Händler halten Baubeginn auf Sporgasse in Bretten im Sommer für kontraproduktiv
"Ganz große Bauchschmerzen"

Der Brettener Einzelhandel sehnt sich danach, dass sich der Marktplatz und die Fußgängerzone wieder füllen.  | Foto: hk
  • Der Brettener Einzelhandel sehnt sich danach, dass sich der Marktplatz und die Fußgängerzone wieder füllen.
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Bretten (ger) Ein Bericht auf kraichgau.news und in der Ausgabe der Brettener Woche vom 13. Januar über einen möglichen Baubeginn auf dem Sporgassenplatz im Juni 2021 hat den Brettener Einzelhandel auf den Plan gerufen. In einer digitalen Pressekonferenz sprachen sich Heike Böhm, Andreas Drabek und Agathe Pohl von der Interessengemeinschaft Brettener Innenstadt (IGBI) für eine „Aufschiebung um ein bis zwei Jahre“ für das Projekt aus. Oberbürgermeister Martin Wolff hatte auf Anfrage der Brettener Woche/kraichgau.news angegeben, dass den Interessenten für das Dienstleistungszentrum (DLZ), das dort entstehen soll, zwischenzeitlich der Mietvertrag vorliege und die Verwaltung bis Ende Januar mit Rückmeldungen rechne, um dann die Ausschreibungen für die Tiefgarage unter dem DLZ beginnen zu können.

Weniger Parkplätze, weniger Kunden

„Ganz große Bauchschmerzen“ habe der Brettener Handel in der Innenstadt mit dem Projekt vor allem bezüglich des Zeitpunktes, gab Drabek, Inhaber des Modehauses Martin, zu verstehen. Handel und Gastronomie litten sehr stark im zweiten Lockdown, dessen Ende ja noch nicht in Sicht sei. „Und wenn dann im Sommer gerade wieder ein wenig Normalität aufkommt, werden wir es mit der Baustelle auf der Sporgasse und damit weniger Parkplätzen zu tun haben.“ Und das wirke sich automatisch nachteilig auf den Kundenstrom aus. „Bretten hat außerhalb eh den Ruf, dass man hier nicht parken kann“, so Drabek. Baustellen generell würden die Menschen, die zum Einkaufen und Bummeln kommen möchten, abschrecken. Weniger Umsatz habe sich schon bei der Umgestaltung der Sporgasse vor einigen Jahren bemerkbar gemacht und auch im Frühjahr 2020, als die Seitenstreifen der Fußgängerzone ausgerechnet nach dem ersten Lockdown saniert worden waren, wirkte sich das negativ auf den Absatz aus. Ein „Super-Gau für die Innenstadt“ wäre, wenn alle großen Bauprojekte wie die Neugestaltung der Sparkasse, die schon im Dezember begonnen hat, der Umbau des Melanchthon-Gymnasiums sowie der Abriss des ehemaligen Altenheims St. Laurentius und eben auch die Bauarbeiten auf der Sporgasse zum gleichen Zeitpunkt liefen, „wo der Handel momentan eh schon auf dem Zahnfleisch geht.”

"Nicht prinzipiell gegen den Bau"

Dabei seien die IGBI-Mitglieder nicht prinzipiell gegen den Bau, betonte Agathe Pohl, Mitinhaberin von Uhren und Schmuck tic tac Pohl. Die Wichtigkeit der gesundheitlichen Versorgung und auch den Nutzen eines Ärztehauses als Frequenzbringer für die Innenstadt leuchte ihnen völlig ein. Etwas skeptischer sehe man, so Drabek, aber die abgespeckte Variante, von der jetzt nur noch die Rede sei, da seit den Planungen schon einige Zeit vergangen und die Investoren abgesprungen seien. Nicht nur medizinische Dienstleistungen, sondern auch Büros würde die Stadt, die zusammen mit der Kommunalbau das Projekt voraussichtlich selbst stemmen wird (wir berichteten), ins DLZ holen. „Wir sehen wohl ein, dass die Nutzung nur als Parkplatz nicht optimal ist. Aber das Ergebnis sollte doch das sein, was man gewollt hat, nämlich ein Ärztehaus mit zehn Praxen und der entsprechenden Zahl Patienten“, fordern Drabek und seine Mitstreiterinnen. Schließlich war das Projekt auch als Frequenzbringer für die Innenstadt gedacht.

"Derzeitige Ausnahmesituation muss zeitlichen Aufschub ermöglichen"

Das Argument der Verwaltung, dass der Bau zeitnah begonnen werden müsse, um die Fördermöglichkeiten zu erhalten, möchte Drabek in der derzeitigen Ausnahmesituation nicht gelten lassen. „Da muss man doch einen zeitlichen Aufschub erreichen können.“ Händler und Gastronome würden den wiederholten Lockdown nur überstehen, indem sie in die Verschuldung gingen. Daher lechzten alle danach, sobald wie möglich wieder wenigstens einen kleinen Teil der Verluste wettmachen zu können. Jede Einschränkung, sei es durch Baustellen oder weniger Parkplätze, mache einem in dieser Situation Angst, beschrieb es Heike Böhm, Inhaberin der Plus-Size-Mode-Boutique Formvollendet. „Uns ist schon bewusst, dass das ein gordischer Knoten ist“, bringt es Drabek auf den Punkt. „Wir wünschen uns ja auch eine Weiterentwicklung der Stadt. Wenn dabei aber vieles kaputtgeht, ist die Innenstadt bald verwaist und der Handel ein Kollateralschaden, nicht nur der Pandemie.“ 

Alle Beiträge zu den Bebauungsplänen der Sporgasse finden Sie auch auf unserer großen Themenseite Sporgassen-Bebauung.

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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