DAF Bretten unterstützt ukrainische Geflüchtete
"Wir studieren Deutsch"

Geflüchtete aus der Ukraine lernen bei den Sprachkursen im Jugendhaus Bretten Deutsch. | Foto: Kathrin Kuna
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Bretten (kuna) Deutsch lernen, um sich besser zurechtzufinden: Im AWO-Jugendhaus Bretten organisiert der DAF – Internationaler Freundeskreis Bretten seit 13. April regelmäßig Sprachkurse, um die Geflüchteten aus der Ukraine zu unterstützten. Dabei möchte der Verein eine praktische Einstiegshilfe bieten und alltagsnahe Sprachkenntnisse vermitteln.

Deutsch lernen leichtgemacht

Bei den Menschen, die aus dem Krieg in der Ukraine fliehen, handelt es sich in der Regel um Mütter mit Kindern. Der DAF möchte ihnen in Bretten eine Perspektive schenken und bietet daher zwei verschiedene Modelle an: Kurse mit und ohne Kinderbetreuung. Bei den „Rucksack-Sprachkursen“ haben Frauen mit jüngeren Kindern die Möglichkeit, die Kinder quasi „im Gepäck“ mitzubringen. Die Kleinen werden von einem ehrenamtlichen Team, bestehend aus Hava Yazar, Elvira Hagenlocher, Heide Lampart und Barbara Meininger-Knecht, im wechselnden Einsatz betreut, während die Mütter nebenan in Deutsch unterrichtet werden. Die Ukrainerinnen, die den Kurs „Einfaches Deutsch für den Alltag“ ohne Kinderbetreuung besuchen, haben oftmals ältere Kinder, die bereits zur Schule gehen. Während diese die Schulbank drücken, besuchen die Frauen die Sprachkurse im Jugendhaus Bretten. Dort hat die Stadt Bretten dem DAF einen Gemeinschaftsraum zur Verfügung gestellt. Um 11.15 Uhr finden sich zehn Frauen und ein Mann dort ein, um die deutsche Sprache zu erlernen. Unterstützung erhalten sie dabei von dem pensionierten Deutschlehrer und DAF-Vorsitzender Gerhard Junge-Lampart sowie von Anna Makeeva, die dessen Worte ins Ukrainische übersetzt und dolmetscht. Makeeva stammt selbst aus der Ukraine und musste vor dem Krieg fliehen, in ihrer Heimat war sie als Deutschlehrerin tätig. Unter den Teilnehmenden ist auch ihre Tochter, die Studentin Angelina Makeeva.

Frauen mit qualifizierter Berufserfahrung

Junge-Lampart bemüht sich, den ukrainischen Geflüchteten die deutsche Sprache möglichst praktisch beizubringen. Er fragt die Teilnehmenden zum Einstieg nach ihrem Geburtstag oder ihrem Alter, um die Zahlen auf Deutsch einzuüben. Dabei erzählen die Geflüchteten auch über sich: Viele berichten von Kindern oder Geschwistern und konzentrieren sich, um die Zahlen nicht durcheinander zu bringen. Die Stimmung bleibt dabei durchweg positiv, es wird oft gelacht, auch bei falschen Antworten. Das anschließende „Thema des Tages“ behandelt Berufe. Um Vokabeln und einfache Sätze zu lernen, stellen sich die Teilnehmenden jeweils mit Namen und Beruf vor. Dabei wird deutlich, dass die meisten von ihnen gelernte Fachkräfte sind. Sie stellen sich unter anderem als Buchhalterinnen, Krankenschwestern, Bankangestellte oder Verkäuferinnen vor. „Viele, die kommen, haben qualifizierte Berufe“, stellt Junge-Lampart fest. Das merke er bei den Kursen immer wieder.

Praktische Einstiegshilfe für den Alltag in Deutschland

Um die deutsche Sprache und das Gelernte einzuüben, wiederholen die Lernenden die Sätze immer wieder und lesen sie gemeinsam laut vor. Dabei fällt oftmals die Aussprache, insbesondere bei Umlauten wie „ä“ oder „äu“ noch schwer. Das Gelernte konnten sie aber bereits anwenden, zum Beispiel bei den Vermietern, Nachbarn oder im Supermarkt an der Kasse, berichten die Geflüchteten. „Vieles können wir schon verstehen, das Sprechen ist aber noch schwer“, übersetzt Anna Makeeva die Antworten der Ukrainerinnen. „Die Teilnehmerinnen möchten hier Deutsch lernen, das Arbeit finden ist noch zu schwer. Wir wollen auch nicht schwarzarbeiten, denn das ist nicht unser Stil“, führt sie weiter aus. „Wir fühlen uns wohl in Deutschland. Und wir sind dankbar für die Unterstützung. Aber die langfristige Perspektive und unsere Hoffnung liegt darin, wieder in die Ukraine zurückzukehren. Das ist unsere erste Priorität, unser Traum.“ Für einen längeren Aufenthalt in Deutschland sei es ohnehin notwendig, Integrationskurse zu besuchen, erklärt Junge-Lampart. „Dafür müssen auch Prüfungen durchlaufen werden, die der DAF nicht abnehmen darf. Der Kurs ist eher als praktischer Einstieg gedacht“, fügt er hinzu.

Einfache Sätze und lockere Stimmung

Junge-Lampart unterrichtet die Geflüchteten im lockeren Ton. Die heutige Aufgabe besteht darin, verschiedene Berufe in einem Satz vorzustellen. Um die Tätigkeit eines Zahnarztes zu beschreiben, bohrt Junge-Lampart mit einem imaginären Bohrer in seinen Zähnen und untermalt die Szene mit einem passenden Geräusch, woraufhin Makeeva sich entsetzt zur Seite dreht und lacht. Als es um Studenten geht, meint Angelina Makeeva mit Blick auf die Gruppe: „Wir studieren Deutsch“, worauf einige der Frauen schmunzeln müssen. Als es um die Tageszeiten geht, wird klar, dass die Teilnehmenden schon viele Wörter verstehen und sich in einfachen Sätzen verständigen können. Es wird aber auch deutlich, wie kompliziert die deutsche Sprache für sie ist und wie schwer es sein kann, sich in kurzen Sätzen auszudrücken. „Ich helfe den Kindern bei den Hausaufgaben – ein langer Satz, aber wir suchen keine kurzen Wege“, meint Anna Makeeva. Als es zu einer abschließenden Schreibübung geht, wird es im Raum schließlich stiller, konzentriertes Geflüster ist hörbar. „Oh, das geht ja schnell“, meint Junge-Lampart freudig, nachdem die Teilnehmer mit der Schreibübung fertig sind. „Heute sind wir aber schnell fertig.“ Der Kurs kann daher schon fünf Minuten früher aufhören. Als Hausaufgabe bekommen die Teilnehmenden ein Übungsblatt, um das Gelernte zu wiederholen. „Und nächste Woche geht es dann um das Thema Einkaufen“, kündigt Junge-Lampart an.

Autor:

Kathrin Kuna aus Bretten

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