Interkommunales Industriegebiet
"Ostblock" im Kraichgau führt Wirtschaftsförderung fort

Thomas Nowitzki, Bürgermeister von Oberderdingen, blickt auf 25 Jahre interkommunale Wirtschaftsförderung zurück. | Foto: kuna
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  • Thomas Nowitzki, Bürgermeister von Oberderdingen, blickt auf 25 Jahre interkommunale Wirtschaftsförderung zurück.
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Oberderdingen/Sulzfeld/Kürnbach/Zaisenhausen (kuna) Gemeinsame Gewerbeflächen über die kommunalen Grenzen hinaus: Das gibt es im „Ostblock“ des Landkreises Karlsruhe – so nennen es scherzhaft dessen Vertreterinnen und Vertreter – bereits seit 25 Jahren in Form der privatrechtlich organisierten „Wirtschaftsförderung Industriegebiete Oberderdingen, Sulzfeld, Kürnbach, Zaisenhausen“ (WFI). Große Einigkeit herrschte in den Gemeinden, als es darum ging, diese Zusammenarbeit weiterzuführen. Bei einem Pressegespräch am Mittwoch, 25. Januar, fanden sich die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister zusammen, um den Vertrag zur gemeinsamen Wirtschaftsförderung und Strukturpolitik zu unterzeichnen.

Interkommunales Industriegebiet von 39 Hektar erschlossen

Thomas Nowitzki, Bürgermeister von Oberderdingen, erklärte in einem Rückblick, dass die Gründung der WFI auf die Neff-Krise zurückginge. Viele Arbeitsplätze in Oberderdingen und Sulzfeld seien damals akut gefährdet gewesen. „Die Menschen in unseren Gemeinden fürchteten um ihren Arbeitsplatz“, erinnerte er. Seitdem sei viel passiert: Im interkommunalen Industriegebiet Oberderdingen seien bislang 39 Hektar erschlossen worden.

Rund 600 Arbeitsplätze für die Region

„Auf dem interkommunalen Industriegebiet gibt es 54 gewerberechtlich angemeldete Betriebe“, führte Nowitzki weiter aus. Vier Grundstücke seien bislang noch nicht vergeben worden. Industriebetriebe, Handwerker und Einzelhandel würden den Menschen in der Region rund 600 Arbeitsplätze zur Verfügung stellen. Bei der interkommunalen Zusammenarbeit seien aber auch die Einnahmen durch Steuern ein wichtiges Element. Insgesamt 7,3 Millionen Euro an Gewerbesteuer und 726.000 Euro an Grundsteuer seien bislang eingenommen worden.

Neuer Vertrag gilt bis 2050

Die neu unterzeichnete Vereinbarung der „Ostblock“-Gemeinden setze diejenige von 1998 fort, so Nowitzki. Sie soll bis 2050 gelten und sich dann automatisch um fünf Jahre verlängern. Auch die Beteiligungen würden gleichbleiben: Oberderdingen als größte Gemeinde mit 50 Prozent, Sulzfeld mit 30 Prozent, Kürnbach mit 12,5 Prozent und Zaisenhausen mit 7,5 Prozent. Das Aufkommen an Gewerbesteuern werde unverändert nach diesem Schlüssel verteilt. Neu sei, dass die Grundsteuer B nicht mehr ausgeschüttet werde. Dies begründete Nowitzki mit einem „zu hohen bürokratischen Aufwand“.

Ländlicher Raum nicht nur als Standort für erneuerbare Energie

Sarina Pfründer, Bürgermeisterin von Sulzfeld, zeigte sich erfreut über die Kontinuität der gemeinsamen Wirtschaftsförderung. Allerdings schilderte sie, dass es zunehmend schwerer sei, neue Flächen auszuweisen. Der Trend gehe ihrer Beobachtung nach in die Richtung, den ländlichen Raum als Standort für erneuerbare Energien, etwa für Photovoltaik-Anlagen, zu begreifen. Doch dies sei falsch, erklärte Pfründer, da auch die Kommunen im ländlichen Raum eine Entwicklung im Bereich Gewerbe und Wohnen notwendig hätten.

"Auch kleine Kommunen brauchen Gewerbefläche"

Der Bürgermeister von Kürnbach, Armin Ebhart, schloss sich Pfründer an und erklärte, dass es eine „Illusion“ sei, dass kleine Kommunen keine Gewerbeflächen bräuchten. „Vor allem in Baden-Württemberg geht es nicht ohne“, betonte er. Cathrin Wöhrle, Bürgermeisterin von Zaisenhausen, meinte: „Die Zusammenarbeit macht uns stark als Kommunen. Gemeinsam haben die kleinen Gemeinden eine stärkere Stimme.“

Fläche als rares Gut

Auch der Landrat des Landkreises Karlsruhe, Christoph Schnaudigel, betonte, dass die Unterschriften eine richtige Entscheidung sowie „ein Stück Weitblick“ seien. Die Zeiten hätten sich innerhalb der letzten 25 Jahre verändert. Das merke man daran, dass größere Überzeugungsarbeit notwendig sei, um neue Flächen auszuweisen. „Das ist auch richtig so“, meinte er, schließlich handle es sich bei der Fläche um ein Gut, das rarer geworden sei. Dennoch könne seiner Ansicht nach die gewerbliche Entwicklung nicht nur in städtischen Gebieten stattfinden, zumal die Diskussionen in punkto Flächenverbrauch dort noch größer seien.

"Weltmarktführer im ländlichen Raum"

Matthias Proske, Direktor des Regionalverbandes Mittlerer Oberrhein, betonte die besondere Rolle von Baden-Württemberg. Immerhin handle es sich bei dem Bundesland um „einen Weltmarktführer im ländlichen Raum“. Dennoch sei es wichtig, effizienter und dichter zu werden: „Nicht nur im Wohnungsbau, sondern auch im Bereich der Gewerbegebiete“, so Proske. Thomas Geiß, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Kraichgau, erklärte die Position der Sparkasse als „Teil der Region“, die „nicht nur Finanzgeschäfte betreibt, sondern auch die Region fördern und mitentwickeln“ wolle und deshalb Teil der WFI sei.

Thomas Nowitzki, Bürgermeister von Oberderdingen, blickt auf 25 Jahre interkommunale Wirtschaftsförderung zurück. | Foto: kuna
Armin Ebhart, Bürgermeister von Kürnbach, bei der Unterzeichnung des Vertrages. Daneben Thomas Nowitzki (Oberderdingen), Sarina Pfründer (Sulzfeld) und Cathrin Wöhrle (Zaisenhausen).  | Foto: kuna
Autor:

Kathrin Kuna aus Bretten

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