Andreas Überschaer hat sein privates Heimatarchiv der Gemeinde Eisingen vermacht
Ein Bewahrer der Erinnerung
EISINGEN (ch) Er ist ein Jäger und Sammler der modernen Art: Andreas Überschaer jagt seit über 30 Jahren allen Arten von Zeugnissen der Eisinger Vergangenheit hinterher. Bis vor kurzem sammelte er diese in seinem privaten Archiv. Nun hat er sich einen Ruck gegeben und seine private Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Dachgeschoss des Eisinger Rathauses bilden seine rund 8.500 Sammelstücke den Grundstock des neu eröffneten Eisinger Heimatarchivs.
„Fernziel“ Heimatbuch
„Das Archiv bedeutet mir sehr viel, es ist der Versuch, Vergangenes für die künftigen Generationen zu bewahren“, sagt der 66-jährige Systemanalytiker im Ruhestand, der fast 40 Jahre für ein Pforzheimer Softwarehaus tätig war. Sein Interesse an Heimatgeschichte hat er nach eigenen Worten von seinem Vater geerbt, der Dorfschullehrer in Schömberg war. Mit dem Sammeln begonnen hat der gebürtige Freudenstädter schon 1988, ein Jahr, nachdem er mit seiner Familie nach Eisingen übergesiedelt war. Sein „Fernziel“ war damals, ein Heimatbuch über Eisingen zu verfassen.
Schwere Rückschläge
Auf dem Weg dorthin musste er indes schwere Rückschläge verkraften: 1994 wurde eine Festplatte einschließlich Sicherungskopien mit nahezu allen bisher zusammengestellten Informationen und bereits fertiggestellten Kapiteln zerstört, 2017 erlitt er obendrein einen Herzinfarkt. Zwei Schüsse vor den Bug, die ihm halfen, sich überschaubarere Ziele zu setzen. Zu drei Einzelaspekten der Eisinger Geschichte – über die Cyriakus-Glocke von 1493, über den Namen Eisingen und Eisinger Namen sowie über Sagen, Geschichten und Erzählungen aus Jahrhunderten – gab er Broschüren heraus. Aus dem Ziel, ein Heimatbuch zu schreiben, wurde der Wunsch, dass aus dem Heimatarchiv „in näherer Zukunft ein kleines Heimatmuseum entstünde“.
Weite Reisen und viele Ausgaben
Unter den knapp 8.500 Sammelstücken sind neben jeweils etwa 1.100 Schriften, Büchern und Heften auch Fotos von Menschen, landwirtschaftlichen Szenen, darunter auch aus dem Weinbau, und von den Veränderungen im Eisinger Ortsbild seit den Anfängen der Fotografie Ende des 19. Jahrhunderts. Um all dies zusammenzutragen, unternahm Andreas Überschaer, der überdies als Gemeinderatsmitglied und örtlicher DRK-Vorsitzender sehr aktiv war, über Jahre hinweg unzählige Reisen zu Archiven und anderen Institutionen, graste Antik- und Trödelmärkte ab und investierte für den Ankauf von Materialien erhebliche Summen aus eigener Tasche.
Mithilfe willkommen
Allerdings betrachtet er seine Sammlung keineswegs als abgeschlossen. Was ihm noch fehle, seien „Fotos, Fotos, Fotos ... und Bürgerinnen und Bürger, die die – auch teils bereits vorhandenen – Fotos zeitlich zuordnen und die abgebildeten Personen identifizieren können“, sagt er auf Nachfrage. Auch andere Gegenstände aus Eisingens Vergangenheit sind ihm willkommen. Damit auch Fremde sich in den Regalen zurechtfinden, hat er in diesem Jahr ein Findbuch erarbeitet. Zweimal im Monat an einem Donnerstagnachmittag von 15 bis 17 Uhr öffnet er das Heimatarchiv in der ehemaligen Ratsschreiberwohnung für neugierige Besucher/innen. Für beste Unterhaltung ist stets gesorgt, denn Geschichten hat Andreas Überschaer genug auf Lager.
Mehr über Eisingen lesen Sie auf unserer Themenseite Dehoim in Eisingen und hier
Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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