Nachbarschaftshilfe-Verein in Bruchsaler Stadtteil gegründet
"Von Obergrombachern für Obergrombacher"

Der Vorstand der neu gegründeten Nachbarschaftshilfe Obergrombach: Kassier Mathias Fuchs, Erste Vorsitzende Christine Speck, ihre Stellvertreterin Heike Lechner und Schriftführer Christian Ludwig (von rechts)  | Foto: kn
  • Der Vorstand der neu gegründeten Nachbarschaftshilfe Obergrombach: Kassier Mathias Fuchs, Erste Vorsitzende Christine Speck, ihre Stellvertreterin Heike Lechner und Schriftführer Christian Ludwig (von rechts)
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Bruchsal-Obergrombach (ger) Die Nachbarschaftshilfe Obergrombach steht in den Startlöchern: Bei einer Gründungsversammlung im Pfarrzentrum konnte der Arbeitskreis über 30 Interessierte begrüßen, die sich über Anliegen und Ziele der Nachbarschaftshilfe informierten. Die Satzung wurde vorgestellt und beschlossen, der Vereinsvorstand gewählt und sobald die Eintragung ins Vereinsregister über die Bühne gegangen ist, kann es „richtig“ losgehen. Die Vorsitzende und Initiatorin Christine Speck erläuterte im Gespräch mit der Brettener Woche/kraichgau.news, was die Motivation für den Verein ist und wie die Nachbarschaftshilfe nun allmählich Gestalt annimmt.

Mit der Idee offene Türen eingerannt

Die Idee habe sie schon vor Corona gehabt, so Christine Speck. Die ausgebildete Krankenschwester ist in der Altenpflege tätig und möchte mit der Nachbarschaftshilfe vor allem die Älteren im Ort in den Blick nehmen. „Viele Jüngere ziehen weg“, sagt sie. Zurück bleiben die älteren Menschen und die haben keine Lobby und keine Stimme. Speck wollte das ändern und brachte die Idee einer Nachbarschaftshilfe „von Obergrombachern für Obergrombacher“ erst bei der katholischen Kirche vor, wo sie selbst Mitglied ist. Dort, wie auch bei der evangelischen Gemeinde und dem Ortschaftsrat rannte sie offene Türen ein. „Wir sind aber konfessionsübergreifend und offen für jeden“, betont sie. Jeder könne seine Sichtweise einbringen, das sei sehr bereichernd.

"Man denkt: Alt sind immer nur die anderen"

Schon im Frühjahr 2020 hatte es eine Informationsveranstaltung über die Hilfsaktion gegeben und im März hatte man mit dem Kurs „Häusliche Betreuung in der Altenhilfe“ begonnen. Doch nach zwei Terminen war coronabedingt Schluss. „Und Corona hat alles bestätigt: Es war keiner da, der sich um die Alten gekümmert und für sie zum Beispiel die Masken besorgt hat“, so Speck. Den Grund sieht sie im Zusammenhalt, der immer weniger wird. „Der Ort verändert sich“, sagt sie, die schon immer in Obergrombach lebt. Und es falle den Menschen schwer, sich einzugestehen, dass sie Hilfe brauchen. „Alt sind immer nur die anderen, nie man selbst. Man denkt nicht daran, dass es einen auch selbst trifft, dabei ist es ja nur eine Frage der Zeit“, gibt sie mit einem Lächeln zu bedenken.

Kurs "Häusliche Betreuung in der Altenhilfe"

Jetzt macht der Arbeitskreis einen zweiten Anlauf. Der kostenfreie Kurs zur häuslichen Betreuung startet am 12. Oktober nochmals neu. Er geht bis Februar 2022, umfasst psychologische und praktische Aspekte und ist, wie Speck betont, keine Voraussetzung, bei der Nachbarschaftshilfe mitzumachen. „Aber man lernt dabei auch ganz viel über sich selbst.“ Die Nachbarschaftshilfe möchte keine Konkurrenz zu professionellen Pflegediensten sein. Konkret soll es darum gehen, Unterstützung im Alltag zu bieten wie Einkaufen, handwerkliche Hilfe in Haus und Garten, Begleitung bei Arztbesuchen, Krankenbesuche oder Ähnliches.

Das Zwischenmenschliche muss passen

Speck ist aufgefallen, dass es häufig so ist, dass der Mann ins Pflegeheim kommt oder stirbt, und die Frauen keinen Führerschein haben. „Mit dem öffentlichen Personenverkehr ist es schwierig hier auf dem Land.“ Sie möchte auch den Blick weiten. Es gibt zwar einen Altennachmittag am Ort, aber sie und ihre Mitstreiter haben noch viele weitere Ideen, um einsame Menschen zusammenzubringen, zum Beispiel ein gemeinsames Mittagessen. Und sie werden einen Sprechtag anbieten, an dem die Menschen sich informieren können. „Es geht darum, zwei Pools zusammenzubringen: Diejenigen, die Hilfe brauchen – und dass muss man erstmal eingestehen können – und diejenigen, die Hilfe geben möchten.“ Dass dabei das Zwischenmenschliche passen muss, sei ihr voll bewusst.

Neugründung soll Hoffnung geben

Der nächste Schritt sei jetzt mit dem Eintrag ins Vereinsregister die Gemeinnützigkeit anerkannt zu bekommen. Auch über das Finanzielle müsse man sich erst schlau machen. Der Verein könne nicht ohne Mitgliedsbeiträge auskommen, habe sich ergeben. Aber für praktische Hilfe gebe es eine Aufwandsentschädigung, die über die Krankenkasse abgerechnet werden kann. Auch die Stadt Bruchsal habe Unterstützung zugesagt. Speck wünscht sich, dass das Gemeinschaftsgefühl im Ort auch mit der Nachbarschaftshilfe wieder zunehme: „Manche Vereine haben in der Coronakrise aufgegeben. Wir wollen mit unserer Neugründung Hoffnung geben.“

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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