Ein Windpark in den Hofforlen?
Gondelsheim geht Planung von Windenergie proaktiv an

Die Gemeinde Gondelsheim könnte sich einen Windpark im Hofforlenwald vorstellen. Karte: Openstreetmap, Visualisierung: Brettener Woche
  • Die Gemeinde Gondelsheim könnte sich einen Windpark im Hofforlenwald vorstellen. Karte: Openstreetmap, Visualisierung: Brettener Woche
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Gondelsheim (kuna) Der Gondelsheimer Gemeinderat hat in einer vergangenen Sitzung einstimmig beschlossen, dass im Hofforlenwald ein kleiner Windpark entstehen soll. Die dortige Fläche wird dem Regionalverband Mittlerer Oberrhein als Vorrangfläche benannt. Zudem wird die Kommunalberatung Rheinland-Pfalz mit der Projektentwicklung beauftragt.

Frühzeitig auf Landesvorgabe reagieren

Bürgermeister Markus Rupp stellt gegenüber der Brettener Woche/kraichgau.news klar: „Wir haben nicht den Finger gestreckt und gesagt: Wir wollen Windkraft.“ Vielmehr habe man frühzeitig auf die Vorgaben des Landes reagiert. Denn bis 2025 müssen 1,8 Prozent der Fläche des Regionalverbandes Mittlerer Oberrhein – in dem auch Gondelsheim liegt – für Windenergie zur Verfügung stehen.

"Wir wollen nicht bestimmt werden, sondern mitbestimmen"

Dabei findet Rupp deutliche Worte: „Wir wollen nicht bestimmt werden, sondern mitbestimmen – das Heft des Handelns in der Hand behalten.“ Bereits im April dieses Jahres hat die SPD-Fraktion den Vorschlag eingebracht, den Hofforlenwald als potentielle Fläche für Windräder auszuweisen. Anfang Juli folgten Gespräche zwischen der Verwaltung und dem Gemeinderat mit Matthias Proske, dem Verbandsdirektor des Regionalverbandes Mittlerer Oberrhein. Dieser habe die Gemeinde darin bestärkt, dass es sich bei den Hofforlen um eine geeignete Fläche handle, schildert Rupp.

Hofforlenwald bietet mehrere Vorteile

Der gemeindeeigene Wald weise verschiedene Vorteile auf: „In den Hofforlen gibt es eine gute Windhöffigkeit. Laut Windatlas ist dort am meisten Wind zu erwarten“, so der Bürgermeister. Außerdem sei der Wald „so weit weg von der Bebauung, wie es geht.“ Das würde sicherstellen, dass die Einwohner möglichst wenig durch Schattenwurf, Windschlag oder optisch durch die Windräder beeinträchtigt werden. Ein dritter Vorteil: Bei dem 25 Hektar großen Waldstück und einem davor liegenden Grundstück handelt es sich um eine kommunale Fläche.

"Wäre eine sichere Einnahmequelle für unsere Gemeinde"

„Es hat natürlich auch seinen Charme, wenn die Windräder einen entsprechenden Anteil an Pachterträgen in die Gemeindekasse spülen“, findet Rupp. Immerhin könne man mit einer Pacht von bis zu 250.000 Euro pro Jahr und pro Windrad rechnen. „Das wäre eine sichere Einnahmequelle für unsere sonst eher finanzschwache Gemeinde“, erklärt der Bürgermeister. Bei einer Pachtdauer von mindestens 20 Jahren würden somit alle 4.150 Gondelsheimer profitieren, und nicht nur ein einzelner privater Grundstücksbesitzer, da finanzielle Mittel, etwa für die Instandhaltung der Infrastruktur oder der Sanierung öffentlicher Gebäude wie zum Beispiel der Schule verfügbar wären.

Zwei bis drei Windräder angedacht

Größenmäßig könne man mit zwei bis drei Windrädern rechnen, erklärt Rupp. Dafür sei es aber auch notwendig, einen kleinen Teil des Waldes zu opfern. „Bei 0,5 Hektar pro Windrad bedeutet das einen Verlust von vier Prozent des Waldes und hochgerechnet auf das gesamte Waldgebiet von Gondelsheim knapp 0,4 Prozent“, beziffert Rupp. Die verlorene Waldfläche müsse wiederum aufgeforstet werden, entweder bei den Hofforlen oder an einer anderen Stelle an einem Gondelsheimer Waldgebiet. Der Wald leiste aber so auch seinen Beitrag zum Klimaschutz, denn die prioritäre Buche im Gemeindewald schwächle derzeit aufgrund des Klimawandels bedenklich.

Verwaltung will behutsam mit Hofforlenwald umgehen

„Windräder hatten in der Vergangenheit nicht unbedingt die größte Akzeptanz“, räumt der Bürgermeister ein. „Mit ihnen gewinnt man auch nicht den Wettbewerb ‚Unser Dorf soll schöner werden'.“ Dennoch beobachte er, dass sich die Denkweise in der Bevölkerung allmählich verändere. „Bei den energiepolitischen Vorgaben – keine Atomkraftwerke, weg von Gas und Kohle – muss man sich auch Gedanken machen, wo der Strom denn herkommen soll“, so Rupp, „und auch die Bevölkerung in Gondelsheim sieht diese Notwendigkeit in großen Teilen.“ Er bekräftigt, dass die Verwaltung bei der Errichtung der Windräder behutsam mit dem Hofforlenwald umgehen werde, und hofft, dass die Montage möglichst auf dem offenen Feld stattfinden kann.

Kommunalberatung Rheinland-Pfalz übernimmt die weitere Planung

Für die weitere Planung des Windparks beauftragte der Gemeinderat die Kommunalberatung Rheinland-Pfalz. Diese sei das Pendant zu GT-Service des Gemeindetags Baden-Württemberg und von diesem auch empfohlen worden, da es sich um dessen Kooperationspartner handle, erläutert Rupp. Zuständig ist die Kommunalberatung Rheinland-Pfalz nun für ein Interessenbekundungsverfahren. Dabei soll vom Gemeinderat ein Anforderungskatalog erstellt und dann Angebote eingeholt werden. Die Beteiligung der Gemeinde und der Bevölkerung am Windpark werde eine entscheidende Rolle spielen, erklärt Rupp.

Investor wird von Gemeinderat bestimmt

Der Bürgermeister spricht von einem „neutralen und transparenten Verfahren“, bei dem der Gemeinderat sich am Ende für einen Investor entscheidet. Dieser soll im Idealfall auch die Kosten von rund 30.000 Euro übernehmen, die die Verfahrensbetreuung durch die Kommunalberatung Rheinland-Pfalz kosten wird.

Autor:

Kathrin Kuna aus Bretten

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