Besuch von Ukraine-Delegation im Enzkreis
Corona, Ukraine und Klimaschutz

Wie eine auch unter Nachhaltigkeitsaspekten gelungene Sanierung eines Fachwerkhauses aussehen kann, zeigte Bürgermeister Heiko Genthner (Vierter von rechts) der ungarischen Delegation und der Ersten Landesbeamtin Dr. Hilde Neidhardt (ganz rechts) am Beispiel des Königsbacher Rathauses.  | Foto: Frey/enz
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  • Wie eine auch unter Nachhaltigkeitsaspekten gelungene Sanierung eines Fachwerkhauses aussehen kann, zeigte Bürgermeister Heiko Genthner (Vierter von rechts) der ungarischen Delegation und der Ersten Landesbeamtin Dr. Hilde Neidhardt (ganz rechts) am Beispiel des Königsbacher Rathauses.
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Enzkreis (kn) Mehr als doppelt so viele Menschen und mehr als sechs Mal so groß wie der Enzkreis – dennoch steht das im Nordwesten Ungarns gelegene Komitat Györ-Moson-Sopron, zu dem der Enzkreis gemeinsam mit der Stadt Pforzheim seit über 20 Jahren Kontakte und seit 15 Jahren eine offizielle Partnerschaft unterhält, vor ähnlichen Herausforderungen. Das wurde bei einem zweitägigen Aufenthalt einer fünfköpfigen Delegation unter Leitung von Zoltán Németh, dem Präsidenten der Komitats-Vollversammlung, in der Region deutlich.

Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Ukraine-Krieg

Die hochaktuellen Themen Klimaschutz, Nachhaltigkeit, die Auswirkungen des Ukraine-Krieges und der Kampf gegen die Corona-Pandemie zogen sich wie ein roter Faden durch das Besuchsprogramm. Sie standen auf der Agenda eines Treffens mit dem ungarischen Generalkonsul András Izsák und Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch sowie bei einem halbtägigen Workshop und Gesprächen mit Landrat Bastian Rosenau, der Ersten Landesbeamtin des Enzkreises, Dr. Hilde Neidhardt, sowie der Vorsitzenden der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft (DUG) Pforzheim/Enzkreis, Dora Bettinger-Bognar.

Flickenteppich an Vorgaben in Corona-Pandemie

Für Staunen bei den deutschen Gastgebern sorgte der Komitatspräsident dabei unter anderem mit dem Hinweis, dass Györ auch Kontakte in die chinesische Provinz Hubei unterhält, deren Hauptstadt Wuhan in Zusammenhang mit der vermuteten Herkunft des Coronavirus ja weltweite Bekanntheit erlangte. In Zeiten des Masken-Mangels habe das Komitat Direktlieferungen aus der befreundeten asiatischen Provinz erhalten. Neben der Maskenpflicht seien in Ungarn zeitweise Schulschließungen und Ausgangsbeschränkungen angeordnet worden. Allerdings habe die Entscheidung, welche Corona-Regelungen an den Wochenenden gelten sollten, im Frühjahr 2020 bei den Bürgermeistern gelegen. „Das führte zu einem unüberschaubaren Flickenteppich an Vorgaben“, so Nemeth rückblickend. Und in Zeiten, in denen in Ungarn keine Gremiensitzungen abgehalten werden durften und auch keine Online-Abstimmungen möglich waren, konnten die Landräte sogar völlig allein Entscheidungen treffen – was bei Landrat Rosenau ein Schmunzeln auslöste. Anders als in Deutschland spielten laut Nemeth in Ungarn während der Impfkampagne russische und chinesische Impfstoffe die größte Rolle. Und obwohl die Forderungen nach dem Aufbau von kommunalen Impfzentren zeitweise relativ laut waren, seien die Impfungen ausschließlich durch die niedergelassene Ärzteschaft, später dann auch durch die Kliniken abgewickelt worden.

Energiekrise und Sparzwang

Mit einem Rucksack voller Anregungen verließen die ungarischen Gäste auch die Klimaschutz- und Energieagentur Enzkreis Pforzheim (kurz: keep), wo sie einen Einblick in die Energieberatung und die Agenda2030-Aktivitäten im Enzkreis erhielten. „So eine Agentur und so ein Agenda-Leitbild brauchen wir bei uns im Komitat auch“, so die spontane Reaktion von Nemeth, der in den 19 Grad „warmen“ Räumen der keep auch von Energiesparmaßnahmen in seiner Heimat berichtete: „Bei uns herrschen in öffentlichen Gebäuden derzeit frische 18 Grad. In der Stadt Györ mussten nach seinen Worten sogar bereits erste Kultur- und Sporteinrichtungen wie Hallen und Bäder komplett zumachen; vom 22. Dezember bis 8. Januar werden auch alle Behörden durchgängig geschlossen bleiben. Der Spardruck sei einerseits darin begründet, dass Einnahmen aus der Gewerbesteuer eines bekannten großen Automobilkonzerns nicht mehr direkt in die Region fließen, sondern seit einiger Zeit an die Zentralregierung gingen. Dazu komme die starke Abhängigkeit Ungarns von russischen Rohstoffen und damit verbunden die Preisexplosion vor allem im Energie- und Bausektor, aber auch bei Produkten des täglichen Bedarfs. „Natürlich kamen wir beim Besuch der ungarischen Delegation auch auf das Thema Flüchtlinge zu sprechen, wobei allerdings sehr unterschiedliche Sichtweisen deutlich wurden“, berichtet Landrat Rosenau zu diesem Thema knapp.

Wie eine auch unter Nachhaltigkeitsaspekten gelungene Sanierung eines Fachwerkhauses aussehen kann, zeigte Bürgermeister Heiko Genthner (Vierter von rechts) der ungarischen Delegation und der Ersten Landesbeamtin Dr. Hilde Neidhardt (ganz rechts) am Beispiel des Königsbacher Rathauses.  | Foto: Frey/enz
Forstamtsleiter Andreas Roth, Revierleiterin Sarah Zwerenz und Waldpädagogin Susanne Kienzle (von rechts) sprachen mit den Gästen aus Ungarn über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wälder. | Foto: Frey/enz
Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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