Lärmschutzwand in Gondelsheim kommt später
„Bahn setzt Glaubwürdigkeit aufs Spiel“
Gondelsheim (ger) Schon 2018 hatte sich der Gemeinderat in Gondelsheim für den Bau einer Lärmschutzwand entlang der Gleise ausgesprochen, deren Fertigstellung die Deutsche Bahn für 2024 in Aussicht gestellt hat. Nun ist die Enttäuschung groß, hat die DB Netze AG doch in einem Brief an die Gemeinde mitgeteilt, dass der Bau „aus betrieblichen und logistischen Gründen“ um zwei Jahre auf 2026 verschoben wird.
"Dafür fehlt mir jegliches Verständnis"
„Dafür fehlt mir jegliches Verständnis. Die Gondelsheimer Bürgerinnen und Bürger haben sich auf die Zusage der Bahn verlassen, nachdem die Anwohner viele Jahre auf diese Lärmschutzmaßnahme warten mussten“, zeigte sich Bürgermeister Markus Rupp deutlich verärgert und fügte im Hinblick auf die dürftige Erklärung hinzu: „Nicht nur die Entscheidung ist mehr als ärgerlich, auch die Art und Weise der Übermittlung war nicht wirklich gut.“ Außerdem schwinde durch solche Verzögerungen das Vertrauen in die Bahn.
Ausbau der "Riedbahn" hat Priorität
Rupp forderte ein Gespräch, um die Hintergründe besser erklärt zu bekommen. Hasan Ilhan, Leiter der Lärmsanierung Südwest bei der DB, erläuterte in einer Videokonferenz, es läge am Fachkräftemangel, unter dem auch die Bahn leide. Das Unternehmen bündele alle Kräfte für die Generalsanierung der Strecke zwischen Mannheim und Frankfurt, die im zweiten Halbjahr 2024 begonnen werde. Die Bahnstrecke zwischen Frankfurt (Main) Stadion und Mannheim Hauptbahnhof trägt den Namen „Riedbahn“, da sie durch das Hessische Ried über Groß-Gerau, Biblis und Lampertheim verläuft. Für fünf Monate soll die Riedbahn für die Sanierungsarbeiten komplett gesperrt werden. Laut Ilhan sei der Bautermin 2026 für Gondelsheim auch nicht in Stein gemeißelt. „Ich verstehe, dass die Bahn Riesenprobleme hat und sich die Schwerpunkte verlagern, aber für mich als Bürgermeister ist das nicht akzeptabel“, fasste Rupp auf Nachfrage der Brettener Woche/kraichgau.news das Ergebnis des Gesprächs zusammen.
Vorbereitungen waren vielversprechend angelaufen
Dabei war man im Ort im Hinblick auf das Projekt eigentlich guter Dinge gewesen, da die Vorbereitungen vielversprechend angelaufen waren: Als 2018 die Ergebnisse der schalltechnischen Untersuchung der Bahn vorgestellt wurden und mit ihnen klar war, dass Gondelsheim in den Genuss des Lärmschutzprogramms komme, hieß es noch, dass nur Gebäude, die vor dem 1. April 1974 errichtet wurden, berücksichtigt würden. Damit wäre das Gebiet nördlich des Bahnübergangs in Richtung Bruchsal leer ausgegangen. Im März 2019 teilte die Bahn dann mit, dass der Stichtag auf den 1. Januar 2015 verlegt worden ist, womit beide Gebiete, südlich und nördlich vom Bahnübergang, in den Genuss des Programms kommen, zu dem auch Fördergelder bei privaten Baumaßnahmen für den Schallschutz gehören. Die Länge der Lärmschutzwände verdoppelte sich demzufolge auf insgesamt rund 2,2 Kilometer. Das anschließende Planfeststellungsverfahren war dann auch in verhältnismäßig kurzer Zeit durchlaufen worden.
"Bau wird auch Lärm verursachen"
Dass es jetzt stagniert, sei daher wirklich enttäuschend, so das Gemeindeoberhaupt. Eins sei zwar klar: „Der Bau wird erstmal mehr Lärm verursachen, da auch nachts gebaut wird“, warnt Rupp schon einmal vor den zu erwartenden Einschränkungen. „Aber wenn die Wand erstmal da ist, wird es gut sein.“ Die Gemeinde hoffe nun, dass die Bahn den neuen Termin hält und nicht weiter ihre Glaubwürdigkeit verspielt.
Autor:Katrin Gerweck aus Bretten |
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