Hochwasser nach Starkregen in Rheinland-Pfalz
Brettener Feuerwehrkräfte im Katastrophengebiet

Ein Einsatzfahrzeug des Hochwasserzugs Karlsruhe Land im Einsatz in der Gemeinde Kordel/Rheinland-Pfalz. Das Bild zeigt das bei der Freiwilligen Feuerwehr Bretten stationierte Löschgruppenfahrzeug Katastrophenschutz. | Foto: Stefan Engelhardt
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  • Ein Einsatzfahrzeug des Hochwasserzugs Karlsruhe Land im Einsatz in der Gemeinde Kordel/Rheinland-Pfalz. Das Bild zeigt das bei der Freiwilligen Feuerwehr Bretten stationierte Löschgruppenfahrzeug Katastrophenschutz.
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Bretten/Rheinland-Pfalz (bea/kn) Als Teil des Hochwasserschutzzugs sind am gestrigen Donnerstag, 15. Juli, sechs Feuerwehrmänner der Abteilung Diedelsheim und zwei Kräfte des Deutschen Roten Kreuz (DRK) Bretten, jeweils mit einem Einsatzfahrzeug in Richtung Rheinland-Pfalz aufgebrochen. Dort hatte sich bedingt durch Starkregen und dem daraus resultierenden Hochwasser eine Katastrophenlage mit mehreren Todesopfern, schweren Schäden an Straßen und eingestürzten Gebäuden ergeben.

Um 1 Uhr in der Unterkunft angekommen

Der Hochwasserschutzzug der Brettener Wehr wurde mit weiteren Kräften und vier Fahrzeugen sowie einem Schlauchboot aus Ubstadt, Graben-Neudorf und Bad Schönborn vervollständigt. Der Zug habe sich am Donnerstagabend gegen 20.30 Uhr getroffen und sei gemeinsam in den Landkreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz gefahren, sagt der Brettener Feuerwehrkommandant Oliver Haas. Nachdem die sechs Einsatzkräfte aus Diedelsheim gegen ein Uhr in der Nacht auf Freitag in ihrer Unterkunft - einer Halle mit Feldbetten - ankamen, seien sie noch vor acht Uhr weiter zum Einsatz in die Gemeinde Kordel aufgebrochen.

"Ausmaße der Zerstörung sind dort weitaus größer"

Auch dort hätten die Diedelsheimer Kräfte unter Zugführer Benjamin Leicht massive Schäden vorgefunden: "Die Ausmaße der Zerstörung sind dort weitaus größer, als sie bei den Hochwassern in Bretten waren", sagt Haas. Kurz vor Freitagmittag stand er in Kontakt mit Leicht, der ihn über Facetime über die Situation der Einsatzkräfte in Kordel informierte und ihm einige Live-Bilder aus dem Einsatzgebiet zeigte. Das Wasser sei gut 20 Zentimeter hoch auf der Straße gestanden und die Diedelsheimer hätten angefangen es abzupumpen, erzählt Haas. "Irgendwann hat das bei den Wassermassen endlich Wirkung gezeigt." Gegen Mittag hatten die Feuerwehrler ihren ersten Einsatzabschnitt abgearbeitet und konnten dazu übergehen, Keller auszupumpen, sagt Haas.

"Erinnerungen werden Einsatzkräfte begleiten"

Dabei sei die Arbeit vor Ort für die Kräfte körperlich anstrengend. Ein 20 Meter langer Schlauch, der mit Wasser gefüllt sei, wiege gut und gerne 100 Kilogramm, so Haas. Diesen an einen anderen Ort zu ziehen, erfordere körperliche Kraft. So auch der Transport der Fahrzeugpumpe, die mit vier Personen getragen werden müsse. Dazu komme, dass die Kräfte oft in nicht gerade angenehm riechendem Wasser stünden und das Leid der Menschen vor Ort mitbekämen. "Das ist psychisch und physisch anstrengend." Doch am Freitagmittag seien alle Brettener noch recht motiviert. "Es sind krasse Erfahrungen und die Erinnerungen daran werden die Einsatzkräfte in den nächsten Jahren noch begleiten". Damit meine er keine psychischen Schäden, die durch den Einsatz verursacht würden, sondern, dass Erlebnisse wie diese die Feuerwehrleute prägten, so Haas.

