Ein Segel sammelt die Kraft des Windes, treibt das Schiff voran und trägt es zum Ziel seiner Reise.
Plädoyer für die Windstrom-Ernte vor Ort
Windkraftanlagen (WKAs) sind starke, unermüdliche Erntemaschinen. Sie helfen uns bei der sauberen Gewinnung von Windstrom - nichts anderes. Als fleißige Erntehelfer pflücken sie Tag für Tag, Monat für Monat die reifen Früchte am Himmel und legen sie in Erntekörbe (verwandeln sie in Windstrom). Genau das tut auch der stolze Besitzer eines vollhängenden Kirschbaums, der aus den Früchten leckere Marmelade, duftende Kuchen oder edles Kirschwasser herstellt. Oder wie ein Winzer, der seine Reben hegt und pflegt und die reifen Trauben im Herbst zu Wein keltert. Deshalb nennen sich Anteilseigner von Windkraft-Genossenschaften auch gerne Windbauern.
Um Windstrom zu erzeugen, muss keine schmutzige Steinkohle aus Kolumbien oder Afrika eingekauft werden - Kohle, die über Tausende Kilometer nach Europa transportiert wird, um sie bei der ineffizienten und umweltschädlichen Kohleverstromung zu verbrennen und weiteres klimaschädliches Co2 in die belastete Atmosphäre unseres Planeten zu schleudern.
Für Windstrom muss kein Uran aus Nigerias Uranminen gewonnen werden, unter ökologisch und menschlich unwürdigen Bedingungen, teuer importiert, um schließlich in Atommeilern hinter meterdicken Betonkuppeln zu radioaktiver Asche verbrannt zu werden.
Windräder hinterlassen keinen giftigen hochradioaktiven Atommüll, den man für Hundertausende von Jahren - in noch nicht existenten Endlagern - wegsperren muss. Eine Lösung ist nicht in Sicht. Die langfristigen finanziellen und Sicherheitsrisiken tragen nicht die Atomkonzerne, sondern unsere Kinder und Kindeskinder und Tausende von Generationen nach uns, denen wir diesen Fluch, diese ungelöste Fragen als bittere Erblast und nicht endende Kostenlawine aufbürden.
Wind und Sonne dagegen schicken keine Rechnung: Gas, Öl- und Kohle kosten uns allein in Kraichtal 50 MIO Euro jedes Jahr. Dieses Geld ist weg. Statt Wertschöpfung in Kraichtal und Stärkung der Kaufkraft bei uns, verschwinden jährlich 50 Mio Euro in den Kassen der Scheiche, der russischen Gazprom und anderer Energiekonzerne.
Die Windkraft bringt das Rad zum Drehen und schenkt uns die ökonomische Chance - zusammen mit der dezentralen Nutzung von Sonne, Biomasse und Wasserkraft - Kraichtals Zukunft zu beflügeln und die Kaufkraft in der Hügellandschaft zu binden. So bleiben Werte und Erträge in der Heimat. Wenn im nächsten Schritt auch noch die Leitungsnetze in Gemeindebesitz oder Bürgerhand kommen, ist die Verringerung von Strom- und Netzgebühren und damit ein weiterer Schritt in die Unabhängigkeit möglich.
Windräder sind weithin sichtbar genauso wie Überlandleitungen. Ihre Masten lieben wir vielleicht nicht, aber wir akzeptieren sie, weil sie einen großen Nutzen für uns haben. Sie versorgen uns mit Strom. Auch LKWs mit ihren Gefahren und Belastungen (Unfälle, Lärm, Feinstaub, Abgase) nehmen wir täglich in Kauf. Ohne sie wäre unsere Versorgung mit Waren nicht möglich. Von allen Energieformen ist Strom am vielseitigsten: Wir nutzen und brauchen ihn für Licht, unsere Kommunikation, Wärme, Kälte, Industrieproduktion und unsere Mobilität mit Bahn, E-Bike und E-Auto. Windräder erzeugen ihn auf direktem Weg.
Ökonomisch ist Wind gegenüber allen fossilen Energiearten immer überlegen, weil der Wind kostenlos ist. Richtig: Die Energie am Himmel ist zwar geschenkt, aber die Erntehelfer sind nicht gratis. Das ist nicht anders wie bei jedem Traktor oder Mähdrescher. Erntemaschinen, ohne die jeder Landwirt nicht auskommt, weil er seine Felder bestellen und die Ernte im Herbst einfahren muss. Große Felder bewirtschaftet man nicht mit Hacke und Sense. Ohne effiziente Erntehelfer geht da gar nichts. Das ist bei Windkraftanlagen nicht anders. Und solche Maschinen sind nicht umsonst zu haben.
Dafür aber gibt es Projektierer wie Prokon, eine Energie-Genossenschaft, die hier in Kraichtal investieren will und aktiv in die Windkraftprojektierung eingestiegen ist. Sie sind Partner bei der Energiewende vor Ort und wollen Kraichtaler BürgerInnen beteiligen. Denn wenn sich Windräder drehen, dann bitte auch für die Stadt. Es soll sich lohnen – sowohl für den Projektierer Prokon als auch für die Menschen und die Zukunft Kraichtals.
Im neuen EEG, so es so kommt, ist gesetzlich festgeschrieben, dass Standortgemeinden von Windrädern bei Gewinnen der Stromernte beteiligt werden. Das sind bei den geplanten Anlagengrößen in Kraichtal Einnahmen von rund 30.000 € pro Anlage und Jahr. Bei den vier Windrädern am Landskopf also etwa 120.000 € jährlich - ein warmer, wohltuender Regen für die versiegenden Quellen im kommunalen Haushalt.
Viele Kommunen in Deutschland haben sich bereits erfolgreich auf den Weg gemacht und sehr schnell erkannt: Die Entscheidung war goldrichtig! Der Umstieg auf die Erneuerbare Energien vor Ort hat sich gelohnt. Worauf noch weiter warten? (Weitere Infos zur Windstrom-Ernte unter: www.kraichtal-im-aufwind.de)
Reiner Oberbeck, Kraichtal
Autor:reiner oberbeck aus Region |
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