Bohrungen in Gondelsheim
"Hauch von Lebenszeichen" in Sachen Bahnunterführung
Gondelsheim (ger) Am Bahnübergang in Gondelsheim finden derzeit Sondierungsbohrungen statt. Tut sich endlich etwas Konkretes im Hinblick auf den lang ersehnten Tunnel, der unter den Schienen hindurchführt? Immerhin einen „Hauch von einem Lebenszeichen“ nennt Bürgermeister Markus Rupp die Arbeiten, die die Deutsche Bahn veranlasst hat. Dabei geht es tatsächlich darum, die Bodenbeschaffenheit für eine Unterführung zu erkunden.
Vorlage von 2022 ist noch aktuell
Bürgermeister Rupp beschäftigt das Thema, solange er im Amt ist – und das sind immerhin schon 26 Jahre. Es habe schon Pläne für Brückenwerke über die Gleise gegeben, die die Verwaltung erfolgreich abgewehrt habe. Der aktuelle Sachstand sei, sagt er auf Nachfrage, immer noch die Sitzungsvorlage für den Ausschuss für Umwelt und Technik im Kreistag vom Juni 2022. Zur „Beseitigung des schienengleichen Bahnübergangs“ hatte der Kreistag schon im Juli 2012 den Landkreis beauftragt, ein Planfeststellungsverfahren einzuleiten.
Raumgreifende T-Lösung für Unterführung
2019 wurde „nach einer intensiven Abstimmungsphase hinsichtlich der Vorgaben des Eisenbahnkreuzungsrechts“ die so genannte „T-Lösung“ festgelegt. Die Unterführung für den motorisierten Verkehr würde nämlich nicht der jetzigen Schneise der Kreisstraße 3506 folgen, sondern vor dem Bahnhof nach links abbiegen und erst auf Höhe des Meierhofs unter den Gleisen hindurchführen. Östlich der Gleise ginge es dann unterhalb der jetzigen Straße Schlosswiesen zurück – dabei unterirdisch eine Ecke des Schlossparks tangierend – und würde erst wieder an der jetzigen Kreisstraße Richtung Neibsheim nach oben kommen. Das Wohngebiet Schlossbuckel würde mit einem Anschlussast erschlossen, so dass die Routenführung mit etwas Phantasie dem Buchstaben „T“ ähnelt. Der Grund für diese raumgreifende Planung ist die Saalbach, die damit umfahren wird. Für Fußgänger und Radfahrer ist eine Unterführung an der Stelle geplant, wo die Straße jetzt die Gleise quert.
"Belastbare Prognose der Kosten heute nicht möglich"
Die Kostenschätzung von 2022 für diese Lösung geht von 33,6 Millionen Euro aus. „Höchstwahrscheinlich wäre es bereits jetzt noch teurer“, bekundet Rupp. Schon in der Sitzungsvorlage war angemerkt: „Aufgrund der aktuellen Preisentwicklungen im Bausektor und zeitlichen Unsicherheit bezüglich des anstehenden Planfeststellungsverfahren ist eine belastbare Prognose der Kosten zum Zeitpunkt der Realisierung des Vorhabens nach Ansicht der Verwaltung heute nicht möglich.“ Der Bund zahlt 50 Prozent der Kosten, die Bahn 33,33 Prozent und das Land 16,66 Prozent. Landkreis und Gemeinde haben sich lediglich an „nichtkreuzungsbedingten Kosten“ zu beteiligen.
Bauarbeiten frühestens ab 2028
Der Zeitplan hat sich nun noch um ein weiteres Jahr verschoben. Laut Rupp sieht es so aus, dass frühestens dieses Jahr die Planfeststellung erfolgen könnte, sofern das Regierungspräsidium genügend Personal dafür habe. Bekanntlich herrscht in allen Branchen, also auch in Behörden ein Fachkräftemangel. Mit Bauarbeiten könnte dann frühestens 2028 begonnen werden.
"Wir sind einfach zu kompliziert geworden"
„Ich würde mir sehr wünschen, dass sich jetzt etwas tut“, bringt Rupp seine Hoffnung zum Ausdruck. Der Bahnübergang, der täglich bis zu acht Stunden in Summe geschlossen sei, schneide den Ort in zwei Teile. Auch an dieser Stellschraube habe man schon versucht zu drehen, doch leider erfolglos. Die Bewohnerinnen und Bewohner des östlichen Teils seien insofern im Nachteil, als dass sich die meisten Einkaufsmöglichkeiten und Dienstleister, Kindergarten und Schule sowie Rathaus im westlichen Teil befinden. „Es liegt ja nicht in unserer Hand“, sagt er. „Wir können nur bohren, bohren, bohren an diesem Brett“, verdeutlicht Rupp die Anstrengungen der Gemeinde. Und fügt, schon leicht resigniert, hinzu: „Wir sind einfach zu kompliziert geworden in Deutschland.“
Autor:Katrin Gerweck aus Bretten |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.