Bürgerinitiative Verkehrsentlastung Bretten (BIVEB) erläutert Position zu Ortsumfahrung
"Zahlen sind noch nicht belegt"

Kathrin Breuer und Frank Schneidereit von der BIVEB. archiv

Bretten (ger) Die Bürgerinitiative Verkehrsentlastung Bretten (BIVEB) hat in einem Online-Pressegespräch über ihre Aktivitäten informiert und ihre Positionen im Hinblick auf eine mögliche Ortsumfahrung bekräftigt. Auf Initiative der BIVEB war 2018 die Erstellung eines Mobilitätskonzepts für Bretten beschlossen worden. 2019 hatte die Verwaltung damit das Büro Planersocietät beauftragt. Im März hatte nun die letzte Projektbeiratssitzung stattgefunden. „Die Planersocietät hat große Pakete zu den einzelnen Mobilitätsarten und deren Vernetzung geschnürt und erstellt nun noch einen Abschlussbericht“, so BIVEB-Sprecher Frank Schneidereit. Dann sei es an Stadt und Gemeinderat, das Gesamtkonzept in eine Gesamtplanung zu überführen und auch die Bürgerinnen und Bürger dabei mitzunehmen.

"Sinnvolle Einbettung ins Konzept muss erkennbar sein"

Die Friedrichstraße in eine Fahrradstraße umzuwandeln, wie gerade geschehen, sei zum Beispiel ein Aspekt, der aber eben in einen größeren Zusammenhang eingebunden gehöre. „Das Fahrrad ist ja nur ein Baustein: Fußgänger, ÖPNV, Carsharing, Individualverkehr – alles muss zusammen betrachtet werden für ein Mobilitätskonzept", so Schneidereit. Der Bürger müsse die sinnvolle Einbettung einzelner Maßnahmen ins Konzept erkennen können, erläuterte auch Kathrin Breuer, ebenfalls BIVEB-Sprecherin. Den Mobilitätswandel umzusetzen, ziehe stadträumliche Veränderungen nach sich, was auch besonders im Hinblick auf die Gartenschau, die 2031 in Bretten stattfinden soll, wichtig sei.

Nutzen der Ortsumfahrung zweifelhaft

Dass die Brettener den Pkw schon für kurze Strecken nutzen, habe die repräsentative Haushaltsbefragung zum werktäglichen Mobilitätsverhalten der Planersocietät 2019 deutlich gezeigt. Und auch eine Verkehrszählung der Stadt aus dem Jahr 2017 sei zu dem Schluss gekommen, dass der „Quell-, Ziel- und Binnenverkehr“, also der Brettener selbst, das meiste Verkehrsaufkommen verursache. Daher sieht die BIVEB die geplante Umgehungsstraße kritisch. Vor allem sei ihnen an einer offenen und öffentlichen Kommunikation der tatsächlichen Zahlen und Ziele einer Umfahrung gelegen.
Im Herbst hatte die Initiative eine ausführliche Eingabe in das vom Regierungspräsidium (RP) veranlasste Scopingverfahren zur B294 Südwesttangente gemacht, die im Bundesverkehrswegeplan mit vordringlichem Bedarf angegeben ist (wir berichteten). Das Verfahren dient dazu, den Umfang für die durchzuführende Umweltverträglichkeitsprüfung festzulegen, die der konkreten Trassenplanung vorausgeht. Die Zahlen, auf die sich das Regierungspräsidum Karlsruhe beim Verkehrsaufkommen berufe, seien nicht belegt, die Bürgerinitiative warte hier noch auf deren Grundlage.
In ihrer Eingabe hatte die Initiative alle in ihren Augen kritischen Punkte aufgelistet, wie zum Beispiel die Auswirkungen einer Trasse auf die Frischluftschneise aus Richtung Sprantal, auf den Tierpark und auf den Ortsteil Rinklingen sowie auf landwirtschaftliche und ökologische Aspekte. Neben der BIVEB haben noch zwölf weitere Gruppen und Einzelpersonen aus dem Netzwerk der Initiative Eingaben zum Scopingverfahren gemacht. Wann der nächste Schritt vonseiten des RP erfolgt, sei noch unbekannt, man stehe aber in ständigem Dialog mit den zuständigen Stellen.

Gesamtbilanz als Entscheidungsgrundlage

Die BIVEB fordere daher als Entscheidungsgrundlage für den Bau einer Umgehung eine Gesamtbilanz aus Ent- und Belastungseffekten, Naturverbrauch und Klimaschutz. „Die Umfahrung wird vom Bund finanziert. Ihr Ziel ist die Entlastung der Autobahnen A5 und A8, wir wünschen uns, dass das mal klar gesagt wird“, so Breuer. Das würde ganz klar einen Zusatzverkehr auf dieser Strecke zur Folge haben. Zentral sei auch, die unweigerlichen Transformationsprozesse, die auch den Verkehr der Zukunft betreffen, sowie die Bedeutung für nachfolgende Generationen im Blick zu behalten.
In Zukunft möchte die BIVEB, deren Netzwerk stetig wächst, die Öffentlichkeit regelmäßig über ihre Aktivitäten informieren. Auf der neu gestalteten Homepage www.biveb.de findet man die Eingaben zum Scoping-Verfahren sowie alle Informationen zum Mobilitätskonzept.

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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