Am 22. Februar öffnen Kindertagesstätten und Grundschulen auch in Bretten und der Region wieder schrittweise
"Die halbe Schule macht auf"
Bretten/Region (bea) Nach den Faschingsferien sollen in Baden-Württemberg Kindertagesstätten und Grundschulen schrittweise wieder öffnen. Je zwei Klassenstufen sollen nach den Vorgaben des Landes pro Woche im Wechselbetrieb vor Ort geschult werden. Gleichzeitig sollen die präsenten Klassen in kleinere, konstante Gruppen aufgeteilt und diese ohne Präsenzpflicht für mindestens zehn Stunden in der Woche unterrichtet werden. Zusätzlich müssen sich die Schulen noch um die Notbetreuung der restlichen Schüler kümmern.
Mehr Kontakt zu den Kindern bekommen
Ab dem 22. Februar gilt in der Schillerschule in Bretten daher ein Stundenplan von 15 Stunden pro Woche. Dieser ist in jeweils drei Stunden pro Schultag aufgeteilt. "Wir wollen mehr Unterricht anbieten, um wieder mehr Kontakt zu den Kindern zu bekommen und mehr Regelmäßigkeit reinzubringen", sagt Schulleiter Wolfgang Mees. So sollen mehr Schüler vom Lernen Zuhause befreit werden. Gleichzeitig ist ein Gruppenwechsel während des Schultages geplant. An der Schillerschule bedeutet dies 270 Grundschüler im Wechselunterricht zu beschulen. Zusätzlich sind über 60 Schüler aus den Vorbereitungsklassen fast täglich vor Ort sowie zwischen 25 und 28 Kinder bei der Notbetreuung. Außerdem werden 70 Schüler, ebenfalls nicht täglich, aus den Abschlussklassen ihren Sonderstundenplan in der Schule verfolgen. "Man kann sagen, die halbe Schule macht auf." Doch dies sei dringend notwendig. "Das Sozialverhalten, das geschult werden soll, fällt zu Pandemiezeiten völlig unter den Tisch", betont Mees. Auch im Bereich der Berufskunde müsse es wieder eine Öffnung geben, fordert er.
"Wir haben keine Planungssicherheit"
Zu den Aussichten für die weiterführenden Klassen gebe es bisher noch keine Information seitens der Landesregierung. "Diese Schubladentechnik mahne ich immer wieder an." Welche Schublade geöffnet würde, wenn die Zahlen weiter sinken oder wieder steigen würden, könne er nicht beantworten. "Wir haben keine Planungssicherheit." Daher müssten die Schulen weiterhin kurzfristig planen und die Eltern ebenso kurzfristig über Änderungen informieren. Aufgrund der nicht vorhandenen Maskenpflicht in der Grundschule hat Mees in seinem Elternbrief appelliert, dass Kinder zumindest auf den Fluren eine Maske tragen sollten, da Begegnungen mit älteren Schülern nicht ausgeschlossen werden könnten. "Auch Kinder sind Träger und Überträger, und genau das macht mir Bauchkneifen." FFP-2 und OP-Masken seien jedoch in ausreichenden Mengen vorhanden.
Beschulung von Montag bis Donnerstag
Auch in der Grundschule in Neibsheim sollen die Schüler 15 Schulstunden in der Woche beschult werden, bestätigt Schulleiterin Manuela Grajer. In der ersten Woche werden die Klassen eins und zwei, die normalerweise gemischt unterrichtet werden, wieder in zwei Gruppen aufgeteilt. In der zweiten Schulwoche werden die Klassen drei und vier in insgesamt drei Gruppen aufgeteilt und ebenfalls von Montag bis Donnerstag beschult. "Wir haben diese Tage ausgesucht, da wir glauben, dass es besser für berufstätige Eltern ist, wenn ihre Kinder vier Stunden am Stück in der Schule sind." Zusätzlich zum Präsenzunterricht findet eine Notbetreuung in der Pfarrer-Wolfram-Hartmann-Schule von 7.30 Uhr bis 14 Uhr (montags bis freitags) statt.
Öffnung bei Kindertagesstätten
Im Kindergarten Schneckenhaus in Sprantal gibt es momentan noch eine Notbetreuung mit zwölf Kindergarten- und fünf Krippenkindern. Ab nächster Woche sollen wieder 30 Kinder in den Kindergarten kommen. Der Trägerverein habe die Erzieher in Sprantal mit Masken versorgt, die zur Bring- und Abholzeit sowie zur Essensausgabe getragen würden, informiert Kindergartenleiterin Annika Vogt. Man fühle sich allerdings von der Landesregierung vernachlässigt, weil von dort bislang keinerlei Masken zur Verfügung gestellt wurden. Den Mund-Nasen-Schutz während der Betreuungszeit zu tragen sieht Vogt als schwierig an, da die Kinder viel vom Mund-Augenbereich ablesen würden und ohne diese Möglichkeit Schwierigkeiten bekämen, das von den Erziehern Gesagte zu deuten.
