Übungsszenario für den Führungsstab des Enzkreises
Führungsstab übt im Landratsamt den Waldbrand-Ernstfall
Enzkreis (kn) Vom Grösseltal aus breitet sich in der Nacht ein Waldbrand über die Hanglage nach Waldrennach aus – dann dreht der Wind, und in Engelsbrand müssen ein Fachpflegeheim sowie umliegende Wohnhäuser geräumt werden. "Was in der Realität kein Mensch erleben will, war dieser Tage das fiktive Übungsszenario für den Führungsstab des Enzkreises", wie Kreisbrandmeister Carsten Sorg berichtet.
42 Einsatzkräfte üben den Ernstfall
Mit 42 Einsatzkräften aus Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Hilfsorganisationen, ergänzt um das Kreisverbindungskommando der Bundeswehr und Vegetationsbrand-Experten von @fire (dem internationalen Katastrophenschutz Deutschland) übte der Stab sechs Stunden lang in den Räumen der Technischen Einsatzleitung im Landratsamt, wie im Ernstfall alle relevanten Informationen gesammelt, daraus ein möglichst vollständiges Lagebild erstellt und auf dieser Basis die wichtigsten Gegenmaßnahmen in die Wege geleitet werden könnten.
"Völlig unterschiedliche Tätigkeiten zu koordinieren"
Auch die Erste Landesbeamtin des Enzkreises, Hilde Neidhardt, in deren Dezernat der Bevölkerungsschutz angesiedelt ist, machte sich ein Bild von der Übung, indem sie Mitgliedern des Führungsstabes bei der Arbeit über die Schulter schaute und sich aus erster Hand über die Lage und deren Bewältigung informieren ließ. "Dabei ging es um die komplette Bandbreite dessen, was bei einem großen Waldbrand erforderlich werden kann", so Sorg weiter. "Angefangen von der eigentlichen Brandbekämpfung – laut Übungsszenario erschwert durch den ausgetrockneten Grösselbach und einen niedrigen Wasserstand der Enz – über die Warnung der Bevölkerung bis hin zur teilweisen Evakuierung der Einwohnerschaft von Engelsbrand gab es völlig unterschiedliche Tätigkeiten zu koordinieren."
Suche nach Vermissten und Planung von Rettungsmaßnahmen
So mussten beispielsweise Hausmeister von Hallen ausfindig gemacht werden, damit Anlaufpunkte für die Betroffenen oder Verpflegungsstellen für Einsatzkräfte geschaffen werden konnten. Für den Transport von Heimbewohnern waren Dutzende Kleinbusse und Krankenwagen beizubringen. Technisches Hilfswerk und Bundeswehr kümmerten sich mit mobilen Tankstellen um die Kraftstoffversorgung von Löschfahrzeugen und um Pumpen, die im Gelände rund um die Uhr im Einsatz waren. Dazu kamen die Planung von Rettungsmaßnahmen, nachdem laut Szenario eins der Löschfahrzeuge im Hang abgestürzt war, sowie die fiktive Suche nach acht Vermissten.
Mobilisierung und Koordination von rund 980 Einsatzkräften
Der Führungsstab simulierte so letztlich die Mobilisierung und Koordination von rund 980 Einsatzkräften, die das Feuer von mehreren Seiten in die Zange nahmen und die betroffenen Menschen aus dem Gefahrenbereich brachten. Unterstützung kam dabei auch aus der Luft, und zwar in Form von Drohnen der „Fachgruppe Drohnen“, von einem Polizeihubschrauber, der bei der Personensuche half, und von weiteren Hubschraubern der Bundeswehr, die für eine effektivere Brandbekämpfung und für eine bessere Lagebeurteilung sorgten.
Immer wieder ausgedehnte Waldbrände in Deutschland
"Das Szenario eines bedrohlichen Waldbrands hatte die Übungsleitung bewusst gewählt, weil ausgedehnte Vegetationsbrände in den vergangenen Jahren auch in Deutschland immer wieder großflächig wüteten", so Neidhardt abschließend. Trockene Wälder in hügeliger Lage bergen nach ihren Worten auch im Enzkreis genügend Gefahrenpotenzial. "Und für den Fall, dass diese Gefahr einmal Realität werden sollte - was wir natürlich nicht hoffen – müssen wir uns wappnen. Und das haben wir mit der Übung getan."
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
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