CDU-Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann zu Besuch in Oberderdingen
„Man muss um jeden Quadratmeter kämpfen“
Oberderdingen (hk) Kultusministerin und Spitzenkandidatin der CDU in Baden-Württemberg, Susanne Eisenmann, besuchte am gestrigen Donnerstagnachmittag die Gemeinde Oberderdingen. Diese war auf Einladung von Ansgar Mayr, CDU-Landtagskandidat für den Wahlkreis Bretten, in das Rathaus im Amthof gekommen, wo sie von Bürgermeister Thomas Nowitzki und Oberderdinger Gemeinderätinnen und -räten herzlich in Empfang genommen wurde. Themen des Wahlkampftermins waren Wohnungsbau sowie die Frage, was Land und Kommune tun können, um den Mangel an Wohnraum zu bekämpfen. Auf den Punkt brachte Mayr den Status quo: „Wohnraummangel ist schon lange nicht mehr ein Phänomen, das in Ballungszentren in Erscheinung tritt.“ Die Probleme, die bezahlbaren Wohnraum betreffen, seien längst in ländlichen Gebieten angekommen und würden durch gesetzliche Vorgaben der Landesbauordnung verstärkt.
Bis zu 70 Bewerber pro Wohnung
Die Gemeinde Oberderdingen habe es sich seit 2008 zur Aufgabe gemacht, erklärte Gemeindekämmerer Dieter Motzer, dem steigenden Bedarf an Wohnraum gerecht zu werden. Aus diesem Grund wurde die Kommunalbau GmbH als eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Gemeinde gegründet. Geführt wird die Kommunalbau GmbH, die zwischenzeitlich mehr als 100 Wohnbauprojekte realisiert hat, von Gemeindekämmerer Motzer. Im Entstehen ist aktuell ein Komplex aus Café, zwei Mietwohnungen, einer Eisdiele und drei Ferienwohnungen in der Ortsmitte.
„Wir haben hier einen Industrie- und Gewerbestandort. Oberderdingen ist eine Pendlergemeinde“, informierte Bürgermeister Nowitzki. Dementsprechend sei die Nachfrage an bezahlbarem Wohnraum von jungen Fachkräften sehr hoch. Den Oberderdinger Wohnungsmarkt beschrieb Nowitzki kurz und bündig: Auf eine Wohnung kämen bis zu 70 Bewerber.
Gasthaus Traube hat „Nerven und Geld gekostet“
Der Aufsichtsrat der Kommunalbau GmbH, erzählte Motzer weiter, sei sich einig darüber gewesen, maximal die Hälfte der Wohnungen zum Verkauf anzubieten. Ein „dickes Brett zu bohren“ hatte die Kommunalbau GmbH laut Motzer bei dem ehemaligen Gasthaus „Traube“ in Großvillars. Weil das Gebäude denkmalgeschützt ist, habe es aufgrund von hohen Auflagen beim Denkmalschutz und rechtlichen Hürden viele Monate „Nerven und Geld gekostet“, bis das Gebäude saniert werden konnte. Der Kommunalbau-Chef betonte, dass man nicht darauf bedacht sei, große Gewinne zu erzielen. „Das ist nicht das Interesse des Aufsichtsrates“; so Motzer. Man sei bestrebt, dass zum Schluss die „schwarze Null“ rauskomme und die monatlichen Mieteinnahmen die Zins- und Tilgungsbelastung decken. Nowitzki unterstrich die Wichtigkeit eines aktiven Flächenmanagements. Das Gemeindeoberhaupt gab gegenüber Eisenmann ehrlich zu: „Wir haben zwar keine besonders hohen Rücklagen, dafür aber ein gutes Grundstücksportfolio.“ Doch rechtliche Hürden würden viele Schritte erschweren und sogar verhindern. „Man muss inzwischen um jeden Quadratmeter kämpfen – bei jedem Verfahren“, so Nowitzki. Er rechnete vor: Bis zu vier Jahre könne es dauern, bis Bauland entwickelt ist. Eisenmann gab dem Oberderdinger Bürgermeister Recht: „Das ist nicht zukunftsfähig.“
„Wir müssen Flächen sparen – im Wohnbau gelingt uns das bereits“
Doch was ist zukunftsfähig? Vielleicht, so Nowitzki, müsse man Firmen dazu bringen, auch in Gewerbegebieten auf mehrgeschossige Gebäude zu setzen. „Wir müssen Flächen sparen – im Wohnbau gelingt uns das bereits“, erklärte der Bürgermeister. Eisenmann: „Das Reihenhäusle mit Garten soll ja auch nicht verschwinden. Wir brauchen aber die Mehrgeschossigkeit, um Flächen zu nutzen.“ Der „Flächenfraß“ der letzten Jahrzehnte sei heute ein Teil des Problems. Laut Nowitzki seien 30 Prozent der von der Kommunalbau geplanten Gebäude mehrgeschossig.
Eisenmann gestand sich ein, dass das Land hinsichtlich einer landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft nicht richtig gehandelt zu haben: Es sei ein Fehler gewesen, dass sich das 2012 davon verabschiedet hat. Der Oberderdinger Bürgermeister wünsche sich, mehr Flexibilität für Kommunen, zum Beispiel bei der Finanzierung von Bauprojekten und auch hinsichtlich Fördergelder.
Autor:Havva Keskin aus Bretten |
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