Dehom in Kraichtal: Schlösser, Humanisten und ehrgeizige Pfaffen - Ein Parforceritt durch die bewegte Vorgeschichte der neun Kraichtaler Stadtteile
(ch) Ergebnis der am 1. September 1971 vollzogenen Vereinigung von zwei Städten und sieben Dörfern zur Stadt Kraichtal ist eine außerordentliche Vielfalt an lokalen Eigenarten.
Diese in Jahrhunderten gewachsenen Besonderheiten bilden heute den einzigartigen kulturellen Reichtum der nach dem Kraichbach benannten Kommune.
Von Herrschaftsbauten und dörflicher Wohnkultur
Sichtbare Zeugnisse der bewegten Geschichte der neun Kraichtaler Stadtteile sind noch heute imposante Herrschaftsbauten wie das Graf-Eberstein-Schloss in Gochsheim, die Wasserschlossruine und die Schwanenburg in Menzingen, der ehemalige Pfleghof des Klosters Maulbronn in Unteröwisheim oder das markante Speyerer Amtshaus in Oberöwisheim. Aber auch von der Bau- und Wohnkultur der Dorfbevölkerung in früherer Zeit sind in den Ortskernen bedeutende Fachwerkensembles erhalten geblieben.
Ein Reichsritter fördert einen Pfarrerssohn
Auch historische Persönlichkeiten hinterließen ihre Spuren. Im ältesten Stadtteil, dem im Jahr 770 erstmals im Lorscher Codex erwähnten Menzingen, führte schon 1525 der Kraichgauer Reichsritter Peter von Mentzingen die Reformation ein und erließ 21 Jahre später eine beispielhafte Dorfordnung. Beeinflusst vom Humanismus förderte der Adlige auch den Menzinger Pfarrersohn David Kochhaf. Dieser studierte später unter dem Namen Chytraeus bei Philipp Melanchthon in Wittenberg und stieg in Rostock zu einem der führenden lutherischen Theologen des 16. Jahrhunderts auf.
Ein Pfaffe rebelliert mit den Bauern
Ein Zeitgenosse Peter von Mentzingens, der Pfaff Anton Eisenhut, zog 1525 an der Spitze der Kraichgauer Bauern von Gochsheim nach Sinsheim, um Burgen und Klöster zu erobern. Nach dem Scheitern des Bauernkriegs endete Eisenhut auf dem Schafott. Auch Johann Entenfuß, der aus dem heute größtem Stadtteil Unteröwisheim stammte, war kein Glück beschieden. Als Abt des Klosters Maulbronn musste er 1518 seinen Hut nehmen, weil seine ambitionierte Bautätigkeit das Kloster in finanzielle Probleme gestürzt hatte.
Ein Herzog baute Gochsheim wieder auf
Gochsheim, das im 12. Jahrhundert in den Besitz der Grafen von Eberstein kam, verdankt sein heutiges Erscheinungsbild maßgeblich Herzog Friedrich August von Württemberg-Neuenstadt, der Ende des 17. Jahrhunderts die „letzte Rose von Eberstein“ geheiratet hatte. Nach der Zerstörung Gochsheims 1689 betrieb er den Wiederaufbau von Schloss und St. Martin-Kirche. Unter anderem auf die angegriffene Gesundheit des Herzogenpaares wird die Gründung der heute noch existierenden Stadtapotheke zurückgeführt, die eine der ersten in der Region war.
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Dehom in Kraichtal
Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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