Unklar, wie Corona-Tests für Lehrer und Erzieher durchgeführt werden
Wie die vom Land angekündigte Testung von Lehrkräften und Erziehern in Bretten organisiert werden soll, war bis Redaktionsschluss allerdings noch nicht bekannt. Bernhard Feineisen, Amtsleiter für Bildung und Kultur in Bretten, bestätigte, dass sich Städte- und Gemeindetag noch in der Abstimmung befänden und ein Ergebnis der Stadt bislang noch nicht bekannt sei. Vorgesehen war seitens des Landes, dass sich Lehrer und Erzieher zweimal in der Woche kostenlos testen lassen dürfen. Diese Testung sollte entweder durch vorhandene Strukturen bei Ärzten und Apotheken abgedeckt werden, oder, wo es nicht möglich ist, sollte laut Sozialministerium ein lokales Testzentrum eingerichtet werden.
Allerhöchste Zeit für Tests
Es sei allerhöchste Zeit, dass Lehrer und Erzieher endlich mit den notwendigen Masken und Testungen versorgt würden, mahnt Martin Knecht (CDU) an. In der Fraktion habe man das Thema noch nicht besprochen, doch er teile gerne seine persönliche Meinung mit. Lieber solle man bei den Schulöffnungen einen Schritt langsamer gehen, anstatt voll zu öffnen und hinterher wieder stark zurückfahren zu müssen, so Knecht. Auch Valentin Mattis (SPD) spricht sich für eine vorsichtige Öffnung aus. Es komme auf die örtliche Inzidenz an. Da die Zahlen in Bretten niedrig seien, sei es in Ordnung Grundschulen und Kitas schrittweise zu öffnen. Auch die angekündigten Schnelltests seien gut. "Man gewöhnt sich ans Testen", sagt er. Im Rahmen seines Berufs wird er selbst dreimal in der Woche getestet.
Bildungsgerechtigkeit und tägliche Testung
Ute Kratzmeier (Grüne) hält die Öffnung der Schulen auf der einen Seite für notwendig, um der Bildungsgerechtigkeit nachzukommen. Auf der anderen Seite müsste die Gesundheit der Beschäftigten geschützt werden. Für eine weitere Öffnung, auch von weiterführenden Schulen, gebe es viele Möglichkeiten, darunter Plexiglasscheiben und Luftreinigungssysteme. Jörg Biermann (die aktiven) spricht sich dafür aus, die Öffnung der Schulen und ihre eventuelle Auswirkung auf die Infektionszahlen genau zu beobachten. Auch regt er an, dass Testungen, wie es bereits in Pflegeheimen vorgeschrieben sei, täglich durchgeführt würden.
Zeit und Personal wird gebunden
Ingo Jäger (FDP) stellt sich zum Präsenzunterricht, der nun schrittweise eingeführt werden soll, einen zusätzlichen Online-Unterricht in den Klassenräumen vor. Dabei sollen die Schüler online von Lehrern unterrichtet und vor Ort von arbeitslosen Lehrern als Betreuer unterstützt werden, die sicherstellten, dass Kinder ihre Aufgaben erledigten. Bei den angekündigten Tests für Lehrer und Erzieher werde viel Personal und Zeit gebunden, das sieht der Selbstständige grundsätzlich kritisch. Auch FWV-Stadtrat Thomas Rebel, der nach dem plötzlichen Rücktritt von Bernhard Brenner nicht für die Freie Wähler Vereinigung sprechen möchte, äußert seine persönliche Meinung. Von den Schnelltests für Lehrer und Erzieher hält er nicht viel. Sinnvoller sei es, die Tests nicht extern, sondern aufgrund des dann geringeren Zeitaufwandes direkt in der Schule durchzuführen. Dennoch wisse man nicht, welche psychischen Langzeitschäden die momentane Situation verursache. "Darum ist die Öffnung der Schulen dringend notwendig." Andererseits bestehe die Gefahr, dass das Virus so auch in die Elternhäuser getragen werde. Vielleicht sei eine Null-Covid-Strategie (Die Initiative "No Covid" fordert, die Zahl der Neuinfektionen auf Null zu bringen; Anm. d. Red.) aber auch eine Möglichkeit.
Teststrategie oder freiwillige Tests?
Dass eine Testung nur bei Symptomen durchgeführt wird, fordert Andreas Laitenberger (AfD). Die Härte der Maßnahmen stelle er grundsätzlich in Frage. Die momentane Situation für die Kinder sei eine Tragödie. Besonders Kindergartenkinder benötigten endlich wieder Kontakte zum Spielen und Spaß haben. Auch Hermann Fülberth (Aufbruch) empfindet es als an der Zeit, mit einem vernünftigen Wechselunterricht zu starten. Gegen die Masken, die zur Verfügung gestellt würden, gebe es wenig zu sagen. Dennoch sollten seiner Meinung nach Testungen nur auf Freiwilligenbasis durchgeführt werden. Ariane Maaß (fraktionslos) hingegen spricht sich für eine Teststrategie aus. Es sei festgestellt worden, dass sich die Mutationen auch bei Kindern weit verbreiteten, daher müsse man bei den Öffnungen vorsichtig sein.
Autor:Beatrix Drescher aus Bretten |
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