"Mit der Dunkelheit werden die Gefahren größer"

"Es sind Ausmaße, die sich keiner vorstellen konnte. Es ist eine Tragödie", sagt Haas. Ortschaften seien komplett zerstört und das Problem sei , dass Rettungskräfte teilweise nicht zu ihrem Einsatzort gekommen seien. "Wenn eine Brücke teilweise einsturzgefährdet ist, muss man sich erst einmal überlegen, wie man auf die andere Seite des Wassers kommt." So müssten die Einsätze Stück für Stück abgearbeitet werden. Die Diedelsheimer würden wohl bis zum Abend "gut beschäftigt" sein. "Mit der Dunkelheit werden die Gefahren größer", sagt Haas. Aufgeschwemmte Heizöltanks seien beim Auspumpen von Kellern oftmals ein Problem. "Wenn ein paar tausend Liter Heizöl mit dem Wasser vermischt sind, muss zuerst überlegt werden, was gemacht werden muss".

Haas rechnet mit wochenlangem Einsatz für die Kräfte vor Ort

Dieser Einsatz sei eine Herausforderung für die Feuerwehrmänner. Da sie mit der Vorgabe, dass sie zwei Tagen vor Ort seien abgerückt seien, werde momentan noch darüber beraten, ob und wie die Einsatzkräfte ausgetauscht werden müssten und könnten. Haas selber rechnet mit einem wochenlangen Einsatz für die Kräfte vor Ort, bis sämtliche Infrastrukturen wieder hergestellt seien. Die Brettener Wehr könnte noch bis in die kommende Woche im Katastrophengebiet eingesetzt werden, wenn die Landesregierung den Hilfseinsatz anordne. Am Freitagmorgen habe Haas bereits mit dem Landratsamt Kontakt aufgenommen und darum gebeten, dass eine entsprechende Entscheidung frühzeitig getroffen werde. Je nach Bedarf vor Ort, könnte es jedoch auch sein, dass die Brettener wieder schnell zurückkämen. Dennoch wäre es für die Wehr kein Problem sechs neue Kräfte zu entsenden. In der Stadt gebe es über 300 Einsatzkräfte und somit genügend Feuerwehrangehörige, die aktiviert werden könnten. Auch sei es ein Glück, dass es viele Katastrophenschutzzüge im Land gebe. Wie man sehe, könne es schneller zu einem Katastrophenfall kommen, als einem lieb sei. Doch so könne in kürzerer Zeit reagiert und den Menschen vor Ort schneller geholfen werden.

Planungen für einen weiteren Einsatz des DRK liegen bereit

Mit dem Krankentransportwagen sind auch zwei Kräfte des Brettener DRK in Rheinland-Pfalz im Einsatz. Von diesen hat der Brettener Bereitschaftsleiter Christoph Glück bis Freitagmittag noch keine Rückmeldung erhalten. Er habe bereits die Einsatzplanungen für die kommende Woche festgelegt, für den Fall, dass sich der Einsatz länger hinziehe und die beiden DRK-Mitglieder durch neue Helfer ersetzt werden müssten. Normalerweise geschehe dies alle 24 Stunden, so Glück. Daher hoffe er im Laufe des Freitags auf eine Klärung der Einsatznotwendigkeit.

Das Innenministerium hat die Katastrophenschutzkräfte angefordert

Parallel zu den vier Krankentransportwagen, die am Donnerstagabend den Sammelpunkt bei der Landesfeuerwehrschule in Bruchsal in Richtung Rheinland-Pfalz verlassen hätten, sei der „Zug Hochwasser Karlsruhe Land“ des Katastrophenschutzes des Landkreises Karlsruhe, bestehend aus einem Kommandowagen, einem Löschgruppenfahrzeug Katastrophenschutz, einem Rüstwagen mit Boot, einem Gerätewagen-Transport sowie einem Mannschaftstransportwagen entsendet worden, teilt das Landratsamt Karlsruhe mit. Acht Einsatzkräfte des Fachdienstes Sanität und Betreuung, gestellt durch die Hilfsorganisationen DRK Kreisverband Karlsruhe und ASB Region Karlsruhe sowie 18 Einsatzkräfte von Freiwilligen Feuerwehren aus dem Landkreis Karlsruhe seien im Einsatz.

100 Krankentransportwagen sammelten sich in Bruchsal

In Bruchsal waren am Donnerstagabend verstärkt Martinshörner zu hören. 100 Krankentransportwagen aus ganz Baden-Württemberg sammelten sich bei der Bruchsaler Landesfeuerwehrschule, um gemeinsam in die Katastrophengebiete in Rheinland-Pfalz zu fahren, teilte die Stadt Bruchsal am Donnerstagabend mit. Dort würden sie die Einsatzkräfte bei der Verlegung von Patienten aus Krankenhäusern, Pflegeheimen und anderen Einrichtungen unterstützen. Rheinland-Pfalz hatte angesichts der unwetterbedingten Katastrophenlage um länderübergreifende Amtshilfe gebeten.

Autor:

Beatrix Drescher aus Bretten

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