Aktionswoche der Schulsozialarbeit
Balance in schwierigen Zeiten
Bretten (ger) Die Corona-Pandemie stellt eine große psychische Belastung für die Menschen dar. Zu spüren ist das insbesondere an den Schulen. Die Schülerinnen und Schüler werden zwar wieder in Präsenz unterrichtet, doch vielen steckt der lange Lockdown mit Homeschooling und stark eingeschränkten Freizeitaktivitäten noch in den Knochen. Der Schulsozialarbeit in Bretten ist es ein Anliegen, jetzt, wo es wieder möglich ist, auf diesem Feld präventiv tätig zu werden. Unter dem Motto „Was der Seele gut tut – Balance in schwierigen Zeiten“ wurde in Zusammenarbeit mit der Psychologischen Beratungsstelle (PB) für Eltern, Kinder und Jugendliche des Diakonischen Werks erstmals eine Aktionswoche an den weiterführenden Schulen in Bretten angeboten. Das berichtet die Koordinatorin der Brettener Schulsozialarbeit, Silke Alb.
Ausstellung "Wie geht's?" führte an schwere Themen heran
In Eigenregie hat das Team aus sechs Schulsozialarbeiterinnen und -sozialarbeitern ein tragfähiges Konzept entwickelt, mit dem es sich, unterstützt vom fünfköpfigen Team der PB, an den weiterführenden Schulen in Bretten an Acht- bis Zehntklässler gewandt hat. Mit im Gepäck hatten die Fachleute die Wanderausstellung „Wie geht’s?“ des Vereins „Irrsinnig menschlich“.
Die Jugendlichen wurden dabei über einen kleinen Film, den die Sozialarbeit selbst erstellt hat, an das Thema herangeführt. In Gruppen gingen die Klassen der Schillerschule, der Hebelschule, der Max-Planck-Realschule, des Edith-Stein- und des Melanchthon-Gymnasiums dann durch die Stationen der Ausstellung, die von Mobbing über Angst, Selbstverletzung und Sucht bis hin zu Depressionen und Suizid reichten. An jeder Station waren dabei Fachleute der Schulsozialarbeit und der PB präsent und ansprechbar.
Woher bekommt man Hilfe und Unterstützung?
„Der Fokus lag immer darauf, was man tun kann, woher man Hilfe oder Unterstützung bekommen oder auch, wie man Hilfe geben kann“, erläutert Birgit Eisenhuth-Meister, Fachbereichsleiterin der PB in Bretten und Bruchsal. Und hier gibt es, wie Eisenhuth-Meisters Mitarbeiter Michael Diem bestätigt, viele Möglichkeiten: Oft helfe es schon, sich Freunden oder Eltern anzuvertrauen. Dann hätten Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, sich an die Schulsozialarbeit zu wenden oder auch selbst mit der Psychologischen Beratungsstelle Kontakt aufzunehmen, was, seitdem das neue Gesetz zur Stärkung von Kindern und Jugendlichen im Juni 2021 erlassen wurde, auch ohne Einwilligung der Erziehungsberechtigten geschehen könne. Wem Anonymität wichtig ist – viele Themen sind ja auch schambesetzt – für den finden sich Hilfeangebote im Internet.
Erlebnis-Parcours zum Abschluss
Im Anschluss an die Theorie gab es an jeder Schule einen eigens aufgebauten Erlebnis-Parcours mit Slackline und weiteren Gleichgewichtsübungen. „Was oder wer hält mich in Balance? – Das konnten die Jugendlichen hier nochmals am eigenen Leib und spielerisch nach den doch schweren Themen erfahren", erläutert Markus Gewald, Schulsozialarbeiter am Melanchthon-Gymnasium, und betont, mit welcher Freude der Parcours von vielen aufgenommen worden sei. Insgesamt sei die Resonanz durch die Bank weg positiv gewesen, sind sich die Fachleute einig. Schulleitungen, Lehrkräfte und die Schülerinnen und Schüler hätten sich begeistert gezeigt, einerseits über Themen, die die Seele betreffen, sprechen zu können, und andererseits nun auch zu wissen, wohin sie sich bei Fragen und Problemen wenden könnten.
"Bugwelle kommt"
Die Aktion war Teil der Woche der seelischen Gesundheit, die das Gemeindepsychiatrische Zentrum (GPZ) Bretten ausrichtet, und hat über 500 Schüler erreicht. Alb erläutert, dass die Aktion mit dem Schwerpunkt „Was macht mich stark?“ auch an der Pestalozzischule stattfinden werde. Und man denke darüber nach, wie man sie jedes Jahr veranstalten könne. Der Bedarf nach Präventionsmaßnahmen sei gestiegen. Laut der bundesweiten Copsy-Studie („Corona und Psyche“), so Eisenhuth-Meister, sei jedes dritte Kind durch Corona belastet. „Besonders sind Familien in prekären Situationen betroffen, nach unseren Erfahrungen aber zunehmend auch gut funktionierende Familien. Wir denken, die Bugwelle kommt.“
Autor:Katrin Gerweck aus Bretten |
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