Beschlossene Strategie soll Klimaschutz im kommunalen Handeln verankern
"Eine Klimaschutzstrategie ist längst überfällig"
Bretten (bea) Die Stadt Bretten wird eine Klimaschutzstrategie einführen. Das hatte der Gemeinderat in seiner Sitzung vom 24. November beschlossen. Während sich viele Fraktionen geschlossen für die Unterzeichnung des Klimapaktes aussprachen, enthielten sich vier Gemeinderäte, einer stimmte gegen die Einführung.
Umsetzung grün-schwarzer Ideologien
"Das Weltklima hängt nicht an Bretten", sagt Andreas Laitenberger (AfD). Mit den Klimaschutzzielen würden lediglich grün-schwarze Ideologien umgesetzt. Außerdem verursache ein Klimaschutzbeauftragter "Folgeschäden" in Form von Vorhaben und damit verbundenen Kosten. Ebenfalls gehe es ihm um den Zwang, die vom Beauftragten erarbeiteten Ziele umsetzen zu müssen. "Wir wissen ohnehin nicht, was der Haushalt in den nächsten Jahren hergibt. Und jetzt haben wir uns wieder eine Sache vorgenommen, bei der wir nicht wissen, ob sie so umgesetzt werden kann", so Laitenberger. Abschließend sagt er über die beschlossene Klimaschutzstrategie in Bretten: "Ich hoffe nur, dass das nicht zu einem Millionengrab für die Stadt wird."
Fördermöglichkeit für Klimaschutzmaßnahmen
Mit der Klimaschutzstrategie beschloss der Gemeinderat die Einstellung eines Klimaschutzbeauftragten, der die Brettener Verwaltung (Liegenschaften, Fuhrpark und Beschaffung) bis 2040 klimaneutral gestalten soll. Außerdem soll dieser den Einstieg Brettens in den Klimaschutzprozess European Energy Award (EEA) koordinieren. Dieser ist ein internationales Qualitätsmanagement- und Zertifizierungsinstrument für kommunalen Klimaschutz und unterstützt seit mehr als zehn Jahren Kommunen auf dem Weg zu mehr Energieeffizienz. Für die Maßnahmen haben Landesregierung und kommunale Landesverbände neue Fördermöglichkeiten vereinbart und die Mittel für kommunale Maßnahmen aufgestockt.
Guter Entschluss, aber schneller umsetzen
Der Entschluss sei grundsätzlich gut, sagt Norbert Fleischer, Vorsitzender des Nabu Bretten. Doch könne man in diesem Tempo nicht weitermachen. Bereits 2019 hatten Nabu und Initiativkreis Energie-Kraichgau zu einer Podiumsdiskussion geladen, um dem Thema Klimaschutz in Bretten eine größere Aufmerksamkeit zu geben. Nötig sei ein Masterplan mit klaren Klimazielen auf der Zeitachse und die Einbindung interessierter Bürger, insbesondere der Jugend, "denn um deren Zukunft geht es", so Fleischer.
"Klimaschutzstrategie ist längst überfällig"
Eine Klimaschutzstrategie sei "längst überfällig", sagt Gerhard Dittes vom BUND Bretten. Bereits vor zwei Jahrzehnten hätten Schüler am Projekt "Ökoaudit Schule" teilgenommen, woraufhin eine Photovoltaikanlage auf den Dächern von MGB und ESG errichtet wurde. Eine Uhr zeige seitdem die Kohlenstoffdioxideinsparung an. Ein wichtiger Teil der Klimaneutralität sei die Vermeidung von Flächenversiegelung. "Jeder Quadratmeter, der versiegelt ist, wirkt wie eine Herdplatte." Daher müssten Flächen entsiegelt und keine weiteren Flächen versiegelt werden. Dies bedeute keine neuen Straßen und Baugebiete zu errichten. In Sanierungsgebieten müssten Energie-Plus-Häuser vorgeschrieben und Photovoltaik- oder Solaranlagen auf allen öffentlichen Gebäude installiert werden. "Man muss an der Ursache ansetzen." Außerdem seien Frischluftschneisen wichtig, so wie eine Untersuchung, wie die Luft von Sprantal nach Bretten ströme. Zwar habe die Stadt bereits Maßnhamen umgesetzt, doch müsse dies mit der Entscheidung nun noch zielführender geschehen.
Ein Weg, um Klimaschutz im kommunalen Handeln zu verankern
"Wichtig ist für uns Grüne, dass die Große Kreisstadt Bretten sich mit der beschlossenen Klimastrategie auf den Weg macht, Klimaschutz im kommunalen Handeln zu verankern", sagt Otto Mansdörfer (Grüne). Die „Wegzehrung“ dabei sei vor allem der EEA, der als Prozess der kleinen aber breit angelegten Schritte alle in das Thema kommunaler Klimaschutz mitnehme. Mit der Begleitung durch die Umwelt und Energie Agentur Kreis Karlsruhe werde es auch in Bretten gelingen, zur Einhaltung des 1,5 Grad-Ziels beizutragen und "unsere Stadt lebenswert zu erhalten".
Zukunftssicherung und keine Ideologie
"Viele kleine Leute, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Erde verändern", sagt Martin Knecht (CDU). Die positive Abstimmung des Gemeinderats lasse hoffen, dass das Ziel Stück für Stück und umgehend angegangen werden könne. Klimaschutz sei auch in den Leitlinien der CDU verankert. Darin heiße es: Lebensqualität soll gesichert, die Schöpfung bewahrt und der Planet künftigen Generationen in gutem Zustand übergeben werden, so Knecht. Daher habe die CDU mehrere ökologische Anträge für den kommenden Haushalt gestellt. So soll auf allen städtischen Gebäuden, auf denen dies statisch möglich sei, verpflichtend eine Solaranlage installiert, auf großen Freiflächen, beispielsweise entlang der Schnellbahnstrecke, Photovoltaikanlagen aufgebaut werden. Zisternen sollten eingebaut und an Schulen und Hallendächer angeschlossen werden, um das Regenwasser im Sommer zum Giessen nutzen zu können. Ein "Rendez-vous Stadtbussystem" soll in Zusammenarbeit mit der KVV erarbeitet und der Bahnhof zu einem "Nahverkehrszentrum" mit Ladestationen, E-Autos und Fahrrädern umgebaut werden. "Das hat mit Zukunftssicherung und nicht mit Ideologie zu tun", sagt Knecht.
Autor:Beatrix Drescher aus Bretten |
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