Wirtschaft und Soziales
Legalisierung von Cannabis senkt die Hemmschwelle bei Minderjährigen

Ab April 2024 soll es in Deutschland legal werden, bestimmte Mengen Cannabis zu besitzen und einige Pflanzen anzubauen.
 | Foto: © 12222786 / pixabay.com
  • Ab April 2024 soll es in Deutschland legal werden, bestimmte Mengen Cannabis zu besitzen und einige Pflanzen anzubauen.
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Experten diskutieren seit Jahren über einen rechtlich bindenden Wert für THC im Blut. Derzeit existiert nur eine **Empfehlung**, die in der tatsächlichen Rechtsprechung angewendet wird. Diese Empfehlung entspricht einer **THC-Konzentration von 1,0 Nanogramm pro Milliliter Blutserum**. Dieser extrem niedrige Wert dient lediglich dem Nachweis des Cannabis-Konsums, sagt jedoch nichts über die Verkehrssicherheit aus. 

(TRD/MP) Die Bundesregierung hält an der geplanten Legalisierung von Cannabis für Erwachsene ab 18 Jahren zum 1. April 2024 fest. Noch liegt kein Gesetzentwurf vor. Laut einer forsa-Umfrage im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse Hannover (KKH) meinen fast zwei Drittel der befragten Eltern mit Kindern unter 18 Jahren, dass die Hemmschwelle für den Cannabis-Konsum bei Minderjährigen sinkt, wenn das Kiffen für Erwachsene legal wird.

Eine klare Mehrheit denkt zudem, dass sich ein häufiger Konsum von Cannabis bei Kindern und Jugendlichen sowohl körperlich als auch psychisch negativ auswirkt: Fast drei Viertel der Eltern (73 Prozent) befürchten eine Schädigung des Gehirns oder andere körperliche Probleme wie Benommenheit.

Fast ebenso viele (70 Prozent) meinen, dass es in der Folge zu psychischen Problemen wie Stimmungsschwankungen oder Angstzuständen kommt. Gut zwei Drittel der Eltern (69 Prozent) denken, dass ein häufiger Konsum von Cannabis Kinder und Jugendliche abhängig macht. 64 Prozent befürchten dadurch einen Leistungsabfall in der Schule, 55 Prozent denken, Minderjährige könnten auf die schiefe Bahn geraten.

Die Sorgen der Eltern bezüglich einer Abhängigkeit scheinen nicht unbegründet zu sein. So zeigen KKH-Daten bereits jetzt ein starkes Plus beim schädlichen Gebrauch von Cannabis bei jungen Menschen. In der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen stiegen die Diagnosen wegen eines akuten Rausches, einer Abhängigkeit, Entzugserscheinungen oder psychischer Probleme aufgrund von Cannabinoiden von 2012 auf 2022 um das Anderthalbfache an.

Doch ist Cannabis wirklich so schädlich für das Gehirn von Kindern und Jugendlichen, wie die Mehrheit der Eltern glaubt? Hirnforscher Prof. Dr. Martin Korte von der Technischen Universität Braunschweig erläutert: „Cannabinoide wirken sich besonders auf den Stirnlappen aus, einen wichtigen Teil unseres Frontalhirns. Diese Hirnregion verleiht uns die Fähigkeit, Handlungen zu planen, Probleme zu lösen und Impulse zu kontrollieren. Wenn Jugendliche regelmäßig kiffen, riskieren sie eine Minderung dieser Fähigkeiten, sie reagieren impulsiver und können sich schlechter auf eine Aufgabe konzentrieren. Insgesamt lässt die geistige Leistungsfähigkeit nach.“

Zudem können durch starken Cannabis-Konsum Regionen im Gehirn aktiviert werden, die Halluzinationen auslösen und zu psychotischen Symptomen führen. Je jünger die Konsumenten sind, desto höher ist das Risiko für all diese Auswirkungen.

Doch auch junge Erwachsene spielen mit ihrer Gesundheit, wenn sie häufig kiffen. „Die Entwicklung des Frontalhirns ist erst mit Mitte 20 abgeschlossen. Die geplante Legalisierung von Cannabis soll aber ab einem Alter von 18 Jahren gelten. Auch dann reagiert das Gehirn noch besonders empfindlich auf Drogen“, betont Martin Korte. Deshalb sei es besser, einen legalen Erwerb von Cannabis frühestens ab dem 25. Lebensjahr zuzulassen.

Justin Onyechi vom Präventionsteam der KKH gibt darüber hinaus zu bedenken, dass sich das Risiko einer späteren Abhängigkeit sowie des exzessiven Gebrauchs weiterer Drogen drastisch erhöht, wenn Cannabis bereits im Jugendalter regelmäßig konsumiert wird. Die geplante Legalisierung dürfe sich zudem nicht negativ auf die bisherigen Erfolge des Nichtraucherschutzes und der Nichtraucherkampagnen auswirken.


TRD aus NRW Pressedienst inspiriert

Autor:

Heinz Stanelle aus Region

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