausfall des Maifestes, das sie zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr Kieselbronn veranstalten, verhinderten finanzielle Unterstützung.

Viele neue Aufgaben in der Pandemie

Auf eine ganze Reihe von neuen Aufgaben blickt der Brettener Ortsverein inzwischen zurück: die Unterstützung der Diakonie und des Tafelladens mit der wöchentlichen Zustellung von Lebensmitteln während des ersten Lockdowns, Mithilfe bei der Fieberambulanz, Organisation der Erste-Hilfe-Kurse sowie die Durchführung der Blutspende im Dezember, Unterstützung der Mobilen Impfteams der Impfzentren sowie die Ausbildung der Helfer in der Durchführung von Antigen-Schnelltests. Im März 2021 startete dann das DRK-Testzentrum. Ähnlich erging es den Kieselbronner Rotkreuzlern, die auch Schnelltests anbieten und die Kreisimpfzentren im Enzkreis unterstützen. Bis zu 330 Menschen am Tag wurden im April in der Kieselbronner Festhalle getestet, wo das Pop-Up-Impfzentrum für die Gemeinden Neulingen, Ölbronn-Dürrn, Ötisheim und Kieselbronn untergebracht war.

"Mit einer Krise wächst auch der Zusammenhalt"

Indes hat die Pandemie auch Stärken in den Ortsvereinen sichtbar gemacht, die womöglich vorher gar nicht so sehr wahrgenommen wurden. „Mit einer Krise wächst auch der Zusammenhalt innerhalb der Gruppe und jeder kann seine Stärken einbringen und so den ganzen Verein in seiner Tätigkeit unterstützen“, betont Schmidt. Die Wahrnehmung des DRK in der Öffentlichkeit, so Schmidt, habe man durch die Projekte weiterhin positiv beeinflussen können, sodass Menschen dazu gewonnen werden konnten, ein Teil der DRK-Gemeinschaft zu werden. Und die Kieselbronner Vereinsvorsitzende sagt: „Wir hatten bisher keine Probleme, unsere Dienste zu besetzen. Alle ziehen mit und haben Spaß, mit dem Wissen, sie tun etwas Gutes.“ Dieser Gedanke halte – bei allem Ernst der Lage – bei Laune.

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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