Palliativ-Station leistet besondere Arbeit
Friedbert Martin spendet jährlich für den Pelikan-Verein

Friedbert Martin überreicht Pflegekraft Cindy Erdel seine alljährliche Spende für den Pelikan-Verein.  | Foto: ger
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Bretten (ger) Im Wohnzimmer auf der Palliativ-Station in Bretten flackern Kerzen. Der große Balkon ist bei den kalten Temperaturen verwaist, aber der wunderbare Blick ins Grüne und auf die Stadt kann auch durch die bodentiefen Fenster genossen werden. In diesem heimeligen Raum können sich Angehörige und Patienten in bewusst „nicht-klinischer“ Atmosphäre treffen, ein wenig abschalten, zusammensitzen und plaudern. Ermöglicht hat den Raum der Pelikan-Verein, der sich die Förderung der Palliativmedizin an der Rechbergklinik auf seine Fahnen geschrieben hat. Kurz vor Weihnachten war hier Friedbert Martin aus Neibsheim zu Besuch. Seine Frau war vor neun Jahren einige Wochen auf der Station gelegen. Seither bringt er jedes Jahr eine Geldspende für den Verein vorbei und trifft dort die Pflegekräfte Katrin Bangha, Ute Lobert und Cindy Erdel, die damals schon seine Frau betreuten.

"Wer palliativ behandelt wird, ist nicht zwangsläufig dem Lebensende nahe"

Die Palliativ-Station in Bretten umfasst zehn Betten für schwerkranke Menschen, die mit den Mitteln der klassischen Medizin nicht mehr geheilt werden können. 2005 hatte Professor Dr. Martin Winkelmann, der bis 2016 Ärztlicher Direktor der Rechbergklinik war, die Station ins Leben gerufen. „Wer palliativ behandelt wird, ist nicht zwangsläufig dem Lebensende nahe“, stellt Fachkraft Katrin Bangha klar. Bangha hat, wie die anderen Pflegekräfte auf der Station auch, nach ihrer Ausbildung noch eine spezielle, einjährige Palliativ-Care-Ausbildung durchlaufen. „Unser Ziel ist es, die Patienten zu stabilisieren und wieder in ihr häusliches Umfeld zurückzubringen“, erläutert sie. Vor allem bei früher Palliativversorgung sei oftmals eine gute Lebensqualität zu erreichen. Mit der herausragenden Medizin und Versorgung, die es mittlerweile gebe, und einem multimodalen Konzept könnten auch lebensbedrohliche Krankheiten so weit eingedämmt werden, dass man „den Jahren mehr Leben geben“ kann, entsprechend dem Motto der palliativen Arbeit.

Ganzheitliches, multimodales Konzept

Zusammen mit einem großen Therapeuten-Team wird ein ganzheitliches Konzept zur Versorgung der schwerkranken Menschen zusammengestellt: Musik- und Kunsttherapeuten, Sozialarbeiter, Ernährungstherapeuten, Physiotherapeuten und Seelsorger kümmern sich neben dem medizinischen Fachpersonal um die Patientinnen und Patienten. „Was uns im Moment noch fehlt, ist ein Therapiehund“, sagt Bangha mit einem Lächeln. Dass die Arbeit auf der Palliativ-Station etwas Besonderes ist, spürt man schnell. Teamarbeit wird nicht nur unter den Fachkräften großgeschrieben, auch die Angehörigen werden in vieles miteinbezogen. So entsteht oftmals ein herzliches, ja fast freundschaftliches Verhältnis, wie zum Beispiel mit Friedbert Martin. 

Speckstein-Herzen für die Pflegekräfte

Martins Frau Karola hatte Gebärmutterkrebs und die palliative Versorgung konnte bei ihr leider nicht zu einer Stabilisierung führen. Nach sechs Wochen auf Station musste Professor Winkelmann Friedbert Martin sagen, dass man nichts mehr für seine Frau tun könne. „Er legte mir nahe, sie in ein Hospiz verlegen zu lassen“, erinnert sich der heute 68-Jährige. Doch das kam für ihn nicht in Frage. „Mir war sofort klar, dass ich meine Karola mit nach Hause nehmen würde. Auch weil ich auf der Palliativ-Station alles gelernt hatte, was ich für ihre Pflege brauchte.“ Noch vier Wochen pflegte er seine Frau zuhause, bis sie starb. Sie wurde 57 Jahre alt.
Friedbert Martin war die meiste Zeit bei seiner Frau in der Klinik, auch oft bis in die Nacht. Er schwärmt heute noch von der schönen Atmosphäre auf Station und lobt das Wissen und Können der Fachkräfte. Für die Pflegekräfte fertigte er aus Dankbarkeit damals kleine Herzen aus Speckstein. Cindy Erdel hatte sich damals schon um Martins Frau gekümmert und trägt das Herz seither immer in ihrem Geldbeutel bei sich. Der Pelikan-Verein ermöglicht auf der Station vieles, was über die übliche Versorgung hinausgeht: Zusätzliche Betreuungen und spezielle Einrichtungs- und Pflegemaßnahmen werden dank der Vereinsunterstützung auf der Palliativ-Station angeboten. Auch Anregungen von den Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörigen werden gerne aufgenommen. Aus eigener Erfahrung ist Friedbert Martin tief von der Arbeit auf der Station überzeugt und spendet so jedes Jahr 1.000 Euro dem Pelikan-Verein – „ganz im Sinne meiner Karola“, wie er sagt.

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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